Читать книгу Der Wind in meinen Federn - Barbara Eckhoff - Страница 10
Kapitel 6
Оглавление„Komm Kindchen, iss die heiße Suppe und trink den Kaffee. Du musst ja ganz erfroren sein.“ Louisa setzte Isabella die dampfende Speise vor die Nase und sofort fing ihr Magen an zu knurren. Lächeln nahm sie den Löffel zur Hand und probierte die köstlich duftende Suppe. Mit am Tisch und voller Erwartung auf ihre Geschichte saßen Ihr Großvater und Vater. Sie konnten es kaum abwarten doch Louisa hatte mit strenger Stimme ihnen zu verstehen gegeben, dass das Mädel erst einmal zu Kräften kommen sollte. Nachdem Isabella pflichtbewusst einen Teller Suppe, etwas Brot und eine heiße Tasse Kaffee getrunken hatte und sie merkte, wie ihr langsam wieder warm wurde, fing sie an zu erzählen.
„Also ich wollte eigentlich nur meine kleine Runde gestern drehen, doch als ich im Wald war, da hat mich ein Puma angefallen..“
„Ein Puma? Mein Gott, Kind, bist Du verletzt?“
„Ist nicht so schlimm, Papa. Der Puma hat Tipsy angefallen und ich habe es nicht gleich geschafft, ihn mit dem Gewehr vom Pferd zu hauen. Das ist mir dann erst auf freiem Feld gelungen, als Tipsy aus dem Wald gelaufen ist. Doch sie war in solch einer Panik, dass sie in die falsche Richtung gerannt ist und ich habe sie nicht unter Kontrolle bekommen. Sie hatte ein mörderisches Tempo drauf und ich hatte alle Hände voll zu tun, um nicht herunterzufallen. Dabei habe ich aber gar nicht mehr darauf achten können, wohin sie ritt. Plötzlich ist neben mir ein Indianer aufgetaucht, der mich vom Pferd gerissen hat….“
„Ein Indianer hat dich vom Pferd gerissen? Meine Güte, ist dir auch wirklich nichts passiert? Was hat der Hund mit dir gemacht, hat er dir was angetan, wo ist er jetzt?“
Isabella legte zur Beruhigung ihre Finger auf die Hand ihres Vaters.
„Es ist alles ok, Papa. Er hat mir nichts getan. Im Gegenteil, ich glaube, ich verdanke ihm mein Leben. Denn er hat mich nur Sekunden vorher vom Pferd geholt, bevor Tipsy in eine Schlucht gestürzt ist. Papa sie ist tot, meine geliebte Tipsy ist tot….“Isabella schluchzte. Bei der Erinnerung an den gestrigen Tag rannten ihr jetzt die Tränen über die Wangen. Louisa streichelte ihr zärtlich den Rücken. Das Mädchen brauchte Ruhe, sie hatte viel durchgemacht. Nachdenklich schauten sich James und William an. Beide schienen das gleich zu denken. Indianer! Hier in ihrer Gegend? Es waren schon lange keine mehr hier gesehen worden. Nun waren das beunruhigende Mitteilungen.
„Was ist weiter passiert?“
„Nun, er hat aus der Schlucht den Sattel und mein Gewehr geholt, hat mir das Bein verarztet und…“
„Der Hund hat dich angefasst? Der Mistkerl wird mich kennen lernen,“ sofort sprang James auf und wollte schon zur Tür, als Isabella ihn am Arm zurückhielt und ihn wieder auf den Stuhl neben sich niederdrückte.
„Bitte Papa. Er hat nichts Böses getan. Der Puma hat mein Bein verletzt und er hat einen Verband angelegt. Dann hat er mich hierher gebracht. Das ist alles. Ich muss zugeben, dass ich im ersten Moment wahnsinnige Angst hatte. Ich dachte, er würde mich vielleicht umbringen. Schließlich hat Großvater mir ja all diese schrecklichen Geschichten erzählt, aber dann hat er nichts Verwerfliches gemacht.“
„Wo ist er jetzt?“
„Ich weiß es nicht, er ist, bevor ihr gekommen seid in Richtung Wald weggeritten.“
„Waren da noch mehr von ihnen? Hast du andere Indianer gesehen oder das Gefühl gehabt, das da noch mehr waren?“
„Nein, ich habe keine gesehen und ich glaube, er war allein.“
„Gut, mein Kind. Du solltest jetzt nach oben gehen und dich ausruhen, Louisa, würden sie bitte mal nach der Verletzung an ihrem Bein sehen?“
„Ja selbstverständlich. Komm Isabella.“
James wartete, bis seine Tochter mit Louisa oben in ihrem Zimmer verschwunden war, bevor er sich an seinen Vater wandte.
