Читать книгу Der Wind in meinen Federn - Barbara Eckhoff - Страница 6

Kapitel 2

Оглавление

Die helle Glocke des kleinen Schulhauses läutete zum Schluss der sonntäglichen Andacht. Reverend Charles Duncan verabschiedete einen jeden seiner kleinen Gemeinde mit Handschlag. Jeden zweiten Sonntag hielt er seine Kirchenandacht auf der Rinderranch der Hunts. Er kannte William Hunt schon seit dem Tage, als dieser damals mit viel Mut und Zuversicht und nur mit einer Hand voll Rinder hier in den Westen gekommen war und sich in der Nähe von Fort Laramie Land gekauft hatte. William Hunt hatte damals vorgehabt eine große Rinderzucht aufzubauen, um die Gegend mit Vieh und Fleisch zu versorgen.

Damals war das Fort nur ein kleiner Außenposten gewesen mit nur wenigen Soldaten. Es war die letzte, von Weißen besetzte Station vor den großen Rockies gewesen, wo Mensch und Tier eine sichere Rast fanden, bevor sie den anstrengenden Weg über die Rocky Mountains in Richtung Westen wagten. Mittlerweile hatte Fort Laramie sich aber zu einer großen Militärbasis entwickelt und beherbergte mehrere Garnisonen der Kavallerie. In unmittelbarer Nähe zum Fort hatte sich inzwischen eine kleine Stadt mit Läden, Saloons und sogar einem kleinen Hotel gebildet. Sein ganzer Stolz, seine eigene kleine Kirche befand sich am Ortsrand. Von montags bis freitags gab er dort den Kindern Schulunterricht und jeden zweiten Sonntag läutete die Glocke zur Andacht.

Die anderen zwei Sonntage im Monat ritt er auf die Hunt Ranch, die einen guten Tagesritt vom Fort entfernt lag. William Hunt und seine Frau Gloria waren vom ersten Tag an regelmäßige Besucher in seinem kleinen Gotteshaus gewesen, bis diese vor einigen Jahren selber eine kleine Kapelle auf ihrem Grund errichtet hatten und ihn gebeten hatten dort ebenfalls seine Andachten zu halten.

Mittlerweile befand sich die Ranch in der zweiten Generation, denn James der fünfundvierzigjährige Sohn von William und Gloria war jetzt der Boss. Sein Vater hatte sich nach dem Tod seiner geliebten Frau vor drei Jahren zurückgezogen und die Geschäfte in die Hände seines Sohnes gelegt. Beide hatten in der Vergangenheit die Ranch zur größten der Umgebung gemacht und waren angesehene Bürger von Laramie geworden.

Wenn James auch die geschäftlichen Fähigkeiten seines Vaters geerbt hatte und in Bezug auf seine Geschäfte ein harter Bursche sein konnte, so wurde er doch ganz zahm, wenn sein ganzer Stolz, seine hübsche Tochter Isabella, in seiner Nähe war. Er hatte Isabella vor achtzehn Jahren getauft und musste ein Jahr später der Familie Beistand leisten als James Frau und Isabellas Mutter an einer Lungenentzündung gestorben war. Es war damals eine schwere Zeit gewesen, aber Isabella war dank ihrer Großmutter Gloria und den beiden Männern zu einer jungen, klugen und selbstbewussten Frau herangewachsen.

Nach dem Tod der Großmutter vor drei Jahren war sie nun die erste Frau im Haus und sorgte dafür das im Haushalt alles funktionierte. Sie war ein fleißiges Mädchen und meisterte trotz ihrer Jugend die Aufgaben mit Bravur. Lediglich in der Küche stand ihr die Frau des ersten Vorarbeiters zur Hilfe. Die Ranch beschäftigte mittlerweile an die zwanzig Mann, die fast alle verpflegt werden wollten.

„Reverend Duncan, wollen Sie nicht noch mit hinüber ins Haus kommen, bevor Sie sich wieder auf den langen Heimweg machen? Louisa hat heute Morgen ganz früh frischen Apfelkuchen gebacken und ich weiß doch, dass Sie diesen so gerne essen.“

Der Reverend wurde durch Isabellas Frage wieder in die Gegenwart zurückgeholt.

