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1.3.3 Evangelische Union und katholische Liga

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Das evangelische Deutschland wird im Dreißigjährigen Krieg deutlich weniger geschlossen agieren als Deutschlands Katholiken; und anders als die bis 1635 fortexistierende Liga wird die Union die erste Kriegsphase, den Böhmisch-Pfälzischen Krieg, nicht überdauern. Woran liegt es? Es gab von Anfang an zwei Mankos: Innerhalb der Union mussten sehr verschiedene Denk- und Politikstile miteinander auskommen; und viele evangelische Reichsstände waren für die Union erst gar nicht zu gewinnen, fast ganz Norddeutschland blieb abseits.

Die Union wurde in einem Dörflein der fränkischen Markgrafschaft Ansbach gegründet, im Kapitelsaal des säkularisierten Klosters Auhausen. Gründungsmitglieder waren der Kurfürst von der Pfalz, der Herzog von Württemberg, die Markgrafen von Baden, Ansbach und Kulmbach sowie der Pfalzgraf von Neuburg. Die Bundessatzung schreibt zwar jährliche Bundessteuern fest, auf dass man für den militärischen Ernstfall gewappnet sei (es wurde also eine gemeinsame Kriegskasse angelegt), aber der Bündniszweck wird wiederholt ausdrücklich als defensiv charakterisiert. Die Allianz werde Truppen in Bewegung setzen, so eines ihrer Glieder angegriffen werde.

Probleme der Union 1: geringe Homogenität

Freilich, wer definierte den Angriffsfall? Weil sich der calvinistische Heidelberger Kurhof traditionell einem risiko- und konfrontationsbereiteren Politikstil verschrieb als die anderen, mehrheitlich lutherischen Residenzen des evangelischen Deutschland, konnte es schon von Bedeutung sein, dass die Leitung der Union in kurpfälzischer Hand lag. Friedrich IV. war eben, als Kurfürst, das ranghöchste [<<36] Gründungsmitglied und wurde dementsprechend zum Direktor des Bündnisses ernannt – er also hatte die Korrespondenz zu führen, zu Bundestagen zu laden, wo ihm dann die Versammlungsleitung zukam. Auch die militärischen Bundesämter fielen in die Hände von Kurpfälzern oder von Anhängern des dortigen Politikstils. Die politischen und militärischen Schlüsselpositionen hatten Personen inne, die viel weiträumiger dachten als die meisten Unionsstände; Personen, die im europäischen Maßstab kalkulierten, für die die Union nicht lediglich Nachbarschaftshilfe im Fall der Bedrängnis zu organisieren hatte, für die diese Union Baustein einer europaweiten antikatholischen, antihabsburgischen Allianz war. Dieser weite Horizont, negativer formuliert: diese Neigung zum risikobereiten Hazardspiel war den meisten Fürsten im Bündnis (und erst recht den in den Folgejahren beitretenden reichsstädtischen Magistraten) fremd.

Probleme der Union 2: Norddeutschland bleibt abseits

Die Gründungsmitglieder der Union wird man süddeutsch nennen können, auch den später beitretenden Pfalzgrafen von Zweibrücken, die Grafschaft Öttingen sowie insgesamt 17 fränkische, schwäbische und elsässische Reichsstädte, ferner die fränkische Reichsritterschaft. Dazu kamen noch – sagen wir salopp: ungefähr in der Mitte des Reiches – der Landgraf von Hessen-Kassel sowie das Fürstentum Anhalt. Dabei aber blieb es. Die Union vergrößerte sich in ihren schwungvollen Anfangsjahren rasch auf 28 Bundesglieder, aber seit 1610 stagnierte der Mitgliederstand. Die norddeutsche Tiefebene blieb abseits, lediglich Kurbrandenburg im Nordosten wird zeitweise zur Union gehören, aber nie ein zuverlässiger Verbündeter sein. Spät beitretend, hat sich Berlin seit 1617, also vier Jahre vor der Auflösung der Union, faktisch schon wieder diesem entlegenen Bündnis mit seinen süddeutschen Interessen entwunden, keine Beiträge mehr entrichtet, keine Bundestage mehr beschickt. Noch einmal drei Jahre früher, nämlich bereits 1614, war das Gründungsmitglied Pfalz-Neuburg ausgeschieden, mit dem Regierungsantritt des zum Katholizismus konvertierten Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm.

