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Zorro

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Zorro, der Rächer der Armen, betrat das Lokal Spielplatz, das ihm noch aus Partyzeiten seiner Jugend bekannt war. Dort war er zum „Vorglühen“ mit einigen Freunden verabredet.

Er schlängelte sich bei stampfenden Musikrhythmen durch die tanzende Menge und wollte gerade Michi in seinem Cowboydress begrüßen, als er belustigt feststellte, dass selbst seine engsten Freunde ihn hinter seiner Zorro-Maske kaum erkannt hatten. Die Gruppe, zu der noch Hannes mit seiner Freundin Babs gehörte, versorgte ihn direkt mit einer Stange Kölsch. Steven prostete den anderen zu.

„Mensch, Steven! Du siehst ja cool aus! Wir waren uns nicht sicher, ob du nicht doch noch kneifst. Und dann so stilecht! Wow!“ Hannes trat einen Schritt zurück, soweit das im Gedränge möglich war, und begutachtete das Kostüm.

„Ganz schön knapp, das Höschen“, brüllte Michi in diesem Moment in Richtung Steven und kniff ihm bekräftigend in die Pobacken.

Steven verdrehte die Augen.

„Ja, ist von meinem Vater. Seid froh, dass er’s mir geliehen hat, sonst wäre ich nicht gekommen.“

„Ach, red doch keinen Stuss! Das hättest du Gregor nicht antun können“, traf Hannes ins Schwarze.

„Sag mal, Alter: Muss ich mir Gedanken machen, wie

häuslich du wirst, wenn du noch länger mit deinem Vater zusammenwohnst?“

„Ich wohne nicht mit ihm zusammen“, betonte Steven, obwohl er wusste, dass Michi ihn nur aufzog. „Du weißt doch, dass wir das Haus so gestaltet haben, dass es sich um zwei völlig getrennte Wohnbereiche handelt.“

„Ja, die Hütte ist echt cool!“ Hannes nickte begeistert. „Vor allem die Idee mit dem gemeinsamen Patio zwischen euren Wohnungen gefällt mir.“

Michi blickte immer noch skeptisch.

„Ich sag dir was. Du könntest ja wieder mal ne Party machen. Dann überprüf ich das Ganze noch mal.“

Steven grinste. „Vielleicht zu meinem Geburtstag. Vorher schaff ich es nicht. Bei mir ist gerade zeitlich die Hölle los. Ich hab dir doch von dem kanadischen Wettbewerb erzählt. Sobald die Präsentation war, hab ich wieder ein wenig mehr Luft. “

„Das glaub ich erst, wenn es so weit ist.“ Michi prostete mit seinem Kölschglas Steven zu. „Ich kenn dich doch. Die letzten Jahre rotierst du zwischen Familienbetrieb und Wettbewerben. Und hast du nicht letztens noch überlegt, auch noch den Job an der Wuppertaler Uni anzunehmen?“ Michi schüttelte bei dem Gedanken ungläubig den Kopf. „Steven, du bist zwar einer meiner besten Freunde. Aber du bist eindeutig ein Streber. Kein Wunder, dass Anna irgendwann Reißaus genommen hat.“

Steven verschluckte sich fast an seinem Kölsch. Oh Mann, was war denn heute mit Michi los? Der war doch sonst nur auf Spaß aus. Steven runzelte die Stirn und überlegte, ob er verstimmt sein sollte. Das mit Anna war doch schon ewig her. War was dran an Michis Vorwurf? War er ein Streber?

Steven hatte nach seinem Abitur als jüngster Spross der „Berghoffs“ das Geschäft von der Pike auf gelernt, und die Kombination aus Geschmack und Verkaufstalent war ihm zweifellos in die Wiege gelegt worden. Nach ein paar Jahren war das für Steven zu wenig gewesen. Er wollte selbst kreativ sein. Einer Schreinerlehre folgte das Studium zum Industriedesigner. Sein Vater unterstützte nach anfänglicher Skepsis stolz den – für einen Berghoff – eigensinnigen Lebensweg Stevens. Und siehe da: Stevens innovative und außergewöhnlich ästhetische Entwürfe von Modulmöbeln brachten dem mit der Zeit eingeschlafenen Ruf des Möbelhauses internationale Anerkennung ein.

Aber war das nicht normal? Dass man sich in dem Beruf, den man liebte, überdurchschnittlich engagierte? Wem, außer Michi, blieb mit immerhin fast vierzig noch Zeit, nur „Fun“ zu haben?

Steven entschied sich, Michis Bemerkung zu übergehen, klopfte ihm nur kumpelhaft auf die Schulter und nutzte die Gelegenheit, noch einmal anzustoßen. Sie blödelten noch ein wenig rum, und Steven fing an, sich zu entspannen. Er taxierte die ausgelassen Feiernden und registrierte ein paar sehr lustige Outfits. Ein Glamrocker auf halsbrecherisch hohen Plateausohlen tanzte gerade an ihm vorbei. Auch Michi hatte ihn entdeckt und wechselte ein belustigtes Grinsen mit Steven.

Hannes stöhnte. „Mann ist mir heiß!“ Hannes hatte sich ein dickes Kissen unter einem weißen Betttuch um den Bauch geschnallt und ging als sonnenbebrillter Scheich.

Steven nickte. Ja, es war megalaut hier und extrem heiß. Von den beschlagenen Fensterscheiben triefte Kondenswasser.

„Babs geht übrigens als Computernerd“, fügte Hannes grinsend hinzu und deutete auf seine Freundin, die eigentlich aussah wie immer. Steven betrachtete sie.

„Ich wusste gar nicht, dass Computernerds rote High Heels tragen. Sexy!“ Babs zog eine Grimasse und schlug spielerisch nach ihm.

Narrenschicksal

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