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Das Gesicht des Weins

Die Italiener sprechen vom »vestito del vino« und die Franzosen von »la robe du vin«, dem Kleid des Weins. Wie bei uns Menschen kann dieses Gewand die pure Augenweide sein und sehr viel über den aussagen, der es trägt: über seinen Charakter, über die Erwartungen, die er wecken möchte, und die Art, wie er mit uns ins Gespräch kommen will.

Klarheit und Lebendigkeit

Ein Wein muss Lebendigkeit ausstrahlen, Brillanz und Frische. Das macht er ganz unabhängig von seinem Alter durch die Klarheit und den Glanz seiner Farbe. Ist diese jedoch müde, erloschen oder gar trüb, können wir nur einen Wein erwarten, dem die Lebenskraft fehlt und der vielleicht sogar krank ist. Eine leichte Trübung, die ganz offensichtlich vom Bodensatz herrührt (kann man in der Flasche erkennen), lasten wir nicht dem Wein an, sondern demjenigen, der ihn eingeschenkt hat.

Farbtiefe

Wenn wir das Glas vor einem weißen Hintergrund leicht neigen, sehen wir, wie sich die Farbe des Weins vom Rand gegen das Zentrum hin vertieft. In der Mitte ist sie bei schweren Rotweinen oft fast schwarz, sodass wir unseren Finger kaum mehr sehen, wenn wir ihn unter dem Glas hin und her bewegen. Das ist die Farbtiefe. Sie ist allerdings nicht immer ein sicherer Hinweis auf die Qualität des Weins. Es gibt Traubensorten mit Beeren, die wahre Farbbeutel sind, und andere, die immer helle Weine hervorbringen. Ein Pinot noir oder Nebbiolo beispielsweise wird nie die Farbtiefe eines Cabernet Sauvignon oder eines Syrah erreichen.

Darüber hinaus beeinflussen viele Faktoren die Farbtiefe: der Jahrgang, die Ertragsmenge, der Reifegrad der Trauben, die Dauer der Maischegärung, die Lagerung im Barrique usw.

Farbtöne

Den Farbton verdankt der Wein ebenfalls der Traubensorte, aber auch seiner geografischen Herkunft und seinem Alter. Ein kühles Klima schenkt Weißweinen oft grünliche Reflexe und erbringt bei den Roten generell hellere Weine als ein warmes.

Wie bei einem Papier, das vergilbt, oder bei einem angeschnittenen Apfel, der an der Luft braun wird, verändern Alter und Sauerstoff auch die Farbe des Weins, er oxidiert: Weißwein wird mit der Zeit dunkler, zuerst golden und dann bernsteinfarben. Rotwein hingegen wird heller, zuerst rubinrot, später ziegelrot und am Schluss zwiebelfarben. Er hat dann wahrscheinlich das Ende seiner Biografie erreicht.

Viskosität, Tränen

Der Wein kann sich im Glas frisch und lebendig bewegen wie Wasser oder schwer wie Öl oder Sirup. Man nennt das die Viskosität oder die Flüssigkeit des Weins. Sie gibt einen direkten Hinweis auf den Alkoholgehalt und die im Wein gelösten Inhaltsstoffe. Ein leicht flüssiger Wein ist sicher schlanker am Gaumen als ein viskoser. Dazu gehören auch die viel diskutierten Tränen, die ebenfalls Rückschlüsse auf den hohen Alkoholgehalt des Weins erlauben.

Kohlensäure

Bei stillen Weißweinen kann man oft nach dem Einschenken einen Hauch aus feinem Schaum beobachten, der sich schnell wieder auflöst. Diese Kohlensäure kann bei einem frischen Weißwein durchaus angenehm und gewollt sein. Ansonsten ist sie ein Fehler.

Mit 10  Weinproben zum Kenner

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