Besonders schwer wog, dass mit Kursachsen das renommierteste evangelische Territorium, das Mutterland der Reformation, dauerhaft draußen blieb. An der Elbe betrieb man eine betont kaisernahe Reichspolitik, das Reichsoberhaupt aber war katholisch. Damit kam entschiedene konfessionelle Interessenwahrung in der Reichspolitik [<<37] für die Kursächsischen nicht infrage. In einem Gutachten von 1610 attestierten sich die Dresdner selbst: „politice seint wir Bäpstisch“ – meint in modernem Deutsch: In der Reichspolitik agieren wir so kaisernah wie die katholischen („bäpstischen“) Reichsstände. Die Dresdner standen nicht nur draußen, sie bekämpften die Union entschieden: Dieses Bündnis stand an der Elbe für „Ungehorsam“ dem Reichsoberhaupt gegenüber, als halbe Reichssezession gefährde es die Stabilität des politischen Systems.

Denk- und Politikstile im evangelischen Deutschland

Wenn wir einmal der Übersichtlichkeit halber stark schematisieren, können wir im damaligen deutschen Protestantismus drei Denkschulen und Politikstile ausmachen. Da gab es erstens Territorien, die ihre konfessionellen Besitzstände so wenig gefährdet sahen – und in Norddeutschland gab es nun einmal keine mächtigen katholischen Nachbarn wie im Süden Bayern oder Österreich –, dass man keine Notwendigkeit empfand, für ihre Verteidigung Geld auszugeben und den Reichsverband zusätzlichen Spannungen auszusetzen. Zweitens gab es Regierungen – es waren hauptsächlich die süddeutschen Lutheraner, ob kleinere Fürstenhöfe, ob reichsstädtische Magistrate –, die sich durchaus lebhaft bedroht fühlten und lebhaft um ihre konfessionellen Besitzstände bangten, aber genauso lebhaft um die Stabilität des Reiches und den Frieden in Mitteleuropa. Sie versuchten sich in einer anstrengenden, oft quälenden Gratwanderung zwischen betonter Reichs- und Kaisertreue einerseits, koordinierter konfessioneller Interessenwahrung andererseits, unterstrichen den defensiven Charakter der Union und dass diese der Friedenswahrung, nicht der Kriegsvorbereitung zu dienen habe. Drittens gab es eine Gruppe von evangelischen Politikern – es waren vor allem, aber nicht nur Calvinisten –, für die der große, europaweite Endkampf zwischen Licht und Finsternis sowieso unvermeidlich war und offenkundig nah bevorstand; die dem bestehenden, strukturell prokatholisch wirkenden Reich, so, wie es sich momentan präsentierte, weder eine lange Lebensdauer gaben noch ihm eine Träne nachweinen wollten und deshalb die Priorität eindeutig auf energische, risiko- und konfrontationsbereite Konfessionspolitik legten – unter Inkaufnahme weiterer Eruptionen im zerschlissenen Reichsverband. Die erste der drei Gruppen war für die Union nicht zu gewinnen. Die beiden anderen Gruppen mussten in der Union miteinander auskommen. [<<38]

Das führte im Vorkriegsjahrzehnt immer wieder zu Spannungen und Querelen; dass die Union 1617 um ganze vier Jahre verlängert wurde, kann man als Auflösungsbeschluss mit abfedernder Gnadenfrist interpretieren. Als im Mai 1618 zwei Räte und ein Sekretär in den Burggraben des Prager Hradschin fallen (vgl. Kap. 2.1.2), wirft das erneut das alte, nie gelöste Grundsatzproblem dieses längst im Niedergang begriffenen Bündnisses auf: Soll es furchtsam die Stabilität des Reiches hegen oder aber risikofreudig darauf aus sein, den als unbefriedigend empfundenen Status quo aufzubrechen? Wir werden sehen, dass sich der pfälzische Direktor der Union an die Spitze der böhmischen Aufstandsbewegung stellt. Er lässt sich von den Sezessionisten zum neuen Böhmenkönig wählen. Viele andere Mitglieder der Union stufen das böhmische Projekt ihres Direktors als Hazardspiel ein, weshalb sie ihn nur lau unterstützen – was der Pfälzer wiederum als Verrat an der evangelischen Sache wertet. Das evangelische Lager war eben zerklüftet, reichsweit und sogar unter dem Dach der Union. Das sollten wir uns merken, weil es für den Böhmisch-Pfälzischen Krieg noch wichtig werden wird.