„Das ist lieb, mein Kind. Vielleicht ein Stück. Ich kann frisch gebackenen Apfelkuchen wirklich schlecht widerstehen. Das hat schon Deine Großmutter immer gewusst.“

Lachend hakte sie sich beim Arm vom Reverend ein: „Na dann begleiten Sie mich doch gleich hinüber.“

Beide machten sich auf den kleinen Weg von der Kapelle zum Haupthaus. Dieses bestand aus einem großen zweistöckigen Blockhaus, um das eine breite Veranda führte.

Zwei Stufen führten hinauf zur Haustür. Auf der Veranda standen zwei Holzschaukelstühle, auf denen ihr Großvater zusammen mit Ihrer Großmutter gerne gesessen hatte. Jetzt saß sie oft an lauschigen Abenden mit Ihrem Großvater zusammen dort und lauschte seinen Geschichten von damals. Vor dem Haus waren in die Erde mehrere Holzpflöcke gerammt, an denen man sein Pferd oder seine Pferdekutsche anbinden konnte. Nun stand dort nur das Pferd des Reverends und wartete geduldig auf seinen Herren.

„Was macht denn der Aufbau deiner Schule? Kommst du voran?“

„Ja. Ich habe jetzt drei Schüler im Alter von fünf und sieben und zwei neunjährige, die ich gleichzeitig an drei Tagen in der Woche hier in der Kapelle unterrichte. Es macht mir sehr viel Spaß und ich wünschte, es würden noch mehr sein, aber im Moment gibt es außer zwei kleinen Babys noch keine weiteren Kinder auf der Ranch. Und bis die beiden Babys soweit sind, sind die Ersten schon fertig mit der Schule.“

„Ich finde es bemerkenswert, dass du aus Eigeninitiative die Schule hervorgerufen hast und die Leute dir ihre Kinder auch anvertrauen. Das ist nicht einfach, besonders wenn man noch so jung ist wie du.“

„Alle sollten die Möglichkeit haben, Lesen, Rechnen und Schreiben zu können und ich habe das große Glück gehabt, das meine Großmutter derselben Meinung war und mir dies

alles beigebracht hat und nun möchte ich mein Wissen einfach weitergeben.

Leider habe ich nur an drei Tagen in der Woche Zeit, den Unterricht zu geben. Die Hausarbeit und die Buchführung der Ranch lassen mir nur wenig Zeit dafür.“

„Dein Vater kann sehr stolz auf dich sein, Isabella. Er hätte kein besseres Kind haben können.“

„Manchmal erwische ich mich dabei, dass ich denke, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn er einen Sohn anstelle einer Tochter bekommen hätte. Er könnte ihm mehr zur Hand gehen, als ich es tun kann. Er arbeitet schwer und könnte Hilfe gebrauchen und ich werde ihm nie so zur Hand gehen können, wie es ein Sohn hätte machen können.“

„Isabella, so darfst du nicht denken. Du warst und bist der Sonnenschein deines Vaters. Wenn Gott damals deine Mutter nicht so früh zu sich gerufen hätte, dann hättest du heute wahrscheinlich eine ganze Schar von Geschwistern um dich herum, aber Gott hat es leider nicht so gewollt.“

„Was trödelt ihr beide da so vor euch hin. Charles sieh zu, dass du hineinkommst, der Apfelkuchen wartet.“

Isabella und der Reverend hatten gerade die erste Stufe zur Veranda erreicht, als von drinnen die Tür aufging und ihr Großvater im Türrahmen erschien. Lachend beeilten sich nun beide, und während Isabella an ihrem Großvater vorbei huschte, blieb Charles vor William stehen.

„William, ich befand mich gerade in

netter Gesellschaft und wollte das noch ein bisschen genießen.“

„Du alter Charmeur. Komm rein sonst wird der Kaffee kalt.“

Lachend gingen beide ins Haus hinein.

Der Wind in meinen Federn

Подняться наверх