Читать книгу Die fitten Jahre sind vorbei - Austrofred - Страница 17
Оглавление10
Senile Bettflucht
Thomas Huber aus Waidhofen (an der Ybbs, nicht Thaya) fragt: „Mich würde interessieren, wie Sie sich Ihr Leben in der Pension vorstellen. Weil wenn ich mir so einen Bob Dylan oder Mick Jagger anschaue, die mit ihren gefühlten 80 Jahren noch immer auf den Konzertbühnen der Welt herumkrebsen, denke ich mir schon, dass die besser ihre verdiente Ruhe genießen sollten und lieber den Tag mit den Enkerln im Garten verbringen sollten.“
Lieber Thomas,
wenn du mir dieselbe Frage vor dreißig Jahren gestellt hättest, hätte ich dir sofort recht gegeben. Ich kann mich erinnern, dass es mich aus meiner damaligen Perspektive heraus (fünfzehn Jahre, Bezirk Steyr-Land) teilweise richtiggehend gegraust hat vor diesen alten faltigen, über vierzigjährigen Personen – Mick Jagger, Tina Turner, Rod Stewart etc. –, die sich da auf der Bühne produziert haben und nicht zum Beispiel im Kirchenchor, wie es ihnen altersgemäß angestanden wäre. Hat jeder gefunden. Und wieso haben die keine Seniorenkleidung an? Heute dagegen, wo ich selber 45 (bzw. knapp drüber) bin, graust es mich vor fünfzehnjährigen Popstars. So hat ein jeder Ekel seine Zeit, und das ist ja auch gut und richtig so.
Hier noch vier Argumente, warum du meiner Meinung nach falsch liegst:
Erstens: Ein Bühnenmensch geht nicht in Pension, kann er gar nicht, weil die Bühne ist ja eine Sucht. Und wieso sollte er auch? Ich kenne Leute, die haben aus meiner Sicht vollkommen sinnlose Berufe (Schas lassen im mittleren Management), aber die machen das gern und wollen gar nicht aufhören damit. Wieso soll dann wer in Pension gehen, der so einen lässigen Beruf wie Rockstar hat?! Ist Gartenarbeit wirklich so viel schöner?
Zweitens: Die Tourneen von denen dauern ja nicht das ganze Jahr. Wenn der Bob Dylan drei Monate auf Tour ist, dann hat er immer noch neun Monate Zeit, dass er daheim seine Gartenzwergerl schnäuzt.
Drittens: Eine Tour muss nicht automatisch Trennung von der Familie bedeuten. Wenn der Mick Jagger will, dann kann er sich easy alle seine Enkerl zum Tourstopp in Rio einfliegen lassen, sofern die nicht überhaupt Teil vom Team sind, weil das ist ja gang und gäbe mittlerweile. Bei vielen Stars spielen die Kinder sogar in der Band. Der Phil Collins und der Art Garfunkel fallen mir ein, und natürlich der Roger Taylor, dem sein Sohn Rufus seit ein paar Jahren bei den Restl-Queen mittrommelt.
Und was ich viertens but not least auch noch zu bedenken geben möchte: Warum soll es beim Mick Jagger anders sein als bei meinem Nachbarn, dessen Frau auf die Frage, ob sie das nicht ärgert, dass er so viel im Wirtshaus sitzt, immer sagt: „Daheim ist er eh nur lästig.“