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Wie ich einmal einen Oscar verliehen bekommen habe

Martin Hörmann fragt: „Sehr geehrter Herr Austrofred, wie sind Sie mit der Enttäuschung umgegangen, dass Ihnen der Herr Malek die Rolle des Herrn Mercury im Film Bohemian Rhapsodyweggenommen hat?“

Lieber Martin,

es ist natürlich, wie bekannt geworden ist, dass die Queen einen Film über den Freddie Mercury produzieren, viel diskutiert worden, dass das die ideale Rolle wäre für mich. Ich habe aber im Rahmen dieser Diskussionen immer schon zu meinen Spezln im Kaffeehaus gesagt, werdets sehen, den spielt ein Ami, hundertpro. Weil erstens müssten sie mich synchronisieren, und bei so etwas sparen sie gerne in Hollywood, und zweitens haben sie drüben selber sehr fähige Kollegen, erstklassige Freddie-Mercury-Interpreten, da brauchen sie nicht unbedingt den kleinen Fredi aus Austria. Im Übrigen habe ich im Drehzeitraum schon mehrere fixe Engagements (eine Hochzeit, eine Geschäftsauflösung) gehabt, das wäre sich schon rein zeitlich gar nicht ausgegangen bei mir.

Ich finde auch, dass der Rami Malek seine Sache absolut solide gemacht hat, wenn auch nicht herausragend. Das eine Problem, das ich allerdings schon habe mit ihm, ist, dass der Kerl jetzt eh schon von Haus aus Froschaugen hat, und dann verpassen sie ihm für den Film auch noch das Pferdegebiss vom Freddie – das ist einfach zu viel. Weil einen optischen Makel, den machst du mit Ausstrahlung wieder wett, aber Überbiss und Froschaugen – damit wäre sogar ein Freddie Mercury niemals ein Star geworden. Wobei ich selbstkritisch genug bin, dass ich sage: Gar kein optischer Makel ist in Wirklichkeit auch nicht optimal, weil das empfinden viele fast schon als kitschig.

Über den Oscar habe ich mich dann natürlich extrem gefreut. Ich kriege jetzt schon wieder feuchte Augen, wenn ich daran denke. Weil du kannst dir ja gar nicht vorstellen, wie man als Fach-Impersonator teilweise vonseiten der Medien, aber immer wieder auch von Künstler-„Kollegen“ behandelt wird, nämlich wie ein Mensch zweiter Klasse. Aha, dieser Dodl, heißt es da geringschätzig, der singt ja nur den Freddie Mercury nach, oder den Elvis oder den Elton John, das ist ja kein Original-Genie. Ich kenne viele, denen diese ständigen Benachteiligungen wirklich zu schaffen machen, an denen nagt das. Einige von euch können sich sicher an den Thilo von der Chemnitzer Queen-Tribute-Band German Magic Miracles erinnern, ein ganz großer Mercury-Interpret mit einer makellosen Mikrostangl-Technik. Der hat genau wegen dieser Geringschätzung zum Saufen angefangen und in weiterer Folge letztes Jahr einen Schlaganfall gehabt, da hängt er immer noch dran. Mittlerweile singt er aber wieder, gottseidank, in einer U2-Coverband halt.

Auf jeden Fall: Was der Rami geschafft hat, das ist ein Präzedenzfall, weil er hat ja den Oscar nicht für irgendeinen geschissenen Hamlet-Monolog gekriegt oder für eine Ganslhaut-Liebesszene, sondern dezidiert für sein naturgetreues Nachbauen der Live-Aid-Moves vom Freddie – im Prinzip das kleine Einmaleins für einen jeden FM-Interpreten, aber das ist wurscht. Wichtig ist, dass er den Oscar geholt hat, stellvertretend für die vielen, vielen Impersonatoren und Doubles da draußen, die sich Abend für Abend den Arsch aufreißen bei ihrer Arbeit, also auch für mich. Ich möchte mich hiermit herzlich bei der Oscar-Academy bedanken!

Die fitten Jahre sind vorbei

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