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Erste Spielwaren aus Billund

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Wirtschaftlich waren die 1930er Jahre in Jütland nach der Weltwirtschaftskrise ebenso hart wie überall sonst. Der Tischlerbetrieb musste irgendwann seinen Mitarbeitern kündigen und Ole blieb zeitweilig neben dem Sohn Godtfred nur ein Lehrling als Mitarbeiter. Die Kirk Christiansens erweiterten ihr Sortiment der Kasse zuliebe um andere Holzprodukte wie Trittleitern, Bügelbretter oder Weihnachtsbaumständer. Als offizielle Firma meldete Ole Kirk Christiansen seinen Betrieb erst 1932 an. Um diese Zeit herum begann er, aus Abfallholz Miniaturen für Puppenhäuser zu bauen – die ersten Spielwaren aus Billund waren aus der Not heraus geboren. Ein Händler, der die Modelle auf der Durchfahrt entdeckte, forderte kurz darauf die erste Lieferung an. Seiner Meinung nach würden kleine Spielzeuge wie diese helfen, Kindern die harten Zeiten etwas erträglicher zu machen. Doch der Mann ging pleite, bevor er die Tischlerei für die bestellten Produkte bezahlen konnte. Um nicht auf seinen Spielwaren sitzen zu bleiben, packte Ole die Miniaturen kurzerhand in sein Auto (übrigens eines der ersten in Billund) und fuhr persönlich von einem Tante-Emma-Laden zum nächsten. Eine mühsame Plackerei, die sich jedoch lohnte. Er brachte sämtliche Spielzeuge unter die Leute. Zwar nicht gegen Geld, doch immerhin gegen die unterschiedlichsten Lebensmittel.

Ermutigt durch diesen Erfolg entwarf Godtfred weitere Spielzeugmodelle. Das Sortiment erweiterte sich unter anderem um Autos oder zusammenklappbare Puppenhäuser. Doch ein finanzieller Aufschwung sollte lange Zeit ausbleiben. Die 1930er überstand der Betrieb letztlich, weil Oles neun Geschwister mit einem Darlehen aushalfen. Verbunden übrigens mit dem dringenden Hinweis darauf, der Bruder möge mit der Finanzspritze bitteschön etwas Sinnvolleres herstellen als ausgerechnet Spielzeuge. Erst gegen Ende des Jahrzehnts stand die Firma wirtschaftlich so gut da, dass sie anderen Familien wieder Arbeit geben konnte. Allerdings nicht, weil Ole den Ratschlag der Geschwister beherzigt hatte. Sondern weil er an seinem Sortiment festgehalten, stur an den Erfolg geglaubt und glücklicherweise Recht behalten hatte.

Trotz der ständig knappen Kassen bestand der Firmengründer stets darauf, sämtliche Waren in perfekter Qualität abzuliefern. Bis heute erzählen die Dänen die Anekdote, dass Godtfred einst bei den Herstellkosten sparen wollte und die sonst dreifache Lackschicht nur doppelt ausführte. Stolz auf seine günstige Neuerung berichtete er dem Vater. Der allerdings schickte ihn umgehend zum Bahnhof, um die bereits versendeten Waren zurückzuholen und erwartete, dass der Sohn die fehlende Lackschicht über Nacht nachbesserte. Diese Episode gilt mehr oder weniger als Geburtsstunde des firmeneigenen Leitspruchs »Nur das Beste ist gut genug / Det bedste er ikke for godt«, das später in Holz geschnitzt in der Werkstatt aufgehängt wurde. Bis heute erinnern Nachbildungen aus LEGO und Fotos der Schnitzerei an verschiedenen Stellen an die Qualitätsmaßstäbe des Firmengründers, die sich bis in aktuelle Produktlinien fortsetzen sollen.

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