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Hamburg-Bramfeld, Bramfelder Chaussee, 17:23 Uhr

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Till und Simon waren auf ihrem Weg zum Baumarkt, die erste Station auf ihrer heutigen Tour.

»Hast du alles besorgt?«, fragte Till mit einem prüfenden Seitenblick. Simon hatte einen weißen Beutel in den Laderaum geworfen, bevor sie losgefahren waren, ähnlich den Beuteln, die sie manchmal zum Geldtransport benutzten.

»Das Handy, die Waffe, eine Jacke mit Ausweiskopie und den Schlüssel fürs Bootshaus.«

»Da wird ja heute nichts los sein«, meinte Till.

Simon hatte sich monatelang den Kopf darüber zerbrochen, wie es ablaufen würde, den Geldtransporter zu überfallen, hatte sich etliche Szenarien ausgemalt, was passieren könnte, aber zu seiner Überraschung war Brockhaus’ Plan so simpel wie unauffällig und damit auch ungefährlich.

Es war heutzutage einfacher, in einer Sicherheitsfirma einen Job zu bekommen, als einen Handyvertrag zu unterzeichnen. Sie nahmen einfach jeden. Wenn man wollte, konnte man den eintägigen Test absolvieren, man konnte sich diese Bescheinigung aber auch einfach selbst ausstellen. Im Internet herunterladen, ausfüllen, fertig. Kaum jemand überprüfte so etwas richtig. Jeder Arbeitgeber in dieser Branche war froh, Mitarbeiter zu bekommen, erst recht, wenn sie körperlich halbwegs fit waren. Man bekam eine Dienstwaffe. Den Schein dafür bezahlte das Unternehmen. Es war, als schenkten sie einem jede Möglichkeit, in diesem Job durchzustarten oder ihn auszunutzen.

»Wie hast du’s geschafft, dass wir zusammen fahren dürfen?«, erkundigte sich Simon.

»Kleinigkeit. Hab ’n bisschen auf die Kacke gehauen und Bernd beschuldigt, meinen Spind aufgebrochen zu haben. Konnte den Wichser sowieso nie ausstehen.«

Simon grinste. »Hoffentlich ist er nicht nachtragend.«

»Und wenn schon, ab morgen sind wir verschwunden wie der Weihnachtsmann nach der Bescherung.«

»Ja«, bestätigte Simon mit einem winzigen Zögern in der Stimme.

Till bog in die kleine Straße zum Baumarkt ab und hielt auf der Rückseite vor einer Metalltür neben einem vergitterten Fenster. Simon klingelte, während Till die Laderaumtür öffnete und sich auf dem menschenleeren Hof umsah. Ein Lkw stand an der Rampe der Warenannahme, aber weder vom Fahrer noch von einem Mitarbeiter war etwas zu sehen. Ein kurzer Pfiff ertönte, und ein Schatten löste sich aus dem Zwischenraum zwischen zwei Müllcontainern. Brockhaus kam mit schwarzem Käppi und dunkelblauer Jacke auf ihn zu. Geistesgegenwärtig ergriff Till den Sack, den Simon vorbereitet hatte, und reichte ihn wortlos dem vorbeigehenden Brockhaus. Der verstaute ihn mit wenigen Handgriffen in seinem Rucksack und verließ das Gelände so geisterhaft, wie er aufgetaucht war.

»War er das?«, flüsterte Simon, der die Übergabe gar nicht mitbekommen hatte, leise.

»Ja, ja, mach weiter«, zischte Till.

Die Metalltür wurde geöffnet.

»’n Abend, die Herren. Immer reinspaziert«, begrüßte sie ein Mitarbeiter, der den Ausweis, den Simon ihm hinhielt, nur flüchtig anschaute.

Ab jetzt verlief der Arbeitstag wie gewohnt. Das würde sich morgen jedoch dramatisch ändern.

Inseldämmerung

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