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Vorwort

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Die Fotografie hat eine lange Tradition als Kunstform. Der Kulturphilosoph Walter Benjamin meinte, dass sie sogar die Fähigkeit besäße, jegliche andere Kunst überflüssig zu machen. Bemerkenswert ist, dass diese Tradition nicht bei den professionellen Künstlern begann: Ihre Fotografien dienten höchstens als Hilfsmittel für die Schaffung ihrer Bilder. Fotografien von Modellen waren deutlich günstiger als die teuren Honorare für die lebenden Modelle, weil sie die Anzahl der Sitzungen für Porträts reduzierten. Auch die Erinnerung an die Landschaften, die der Künstler darstellen wollte, wurde durch die Fotos länger lebendig gehalten.

Die Emanzipation der Fotografie als eigenständige Kunstform ist vor allem den Amateuren zu verdanken, den »Liebhabern« im ursprünglichen Wortsinn. Der entscheidende Impuls dafür war die Tatsache, dass sich viele Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg eine Kamera leisten konnten. Es erschienen Zeitschriften über Fotografie und Bücher, die zur persönlichen Entwicklung der Amateurfotografen beitrugen. In den fünfziger und sechziger Jahren war beispielsweise Peter Charpentier in den Niederlanden ein bekannter Publizist, der so manchem Fotografen mit seinen Büchern auf die Sprünge half und so zu einer neuen populären Kunstform beitrug.

Im Rahmen der Fotografie als Kunstform stellt die Naturfotografie eine besondere Domäne dar. Seit der Geburt der bildenden Kunst galt die Natur als eine Quelle der Inspiration. Jahrhundertelang haben Künstler die Natur studiert, von ihr gelernt und sind ihr gefolgt, um sie so getreu wie möglich wiederzugeben. Dieser Akt galt auch als Suche nach der Natur in ihrer reinsten Form, als Symbol für das Schöne und Gute im Menschen, aber auch als sinnliche Befriedigung der Lust. In der Romantik wurde die Natur in all ihrer unermesslichen Größe gezeigt, um die Bedeutungslosigkeit des Menschen zu veranschaulichen.

Das Schöne an der Natur ist, dass man immer von ihr umgeben ist, selbst im Zentrum von Großstädten. Es ist ein unerschöpfliches Thema, immer verfügbar und im Prinzip immer interessant.

Seit der digitalen Revolution hat sich die Naturfotografie in kürzester Zeit denn auch zu einem der beliebtesten Trends entwickelt. Es ist, als hätte Walter Benjamin dies vorausgesehen, als er 1935 schrieb: »So wird handgreiflich, daß es eine andere Natur ist, die zu der Kamera als die zum Auge spricht … Vom Optisch-Unbewußten erfahren wir erst durch sie …«

Es ist wunderbar, dass Bart Siebelink als prominenter niederländischer Naturfotograf und Dozent an der Willem-de-Kooning-Kunstakademie in diesem Buch die Verbindung zwischen der Naturfotografie als einer Beinahe-Kunstform und der Notwendigkeit herstellt, sich selbst als Fotograf herauszufordern, um ursprüngliche, originelle, die Fantasie anregende Fotos zu machen. Damit tritt er gleichsam in die Fußstapfen von Peter Charpentier und schafft es, die Verbindung zwischen »hoher« und »niedriger« Kunst herzustellen.

Jeroen Chabot Direktor, Willem de Kooning Academie – Hogeschool Rotterdam

Kreativ sein als Naturfotograf*in

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