Читать книгу Bella Calabria - Barbara Collet - Страница 6
ОглавлениеProlog
Ein Priester im Talar, zierlich, Ende dreißig, kurzer Haarschnitt, blasses, faltenloses Gesicht mit schmalem Mund, eilt die Häuserfront der Chiesa Santa Maria Della Pace in Rom entlang, öffnet die schwere Eingangstür, betritt den Flur, steigt die Treppe zur Krypta hinab und wirft sich ausgestreckt vor dem Grab Escrivas, Begründer des Opus Dei, nieder.
Nach seiner Meditation wird er im Arkadengang des Innenhofs vom Regionalvikar in Empfang genommen: »Gut, Hernando, dann haben wir alles besprochen. Dass wir dich für diese Mission aussuchten, darfst du als Ehre ansehen. Du giltst als einer der Diszipliniertesten. Wir setzen große Hoffnungen in dich. – Gehen wir noch einmal alles durch.«
»Ich reise morgen nach Kalabrien und nehme ein Zimmer bei den Karmelitern.«
»Weiter?«
»Ich beobachte sie und erstatte Bericht. Dann nehme ich mir das Kloster vor. Es wird unser heiliger Ort werden, das verspreche ich bei der heiligen Mutter Maria und unserem Vater.«
Der Vikar seufzt tief auf und hält die Hände gefaltet vor seine Brust. »In diesen schwierigen Zeiten brauchen wir solche Orte. Nicht nur, um Gott nahe zu sein. Wir müssen unsere Finanzen schützen. Nur so können wir uns unserer Aufgabe widmen. Ich sage nur Südamerika. Es gab auch viel zu viel Öffentlichkeit in letzter Zeit. Vielleicht können wir in Kalabrien eine neue Gemeinde gründen. Reggio Calabria ist von der ’Ndrangheta gebeutelt. Das treibt die verängstigten Schafe in unsere Mitte. Wenn es Probleme gibt, sag mir Bescheid. Du kannst dich immer im Ordinariat der Kathedrale in Reggio melden. In der erzbischöflichen Diözese gibt es Möglichkeiten, ungestört zu telefonieren. – Offiziell bist du nicht in Kalabrien. Ich habe von deiner Reise keine Kenntnis.«
Der Priester verbeugt sich und küsst die Hand des Vikars. »Ich habe verstanden.«