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Fairer Umgang mit Tieren

Heli aus Linz fragt: „Sehr geehrter Herr Austrofred, ich wohne in einer WG mit einer sehr lieben Mitbewohnerin und ihrer leider vollkommen gestörten Katze, die mir schon mehrfach ins Zimmer geschissen hat, letzthin sogar ins Bücherregal. Wie soll ich mich verhalten? Kann ich der Katze Gift ins Futter mischen und trotzdem weiterhin ein gutes Verhältnis zu meiner Mitbewohnerin haben?“

Lieber Heli,

zuallererst musst du einmal das Gespräch mit deiner Mitbewohnerin suchen und offen mit ihr die Problematik diskutieren. Das bringt zwar in diesem Fall überhaupt nix, aber es gehört sich halt heutzutage. Leider fällt durch das Gespräch dann auch die Gift-Variante weg, weil da wärst du dann natürlich der Tatverdächtige Nummer eins.

Wobei ich diese Gift-Idee, ehrlich gesagt, schon von Haus aus nicht sehr gut finde, weil ich bin ein großer Freund von Katzen beziehungsweise überhaupt allgemein von Lebewesen. Und nachdem du mir auch schon davon geschrieben hast, müsste ich dich eigentlich dann auch anzeigen.

Vielleicht solltest du die ganze Geschichte einfach nicht zu persönlich nehmen. Du schreibst ja, die Katze hat dir auf die Bücher geschissen – hat sie zufällig öfter mit dem Literaturbetrieb zu tun? Ich nämlich schon, und wenn das bei besagter Katze auch so ist, dann tät ich sagen, ist ihre Aktion in einem gewissen Ausmaß durchaus verständlich.

Am besten fände ich ja, nachdem wir uns in einem Rechtsstaat befinden, ein geordnetes gerichtliches Vorgehen gegen die Katze. Leider gibt es so etwas aber nicht beziehungsweise nicht mehr. Vor kurzem habe ich beim Zahnarzt in einer Zeitschrift einen super Artikel gelesen, laut dem zum Beispiel im 15. Jahrhundert in Frankreich eine Sau wegen Mordes an einem Kind am Galgen aufgehängt worden ist. Sie ist, während die Eltern auf dem Feld waren, ins Haus gerannt und – ich kann wörtlich zitieren, ich habe mir die Zeitschrift nämlich gefladert, weil bei meinem Zahnarzt trifft es eh keinen Armen – „aß das Gesicht und den Nacken“ des Säuglings aus der Wiege. So ist das in den Gerichtsakten gestanden.

Die angeklagte Sau war aber kein Einzelfall, sondern solche Verfahren hat es zu Hunderten gegeben. Ebenfalls in Frankreich ist zum Beispiel ein Rudel Ratten vor Gericht geladen geworden, weil sie die Gerstenernte in ihrem Dorf vernichtet haben. Sie sind dann allerdings nicht zur Verhandlung erschienen, weil, wie ihr Pflichtverteidiger überzeugend dargelegt hat, die Anreise wegen der wachsamen Katzen zu riskant gewesen wäre. Auch ein Hahn, der wider die Natur ein Ei gelegt hat, ist verurteilt worden, sowie eine Sau, die eine geweihte Hostie gefressen hat, was sich auch nicht gehört.

Jetzt darf man nicht glauben, dass die Leute damals so dumm waren im Vergleich zu uns weltklassemäßigen 21.-Jahrhundert-Menschen. Im Gegenteil, vielleicht war dieser Umgang sogar gescheiter als unser heutiger, wo ein jeder Hund, der einmal einen Nordic Walker in den Hintern zwickt, sofort eingeschläfert wird. Damals hat er zumindest einen ordentlichen Prozess gekriegt. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass das zum Beispiel für die Eltern, wo die Sau das Kind zerbissen hat, psychologisch leichter zu verarbeiten ist, wenn das einen gerichtlichen Gang geht und die Sau gescheit bestraft wird. Sicher ist sie da auch ein bisschen ein, sag ich einmal: Sündenbock, aber wahrscheinlich brauchen die Eltern genau so einen.

Im Fernsehen war einmal ein Bericht über einen Prozess gegen einen Lkw-Fahrer, der im Sekundenschlaf einen Unfall mit mehreren Toten verursacht hat. Da hat man gesehen, wie die Mutter von einem Opfer zu dem Mann hingegangen ist und ihm ins Gesicht gespuckt hat. Zuerst hat mir der Mann leidgetan. Ich meine, der arme Hund wird eh sein Leben lang mit dieser Riesenschuld zu kämpfen haben, nur weil er getan hat, was Millionen Lastwagenfahrer jeden Tag tun, nämlich viel zu lange am Stück hinter dem Lenkradl sitzen. Gleichzeitig hat mir auch die Frau leidgetan, klarerweise, weil wie soll die mit dem Verlust von ihrem Sohn denn auch umgehen? Dass der einfach ein Pech gehabt hat, das kann einen in so einer Situation nicht befriedigen. Für sie muss der Lkw-Fahrer von Grund auf böse sein, und er muss bestraft werden, damit sie das verarbeiten kann.

Der Mensch ist, wenn man es sich genau überlegt, wirklich ein armseliges und bedürftiges Wesen. Wir sollten ihm gegenüber gnädig sein, wann immer wir mit einem Exemplar dieser Gattung zu tun haben.

PS: Ah ja, wegen der Katze noch: Ich würde die offene Konfrontation vermeiden, weil ihr werdets ja noch länger zusammenwohnen und euch über Raumsauberkeit und Fernsehprogramm verständigen müssen. Am besten, du spendierst ihr mal eine Schachtel Kitekat, dann weiß sie: Aha, der Heli ist mein Haberer, der kauft mir Qualitätsfutter, dem scheiß ich nicht mehr auf die Literatur.

Die fitten Jahre sind vorbei

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