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Glaube ist kein Gefühl – oder doch? Eindruck

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»Glaube ist kein Gefühl!« Wie oft habe ich diesen Satz schon gehört? Ich weiß es nicht, aber dass er mir in Fleisch und Blut übergegangen ist, das weiß ich mit Sicherheit. Wahrscheinlich habe ich ihn auch selbst schon gebraucht. Doch sosehr er einerseits stimmt, so schwierig finde ich ihn mittlerweile. Unterstellt er doch, dass Glaube und Emotionen zwei unterschiedliche Welten sind. Erst spät stieß ich auf das Buch, das diesen Satz geprägt hat. Doch der Reihe nach.

Am 31. Juli 1976 stieg im US-Bundesstaat Colorado der Big Thompson River über die Ufer. Wolkenbruchartige Regenfälle hatten den Fluss anschwellen lassen. Nun überflutete er ganze Landstriche, entwurzelte Bäume, zerstörte Häuser und riss Fahrzeuge mit. Es entstanden enorme Sachschäden. Und viel schlimmer: Rund 140 Menschen fanden während des Unwetters den Tod. Es war eine furchtbare Katastrophe. Unter den Getöteten befanden sich auch sieben Mitarbeiterinnen der christlichen Studentenorganisation »Campus für Christus«. In großer Runde hatte man sich zu einem Freizeitwochenende auf der Sylvan Dale Guest Ranch getroffen. Es begann alles so verheißungsvoll. Doch dann brach das Unglück über sie herein. Auf der Flucht vor den Wassermassen wurden zwei ihrer Autos überspült. Zwei der jungen Frauen konnten sich noch befreien und später an Bäumen festklammern, für die anderen sieben kam jedoch jede Hilfe zu spät. Was mit so viel Erwartung und Freude begonnen hatte, endete als Tragödie. In dem später viel gelesenen Buch »Faith is not a feeling«, das anschließend auch in deutscher Sprache erschien (»Glaube ist kein Gefühl«), zeichnete Bailey die schrecklichen Ereignisse nach. Dabei machte sie keinen Hehl aus ihren tiefen, emotionalen Krisen, die sie erlebte. Immer wieder empfand sie große Trauer und fühlte sich von Gott verlassen. Aber sie berichtete auch, wie sie als Christin mit diesem schrecklichen Verlust umzugehen lernte. Ihre persönliche Entdeckung sei, so schreibt sie, dass Glaube kein Gefühl, sondern eine Entscheidung sei. Und sie hält fest, dass der Glaube sich nicht von schlechten Gefühlen herumreißen lassen darf, sondern sich an Gottes Wort und den darin enthaltenden Zusagen orientieren soll:

Jeder von uns hat Gefühle. Sie können uns zu Freunden oder zu Feinden werden, je nachdem, wie wir mit ihnen umgehen. Ich möchte Ihnen von einigen Kämpfen und Prüfungen berichten, die ich bestehen musste, bis ich lernte, meine Gefühle zu bändigen und zu meistern. Ich möchte Ihnen erzählen, wie ich es lernte, sie als einen Zugang zu Gottes Wort zu gebrauchen. (Bailey 2007, S. 7)

Das Buch enthält eine wichtige Botschaft, die auch heute gilt: Gefühle sind nicht neutral. Das stimmt etwa für die Traurigkeit. So kann sie echter Ausdruck eines erlittenen Verlustes sein. In einem solchen Fall gibt es keine Alternative, als diesem Gefühl auch Ausdruck zu verleihen. Von keinem Christen wird etwa in einem Todesfall erwartet, dass er sich freut und in die Hände klatscht. Dann ist nicht die Zeit, ein »Halleluja« (Lobet Gott) zu rufen, sondern ein »Kyrie eleison« (Herr, erbarme dich) zu seufzen.

Gefühle wie Traurigkeit können sich aber auch verselbstständigen und manchmal alle anderen inneren Regungen – wie etwa den Glauben – dauerhaft ersticken. Dunkle Stimmungen legen sich dann wie ein Mehltau auf den Menschen. Hier gilt die alte Weisheit, dass die entscheidende Nahrung des Glaubens das Evangelium ist. Auch wenn ich mich nicht danach fühle, so bestätigt mir die Heilige Schrift, dass ich Gottes Sohn und Tochter bin. Selbst wenn vieles dagegenspricht, so sichert mir die Verheißung zu, dass niemand mich aus Gottes Hand reißen kann. Als Christ und Christin darf ich mich dann nicht von irrlichternden Emotionen beunruhigen lassen. Darum hat der Buchtitel auch seine Berechtigung: »Glaube ist kein Gefühl.«.

Predigt braucht Gefühl

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