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Vorwort
ОглавлениеDer Dreißigjährige Krieg, dieses besonders faszinierende, aber wohl auch dunkelste Kapitel der vormodernen deutschen Geschichte, lässt mich seit meiner Doktorandenzeit nicht mehr los. Viele meiner wissenschaftlichen Publikationen versuchen den nicht enden wollenden Krieg seit 1618 und seine Vorgeschichte zu ergründen. Worum eigentlich hat da eine ganze Generation auf Leben und Tod gekämpft? War dieser furchtbare Krieg fast unvermeidlich, weil sich die politischen Akteure Mitteleuropas seit den 1580er-Jahren nun einmal immer mehr auseinandergelebt hatten, die Kommunikationskreise nachhaltig gestört waren und die konfliktkanalisierende Kraft des politischen Verfahrens mit den letzten noch funktionierenden Reichsorganen dahinschwand? Oder war es doch – wie so viele Experten für „1914“ mutmaßen – eher ein bis zuletzt, mit ein bisschen mehr politischer Klugheit, leicht vermeidbarer ‚Betriebsunfall‘? Oder verhält es sich noch einmal ganz anders, weil wir, genau besehen, ziemlich treffsicher Kriegsschuld zumessen können? Hat sich die leidgeprüfte Generation, die die Kernphase der Kleinen Eiszeit, die schlimmsten Exzesse der Hexenverfolgungen und dazu auch noch, und vor allem, einen der verheerendsten Kriege der Weltgeschichte erleiden musste, schließlich einfach mit dem Kriegszustand abgefunden, wurde ihr Krieg zum ‚Normalfall‘ menschlicher Existenz, oder sehnte sie sich unaufhörlich nach dem Frieden – und falls ja, warum war dann der Weg dahin so dornenvoll? Einer konsensfähigen Beantwortung dieser Fragen stellen sich noch immer viele spannende wissenschaftliche Probleme in den Weg.
Dieses Büchlein wendet sich freilich nicht an fertige Wissenschaftler, wurde nicht für Kollegen geschrieben. Eine Bachelorstudentin hatte ich vor Augen, eher im Grund- als im Hauptstudium, als ich einen Insiderterminus nach dem anderen strich (oder zu erklären versuchte); an den Examenskurs dachte ich, der Grundwissen wieder auffrischen und [<<11] Seitenzahl der gedruckten Ausgabe fürs schriftliche Staatsexamen fit machen soll. Der Duktus versucht, dem im Hörsaal üblichen gesprochenen Deutsch nahe zu kommen, und meinen Vorlesungen zu diesem Thema erwuchs das Büchlein denn auch. Den vielen Erlanger und Nürnberger Studenten, die mir in den letzten 25 Jahren sagten, was ihnen an meinen Erklärungsversuchen gefalle und was man besser machen könne (viele von ihnen geben sich ja inzwischen der noch viel anspruchsvolleren Aufgabe hin, den Forschungsstand für Mittelstufenschüler zu ,übersetzen‘), mein Dankeschön! Und bedanken will ich mich auch bei meiner Frau Anette, einer erfahrenen und engagierten Geschichtslehrerin, für ihre konstruktive Kritik. Dank gebührt sodann der Programmplanerin des Böhlau Verlags, Dorothee Rheker-Wunsch, für ihre Ermunterung, meiner vielen wissenschaftlichen und didaktischen Bemühungen um den Dreißigjährigen Krieg wegen den Mut zu fassen, ein Studienbuch über dieses besonders spannende, aber auch herausfordernde Thema zu schreiben; und nicht minder Julia Beenken für ihre hilfreichen Handreichungen bei der technischen Umsetzung dieses Vorhabens.
Weiher, im Januar 2016
Axel Gotthard [<<12]