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2.2.2 Diversität im Anerkennungs- und Gerechtigkeitsdiskurs (normativ-regulierende Bedeutungsdimension)

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Da die Gegenwart stark von einem ›Sein-Sollen‹ geprägt ist, wird eine Auseinandersetzung mit dem Thema der Normativität im Umfeld der Sozialen Arbeit immer wichtiger. Hierbei geht es um die Suche nach Gründen, Wegen und Legitimationsverfahren für ein richtiges, gutes, ein wirksames und legitimes Handeln und Leben. Gerade in unübersichtlichen Zeiten mit Digitalisierung, Globalisierung und Individualisierung suchen Menschen erneut nach verbindlichen Normen und einem festen Grund, auf dem diese stehen; denn durch jene Normen treten Orientierungspunkte auf, wodurch Aussagen, was richtig oder falsch ist, zugelassen werden können (Meseth/Casale/Tervooren/Zirfas 2019: 3f.). Somit wird ein Sollen und ein Wollen formuliert, das jedoch oft mit einer offenen und vielfältigen Gesellschaft kollidiert, denn nicht jedes Individuum ist in der Lage den gesellschaftlichen Normen zu entsprechen – wenn es dies denn möchte. So erklärt auch H. Thiersch in seinem Grundsatzartikel zum Zusammenhang zwischen Diversität und Lebensweltorientierung:

»Die Gestaltung der Lebenswelt ist bestimmt durch die Ressourcen, die jeweils verfügbar sind, es gibt die Unterschiede nach Geld und Zugangsgerechtigkeit, es gibt die unterschiedlichen Lebenswelten der Armen, der Reichen oder der verschiedenen ethnischen Kulturen. Die Bewältigungsaufgaben in der Lebenswelt sind bestimmt durch ihren Status im Gefüge der Lebenswelten in der machtbestimmten Hierarchie der Gesellschaft« (2011: 53).

Da sich die Soziale Arbeit am Kriterium der Alltagsnähe zu ihren Adressat_innen bewähren muss, braucht es im Umgang mit Diversität auch eine normativ regulierende Dimension, welche besagt:

»Die Differenzierung von sozialen Gruppen beruht auf gesellschaftlich-sozialen Prozessen und ist historisch gewachsen und eingebettet. Diese konstruierten Unterscheidungen sind im Wandel und in gesellschaftliche Aushandlungsprozesse eingelassen. Das bedeutet, dass Differenzierungsprozesse im jeweiligen zeitlichen, geographischen und gesellschaftlichen Kontext Funktionen erfüllen« (Schwarzer 2015b: 37).

Entsprechend der etablierten gesellschaftlichen Normen wird zwischen »normal« und »nicht normal«, zwischen Norm und Abweichung unterschieden. Die Norm wird dabei als das »Wir« definiert und die zugeschriebenen Eigenschaften werden als positiv bewertet: »sauber«, »zivilisiert«, »modern« etc. Die Abweichung hingegen wird mit Zuschreibungen wie »dreckig«, »unzivilisiert«, »rückständig« belegt.

Diversität in der Sozialen Arbeit

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