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Kapitel 8

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Die Sonne war noch nicht richtig aufgegangen, als Malcolm zu Chágha tho in den Stall kam. Die beiden Wachen standen am Eingang und begrüßten ihren Mann.

„Ihr könnt zum Essen ins Haus gehen. Der Indianer darf gehen.“

„Ok, der hat die ganze Nacht kein Auge zu getan. Saß nur in der Ecke und hat uns angestarrt. Recht unheimlich war das.“

„Hat er noch irgendetwas gemacht?“

„Nein, er war friedlich. Sein Pferd nebenan war es auch.“

„Ok geht und stärkt euch. Nachher haben wir wieder alle Hände voll zu tun, nachdem wir fast zwei Tage die Arbeit liegen lassen mussten.“

Die Männer machten sich auf den Weg und Malcolm setzte seinen Weg fort in Richtung des Indianers. Bei der Box seines Pferdes machte er Halt. Es stand noch, mit dem indianischen Halfter am Kopf, in der Box und fraß Stroh. Die Waffen des Indianers, sein Messer und Pfeil und Bogen lagen davor. Jetzt nahm er diese Sachen in die Hand und ging zu der letzten Box, in der Chágha tho immer noch genauso auf dem Boden saß, wie er ihn gestern Abend verlassen hatte.

Wenn der Indianer irgendwelche Emotionen ihm gegenüber hatte, konnte man es ihm nicht anmerken. Es war, als würde er durch ihn hindurchsehen. Nichts regte sich im Körper oder im Gesicht des Mannes. Malcolm blieb in der Öffnung stehen und sprach ihn an.

„Hier sind deine Waffen, du kannst gehen.“ Er hielt ihm die Sachen entgegen, doch der Indianer blieb still sitzen. Malcolm wollte schon den Satz wiederholen, als der Mann ihm entgegnete: „Warum?“

„Warum? Nun, du hast nichts getan. Du bist frei.“

„Chágha tho hat vorher auch nichts getan und trotzdem wurde er gefangen genommen. Warum ihn also jetzt laufen lassen? Weiße und Indianer sind keine Freunde.“

Malcolm kratzte sich am Hinterkopf, stellte die Waffen neben sich an die Wand und setzte sich dem Mann gegenüber. Der Indianer wollte also ein paar Erklärungen haben.

„Weiße und Indianer haben ihre Differenzen. Ja, aber wir sind friedlich. Leben hier schon lange ohne Probleme zu haben. Der Vater hat Angst um seine Tochter gehabt und hat die Situation vielleicht falsch verstanden. Aber er hat sein Unrecht eingesehen und lässt dich gehen.“

„Die Tochter ist mutig. Chágha tho hat sie nur vorm Tod gerettet, aber er versteht die Angst des Vaters und akzeptiert seine Entschuldigung.“ Damit sprang der Indianer auf und Malcolm war über die Schnelligkeit überrascht, mit der er es getan hatte. Hätte er jetzt einen Angriff gegen ihn geführt gehabt, wäre er hoffnungslos verloren gewesen. Doch der Indianer griff an Malcolm vorbei und nahm seine Sachen auf, ging zu seinem Pferd und band es los. Ohne ein weiteres Wort oder ohne sich noch einmal umzudrehen, führte er sein Pferd aus dem Stall, sprang auf dessen Rücken, stieß einen markerschütternden Schrei aus und galoppierte davon.

Isabella, die diese Szene aus der Ferne vom Haus aus beobachtet hatte, bekam eine Gänsehaut bei dem Schrei. Sofort dachte sie wieder an die Minuten, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Wie er mit wehenden Haaren und einem stolzen Gesicht neben ihrem Pferd aufgetaucht war und sie panische Angst vor ihm gehabt hatte.

Er war bestimmt ein gefährlicher Mann, den man nicht unterschätzen, durfte aber sie hatte auch eine Seite an ihm kennen gelernt, die zärtlich und einfühlsam war. Doch nun war er fort und sie würde ihn nicht wieder sehen und diese Gewissheit hinterließ bei ihr merkwürdiger Weise ein trauriges Gefühl.

Der Wind in meinen Federn

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