„Was hältst du von der Sache, Vater?“
„Tja, komisch ist es schon. Ein Indianer, der alleine unterwegs ist, davon habe ich noch nie was gehört. Bisher sind die roten Teufel nur in Horden aufgetaucht. Wir sollten vielleicht mal einen Trupp aussenden und schauen, ob wir irgendwo Spuren von ihnen finden oder ob wir ihn wieder finden. Weit kann er ja noch nicht sein.“
„Ja, und dann würde ich gerne mir den Ort des Geschehens anschauen, ob wir da irgendwelche Spuren finden. Nicht dass ich meiner Tochter misstraue, aber vielleicht hat sie nicht alles beobachten können oder mitbekommen. Vorsicht ist hier geboten. Ich sage Ben Bescheid, dass er zwei Trupps zusammenstellen soll. Der Eine soll schauen, ob er den Indianer findet und der Andere geht mit mir, um sich die Schlucht anzusehen.“
„Ok, aber ich komme mit dir mit.“
„Ich glaube, es ist in diesem Falle besser, wenn du mit den restlichen Leuten hier bist, falls die roten Teufel irgendetwas im Schilde führen und uns überfallen wollen. Wir sollten jedenfalls auf der Hut sein und für alles vorbereitet sein. Ich traue denen alles zu.“
„Ok, so machen wir das.“
Es dauerte nicht lange, da waren James und seine Männer in zwei Trupps eingeteilt und verließen daraufhin die Farm in unterschiedlichen Richtungen. Chágha
tho hatte seinen Platz verlassen und konnte nun von einem etwas höher gelegenen Teil des Waldes die Geschehnisse auf der Ranch verfolgen. Er beobachtete, wie eine kleine Gruppe von Reitern sich auf den Weg in Richtung Schlucht machten. Wahrscheinlich hatte Isabella ihnen erzählt, was passiert war und nun wollten sie sich eigenhändig davon vergewissern.
Der andere Trupp, er zählte sechs Mann, kam in seine Richtung galoppiert. Waren sie hinter ihm hinterher? Er würde sie im Auge behalten. Eigentlich hätte er weiter ziehen sollen, doch irgendwie war er neugierig geworden auf die Leute dort unten. Er nahm sein Pferd, führte es in den Wald hinein und suchte sich eine Stelle, wovon er die ankommenden Reiter beobachten konnte, ohne dass sie ihn gleich sehen würden.
„Hey, Leute! Hier ist was. Seht mal. Das sieht so aus, als wenn hier jemand gesessen hat. Die Rothaut hat unsere Ranch beobachtet. Verteilt euch und sucht die Gegend ab. Aber passt auf. Wir wissen nicht, mit wie vielen wir es zu tun haben.“
Die Cowboys strömten zu allen Richtungen aus und durchkämmten den Wald. Es wurde brenzlig für Chágha tho. Sie hatten ihn zwar noch nicht gesehen, aber er war umzingelt. Er musste es schaffen, sich durch ihre Reihen zu schleichen. Vorsichtig und ohne einen Laut von sich zu geben, schlich er mit seinem Pferd durch den Wald. Gerade als er dachte, er hätte sie abgeschüttelt, hörte er dicht hinter sich einen Schrei. Sie hatten ihn entdeckt und stürmten auf ihn zu.
„Da ist er. Hinterher.“
Zwei der Cowboys ritten hinter Chágha tho hinterher, während die anderen vier ihm von rechts und links den Weg abschneiden wollten, was ihnen auch gelang. Jetzt hatten sie ihn auf einer kleinen Lichtung umzingelt und zogen den Kreis um ihn herum immer dichter. Chágha tho flüsterte seinem Hengst ein paar Worte ins Ohr, dann warf er sich auf den ersten Cowboy und holte ihn vom Pferd herunter. Blitzschnell hatte er sein Messer gezogen und ihm an die Kehle gehalten und hielt damit die anderen im Schacht. Sofort zogen die anderen ihre Pistolen und zielten auf den Indianer.
„Nicht Männer, der Boss will ihn lebendig haben.“
„Junge gib auf, das bringt doch nichts, wir sind dir in der Mehrzahl überlegen.“ Doch Chágha tho zog seine Geisel Stück für Stück mit sich zurück. Die Cowboys folgten in gebührendem Abstand. Gerade als er mit seiner Geisel im Wald verschwinden wollte, wurde einer der Cowboys nervös und feuerte seine Pistole ab. Chágha tho konnte der Kugel ausweichen doch sie streifte seinen Arm, der das Messer hielt. Dieses fiel zu Boden und das war die Sekunde, die seiner Geisel reichte, ihm den Ellbogen in die Bauchdecke zu rammen und sich dann auf ihn zu stürzen. Der Indianer wehrte sich, was er konnte, aber gegen die jetzt heranstürmenden fünf Cowboys war er machtlos. Mit einem gezielten Schlag gegen die Schläfe des Indianers schickten die Cowboys ihn ins Traumland. Fest verschnürt mit ihren Lassos, legten sie ihn auf sein Pferd und machten sich auf den Weg zur Ranch. Der Boss würde zufrieden sein, darüber waren sie sich einig.