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Einleitung Warum dieses Buch?

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Bei jeder Initiative neige ich dazu, mich zu fragen: warum? Was nützt sie, was kann ich damit tun, welchen höheren Zweck erfüllt sie? Was mich betrifft, so haben Sie als Leser dieses Buchs ein Recht auf eine gute Begründung. Gleichzeitig stelle ich mir hier diese Warum-Frage laut. Alles, was jetzt folgt, kann daher als ein innerer Dialog gesehen werden: die Auswirkungen meines eigenen Kampfes, um meine Gedanken wieder zu ordnen und in Einklang zu bringen. Manchmal dezidiert, manchmal bewusst vage im Ton, aber immer so geschrieben, dass man den roten Faden nicht verliert.

Seit langer Zeit habe ich das starke Gefühl, dass Kreativität in der Naturfotografie bisher kaum ein Thema war. Das meiste, was sich dazu finden lässt, ist fragmentarischer Natur und eher anekdotisch als methodisch. Höchste Zeit also, das Buch zu schreiben, nach dem ich immer gesucht, das ich aber nie gefunden habe.

Wo soll man anfangen? Vielleicht sollten wir zuerst das Rauschen beseitigen, das den Begriff Kreativität umgibt. Bei den meisten Büchern, Websites, Workshops oder Aktivitäten, die für sich Kreativität als Thema in Anspruch nehmen, fällt mir immer das Gleiche auf: Sie beschränken sich auf Produkte, Techniken und Fertigkeiten. Auch alles, was deutlich vom üblichen Vorgehen abweicht, wird automatisch als »kreativ« etikettiert: ein bestimmter Filter, eine bestimmte Nachbearbeitung, Doppelbelichtung oder Extrembelichtung. Aus Sicht der Marketingabteilungen, die den Verbraucher immer wieder zum Kauf verleiten müssen, ist das verständlich, aber um diese Art der Kreativität geht es in diesem Buch definitiv nicht.

Es gibt unzählige »kreative« Workshops, in denen man nur die Anwendung bestimmter Techniken lernt. Dabei rückt man zwar der Entwicklung der Kreativität ein Stück näher, bewegt sich aber hauptsächlich auf der Umsetzungsebene und fällt manchmal sogar in die Trickkiste. Das wird hier etwas später im Text sicher ausreichend thematisiert, aber auch das ist nicht die Art von Kreativität, um die es in diesem Buch wirklich geht.

Dann gibt es noch die Kreativität als eine Art heiliger Gral, als die Fähigkeit, immer wieder neue, frische Ideen zu entwickeln. Wie kommt es, dass einige Fotografen ständig originelle Einfälle haben und so sensationelle Fotos machen, dass Sie perplex fragen: Warum habe ich das denn nicht gesehen? Sie kennen wahrscheinlich die quälende Frage: Woher kommen diese kreativen Ideen?

Letzteres ist genau die Art von Kreativität, die in diesem Buch beleuchtet werden soll. Denn Kreativität ist keine Technik oder Methode, sondern vor allem eine Haltung, ein Mindset. Die Kunst besteht nämlich nicht darin, ein »kreatives« Foto zu kopieren, das jemand anderes schon einmal gemacht hat. Nein, die Kunst besteht darin, jederzeit und überall eigenständig neue Themen oder Situationen zu erkennen, die Potenzial für besondere Fotos haben können. Dafür braucht man drei Elemente: ein Motiv, Kamerakompetenz und eine Vision. Das erste Element kann man ausfindig machen und besuchen, das zweite kann man unkompliziert trainieren. Aber dieses letzte Element, die Vision, ist viel weniger greifbar, obwohl sie die Quelle kreativer und unverwechselbarer Fotografie ist. Dieses Buch hilft Ihnen, eine Vision zu entwickeln.

»Gleichzeitig stelle ich mir diese Warum-Frage laut.

Alles, was jetzt folgt, kann daher als ein innerer Dialog angesehen werden.«


Zwei Seeadler, fotografiert im Donaudelta, Rumänien. Nikon D800, 500 mm, 1/2000 s, Blende 11, ISO 800, -2,3 EV, Stativ

Kreativ sein als Naturfotograf*in

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