Konservativer Charakter der Liga

Blieben der Union eine ganze Reihe (auch und gerade großer) evangelischer Territorien fern, hat die Liga das katholische Deutschland sehr weitgehend umfasst. Sie hatte es einerseits leichter als jene Union, die ja auf Innovation drängen musste, ohne dass ein Konsens über deren Ausmaß geherrscht hätte – genügten Detailkorrekturen am Reichsgebäude, stand ein Totalumbau an? Bundeszweck der Liga war es, den überwiegend katholischen Charakter des Reiches zu konservieren.

Der Katholizismus war im Reichsverband strukturell bevorzugt: katholischer Kaiser, deshalb katholischer Reichshofrat; katholischer Reichstagsdirektor, in den beiden maßgeblichen Reichstagskurien zuverlässig Mehrheiten für katholische Positionen. (Um kurz zu erläutern: Die Geschäftsführung am Reichstag oblag ja, in seiner Eigenschaft als Erzkanzler des Reiches, dem katholischen Kurfürsten von Mainz; im konfessionell ausgewogenen Kurfürstenrat votierte Kursachsen „politice Bäpstisch“, den Fürstenrat prägte schon wegen der vielen Fürstbischöfe eine deutliche katholische Majorität.) Da das Hebelwerk der Reichsinstitutionen, so man es nur einigermaßen ungestört funktionieren ließ, regelmäßig dem Katholizismus in die Hände gearbeitet [<<39] hat, brauchten die Ligastände lediglich auf den Status quo zu pochen und von den Protestanten einzufordern, dass sie sich „gehorsam“ in die nun einmal gegebenen Strukturen einfügten.

Wer einfach den Status quo zu wahren sucht, braucht sich gemeinhin weniger Gedanken konzeptioneller Art zu machen als der, der auf Innovation drängt. Und doch litt auch die Liga alsbald unter erheblichen internen Spannungen. Es liegt am traditionell schwierigen Verhältnis zwischen den beiden führenden katholischen Dynastien, Wittelsbach und Habsburg.

Spannungen zwischen Wittelsbach und Habsburg

Die Wittelsbacher fuhren seit Langem gut mit einem Kurs wohl kalkulierter, freundlicher Distanz zu Habsburg. Man hielt in allen konfessionspolitischen Fragen zur Kaiserdynastie, profilierte sich aber zugleich als Bollwerk „teutscher Libertät“. „Teutsche Libertät“ – diese in damaligen Akten überaus häufige Parole besagt, wörtlich in heutiges Deutsch übertragen: „deutsche Freiheit“ (lat. libertas = Freiheit). Mit unserem modernen Freiheitsbegriff hat der Slogan aber wenig gemein, „Libertät“ meinte nicht individuelle Selbstverwirklichung jedes einzelnen Bewohners Mitteleuropas, meinte politische Spielräume für die Reichsstände, ist insofern meistens mit „Föderalismus“ treffender übersetzt als mit „Freiheit“. Wer „Wahrung der teutschen Libertät“ rief, meinte damit, modern ausgedrückt: „Kaiser und Reich sollen lediglich für ein unumgängliches Mindestmaß an Koordination sorgen, Deutschlands Fürsten und Grafen so wenig wie möglich vereinnahmen und gängeln.“

