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Routinen
David Priglinger-S. aus Wien 15 schreibt: „Haben Sie, Herr Austrofred, eine morgendliche Routine?“
Lieber David,
wie jeder Künstler habe ich natürlich einen sehr straffen Zeitplan und fixe Routinen, anders wäre mein Beruf gar nicht möglich auf diesem Level, weil gerade in der Früh ist ja die kreative Energie besonders hoch und das muss man kanalisieren. Mein Autorenkollege Thomas Mann zum Beispiel hat jeden Tag von neun bis zwölf geschrieben, egal was, der war da beinhart. Wenn da ein Spezl gekommen ist und gesagt hat, geh Thomas, heute ist so ein schöner Wintertag, gehen wir Eisstockschießen, hat der Thomas Mann gesagt, nix da, geschrieben muss werden, komm um zwölf wieder. Wenn dann um zwölf der Spezl wiedergekommen ist, dann hat er sich den Wintermantel angezogen, auch wenn seine Frau (die Katja) natürlich gesagt hat, heast, jetzt gehst du Eisstockschießen, grad wo die Suppe auf den Tisch kommt! Aber beim Essen war der Thomas Mann halt nicht so genau wie beim Schreiben, er war ja auch ein Schriftsteller und kein Koch. Seine Frau war ihm auch gar nicht böse deswegen, weil erstens hat sie ja sein künstlerisches Naturell geschätzt – das war ja ein Teil seiner Attraktivität, wenn nicht sogar hundert Prozent davon – und zweitens hat sie die Suppe eh nicht selber gekocht, weil natürlich haben solche wie die Manns bzw. Männer zur damaligen Zeit ein Dienstmädchen gehabt.
Meine eigene Routine schaut so aus, dass ich zwischen zehn und zwölf aufstehe – je nachdem ob ich am Vortag einen Gig gehabt habe bzw. wie es mich freut –, dann trinke ich im Bett einen Kaffee oder ein Reparaturseiterl – je nachdem ob ich am Vortag einen Gig gehabt habe bzw. wie es mich freut – und mache ein bisschen Korrespondenz. Nach einem kurzen Nickerchen gehe ich dann frisch an die kreative Arbeit und um eins zum Wirten. Um drei schaue ich ins Austrofred-Kompetenzzentrum, checke, was meine Mitarbeiter an diesem Tag geleistet haben, verteile Lob, Verbesserungsvorschläge und Überstunden, und dann ist es meistens eh schon Zeit, dass ich zu meinem nächsten Auftritt fahre. Wenn ich ausnahmsweise keinen Auftritt habe, gehe ich zum Beispiel gerne Kegelscheiben.
Blöd ist es, wenn ich einen Auftritt weiter weg habe, weil dann muss ich schon früher los und die ganze Routine im Auto oder im Speisewagen absolvieren. Geht aber auch, weil klarerweise habe ich mittlerweile eine gewisse Routine bei meiner Routine.