So also sahen das die gleichsam im Vorhof des riesigen Habsburgerreiches liegenden Münchner. Sie brauchten die Kaiserdynastie als Garanten der überwiegenden Katholizität des Reiches, aber diese Dynastie durfte nicht erdrückend mächtig werden. Deshalb drängten sich dem Bayernherzog diese Fragen auf: War die anstehende Allianz ein bayerisch dominierter, sozusagen kaiserfreier Schutzbund für den Süden und Westen des Reiches oder Mosaiksteinchen im ambitionierten Szenario einer europaweiten, letztlich von Madrid dominierten „Habsburger-Liga“? War sie ein Schutzbund nicht nur für den Katholizismus, sondern auch für die teutsche Libertät – oder, im Gegenteil, Vehikel zur Stärkung der monarchischen Gehalte in der Mischverfassung des Reiches? War die katholische Liga wittelsbachisch, war sie habsburgisch – und wie katholisch war sie überhaupt? [<<40]

Zunächst war sie sehr katholisch und sehr bayerisch. Die Bundesverfassung vom 10. Juli 1609 definiert die Liga als Bündnis zur Forcierung der katholischen Auffassung von Recht und Gesetz, proklamiert als Bundeszweck die „erhaltung der wahren catholischen religion“ – ein Sieg der bayerischen Vorstellungen. Bundesdirektoren waren der Kurfürst von Mainz (Inhaber des rheinischen Direktorats) und der Herzog von Bayern (Inhaber des oberländischen Direktorats); Maximilian als dem „Hauptbundesobristen“ kam im Kriegsfall die militärische Leitung zu – und faktisch auch in Friedenszeiten die politische, denn der Kaiser blieb vor der Türe, womit der Bayernherzog der starke Mann war.

Das änderte sich 1613. Zum einen bekam die Liga nun ein drittes Direktorium. Bekleidet hat es der habsburgische Erzherzog Maximilian, der von Innsbruck aus Tirol und Vorderösterreich regierte. Sodann wurde aus der „defensio catholica“ die „christliche defension“. Die Liga wurde nicht mehr als Bündnis der Katholiken definiert, sondern als Bund der Kaisertreuen – mit kaiserlicher Approbation der Direktorialbeschlüsse, ohne allgemeinen Bundesobristen: keine Ablösung der bayerischen Vorherrschaft im Bündnis durch die ebenso eindeutige Habsburgs, aber doch die kräftige Reduzierung Bayerns auf den Status einer lediglich regional vorherrschenden Mittelmacht. Maximilian ‚gehörte‘ sozusagen nur noch ein Drittel. Er sah sich mit der Bundesnotel vom 23. Oktober 1613 auf seine fränkische und einen Teil der schwäbischen Klientel zurückgeworfen. Ein Münchner Gutachten vermutet als Motiv für die Verfassungsänderungen vom Oktober 1613, man habe Bayern unterstellt, dass es „in effectu die oberhand in Teütschland … sueche“. Tatsächlich tat das aus Münchner Sicht Habsburg.

Die Liga zerfällt

Die „Defension“ von 1613 wurde nie wirklich mit Leben erfüllt. München ging auf Obstruktionskurs, ja, nachdem es dem Innsbrucker Erzherzog Maximilian im Lauf des Jahres 1615 endlich gelungen war, aus dem neu eingerichteten dritten Direktorat mehr als einen (wenig ehrenvollen) Ehrentitel zu machen, nämlich eine respektable oberdeutsche Klientel um sich zu scharen – da erklärte der Bayernherzog kurzerhand seinen Rücktritt vom oberländischen Direktorium. Als 1618 in Prag einige Mitglieder der kaiserlichen Statthalterregierung in den Burggraben purzelten, bestand die Liga nur noch auf dem Papier. [<<41]

Wir können zurückblicken: Grundproblem der Liga in der Vorkriegszeit war die Frage nach der dominierenden Vormacht; ein gleichberechtigtes Miteinander von Wittelsbach und Habsburg, das war angesichts des komplizierten, spannungsvollen Verhältnisses zwischen den beiden Dynastien kaum zu bewerkstelligen. 1609 siegten die bayerischen Vorstellungen – zwei Direktorate, ein bayerisches und, in dessen Schlepptau (da ohne größeres, mächtiges Mitgliedsterritorium), ein rheinisches; forciert katholischer Charakter. 1613 setzten sich die habsburgischen Vorstellungen durch: Das konfessionelle Schutzbündnis wird zum Bund der Kaisertreuen umdefiniert, mit drei Direktoraten – zu den alten ein neues habsburgisches für den Innsbrucker Erzherzog. Die Folge: Desintegration, die seitherige Leitmacht Bayern zieht sich gewissermaßen in den Schmollwinkel zurück. Die Liga hat faktisch nicht mehr existiert – ehe die Ereignisse in Böhmen seit 1618 eine vorübergehende Interessenidentität zwischen Habsburg und Wittelsbach schaffen und somit die Liga revitalisieren werden.

Die einzige interkonfessionelle Gemeinsamkeit: Gefühl der Bedrohung

Aller internen Schwächen beider Allianzen unerachtet hat ihre bloße Existenz den lädierten Reichsverband natürlich zusätzlich strapaziert. Unter dem einen Dach des Reiches standen sich nun zwei Konfessionsbündnisse (weil Bündnisse zur Wahrung konfessioneller Besitzstände) gegenüber – zunächst lediglich politisch, nach 1618 militärisch. Nur in einem waren sich beide Lager von Anfang an einig: in der Bedrohungsanalyse. Der Widerpart war in wenig skrupulöser Offensive, selbst stand man mit dem Rücken an der Wand. Sogar die beiden Bundessatzungen zeigen es: Die Unierten schlossen sich zusammen zur Abwehr drohender „thetlichkeiten“, „wieder … unbefugten gewallt“. Es drohten „feindtliche thetliche handtlungen“, weil der Widerpart darauf aus war, „in dem gelibten Vatterlandt eine Unruhe nach der andern antzurichten, die friedliebende und gehorsame Stendte des Reichs zu uberziehen, und zubekriegen“ und so die „verfassung des Reichs in einen haufen zuewerfen“. Man vereinbarte sogar, wie nach „außgang des Kriegs“, der also offenbar absehbar war, mit erobertem Gebiet verfahren würde. Die Ligasatzung beginnt mit der Feststellung, dass „sich die leiff gantz sorgsamb und gefärlich erzaigen“, beschwört feindliche „Thatthandlungen“, es drohten die „Catholische Stennde des Reichs, von den unrüebigen“, also von unruhigen Leuten, „vergewaltigt, und uberzogen“ zu werden, ja, es [<<42] war die „ausreittung der alten wahren allein seelig machenden Religion … beneben undertrückhung aller gleichmessiger billicheiten, recht und Reichssatzungen zuegewartten“.

Ein pfälzischer Spitzendiplomat beschwor die als prekär empfundene Situation des deutschen Protestantismus im frühen 17. Jahrhundert im Brief an einen Kollegen (also nicht etwa in propagandistischer Absicht für Mit- und Nachwelt) einmal so: Die Katholiken haben „une generale et universelle intention, à exercer notre patience et à nous ruiner“, sie sind „par tout le monde presque coniuré à notre ruine“ – eine fast weltweite Verschwörung zum Zwecke der Vernichtung des Protestantismus also. Auf der anderen Seite charakterisierte der Erzkanzler des Reiches, der Erzbischof von Mainz, die reichspolitische Lage intern folgendermaßen: „Der Teufell feyert nit, seine instrumenta schlaffen nit, alle liste unnd gedichte gehen dahin wie im Römischen Reich Teutscher Nation die kayserliche Authoritet … vernichtiget, die catholische religion außgerottet, die geistliche Chur-, Fürsten und Stendte undertruckt unnd allein Calvini geist und dem zu gethane herrn alles eignen gefallens regieren und dirigieren möchten.“ Es hatten „ohngehorsamb, ohntrew, betrug und list uber hand genomen, [so] dass sich weder auf tewere wort, vertrösten und versprechen, noch auch brief und sigel, ja den schwur und aid selbsten ichtwas zu verlassen“. Die Evangelischen versuchten, halb Europa, ja, „Türcken und Tartarn“ zur „underdrückung“ des katholischen Glaubens zu mobilisieren – musste man sich denn von ihnen „vertrücken und verschlingen lassen“? Nicht nur in gedruckten konfessionellen Polemiken sind die Übergänge von der Vorkriegszeit in die Kriegsjahre hinein fließend.

Der Dreißigjährige Krieg

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