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Kapitel 12

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Fröhlich pfeifend ging er seiner Arbeit nach. Er war heute extra früh zur Arbeit gekommen. Der Sommer war brütend heiß und er genoss die frische Morgenluft, wenn er mit seinem Fahrrad morgens um 6:00 Uhr durch die erwachende Stadt zu seiner Arbeitsstätte radelte.

Das Kreischen der Säge erinnerte ihn stets an die Tischlerei seines Großvaters, dem er als Kind zugeschaut hatte, obwohl diese Assoziation in diesem Zusammenhang eigentlich Quatsch war. Die meisten Leute, denen er von seinem Job erzählte, sagten stets, dass sie ihm so eine Arbeit nicht zugetraut hätten. Er grinste in sich hinein. Was konnte er dafür, dass er wie ein blonder, kalifornischer Beach Boy aussah, der den ganzen Tag auf dem Surfbrett verbrachte. Dachten die alle, dass man wie Dracula persönlich aussehen müsse, um als forensischer Pathologe arbeiten zu dürfen?

Es war halt so, schon im Alter von 6 Jahren hatte er sich in der Tierarztpraxis seines Vaters mehr für die toten als für die lebenden Tiere interessiert und bereits damals erste Erfahrungen beim Zerschneiden der Kadaver gesammelt. Das nötige Equipment hatte er heimlich aus der Tierarztpraxis seines Vaters entwendet.

„Hej, was grinst du so in dich hinein, ich wusste gar nicht, dass unsere Arbeit so witzig ist“, tönte es plötzlich aus der anderen Ecke des Seziersaals.

Justus zuckte zusammen, er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie Hinnerk, der Sektionsassistent hereingekommen war.

Justus wünschte ihm einen guten Morgen und sagte:

„Ich war gerade mit den Gedanken in meiner Jugend und meinen ersten Sezierübungen beschäftigt.“

Jetzt musste auch Hinnerk lachen.

„Dann lass mal hören, mich interessiert es auch, was du im Jugendalter für Scheiße gebaut hast.“

Er lehnte sich gemütlich gegen den Stahltisch, auf dem die Leiche von Holger Möhlich lag und verschränkte seine über und über mit Schlangen, Drachen und sonstigen Fabelwesen tätowierten Arme vor der Brust.

„Ich hab sogar im Knast gesessen, weil ich in so ˋner Gang mitgemacht habe.“

Justus wehrte ab,„Also so viel Scheiße habe ich nicht gebaut, aber ich habe damals quasi den 1. Preis im Peinlichkeits- und Fremdschämwettbewerb gewonnen, als ich mit 14 Jahren beschlossen habe, einen riesigen Hund, ein Golden Retriever war es wohl, heimlich zu sezieren.“

Hinnerk guckte nun richtig gespannt aus der Wäsche.

„Irre - was ist denn schief gegangen?“

Justus fing an, die ganze Story zu erzählen.

„Also, ich habe mich damals in die Tierarztpraxis geschlichen, nachdem ich meinem Vater vorher den Schlüssel für die Praxis geklaut hatte. Ich war wahnsinnig aufgeregt damals. Mit zittrigen Händen habe ich das tote Tier, dass schon für den Abdecker bereit lag, so habe ich jedenfalls gedacht, aus der Kiste gehievt und mich gewundert, wie schwer der tote Hund sich anfühlte. Anschließend habe ich anhand eines Lehrbuchs versucht, den Kadaver fachmännisch aufzuschneiden. Das hat sich dummerweise als viel schwieriger und komplizierter erwiesen als ich in meinem jugendlichen Leichtsinn vermutet hatte. Ehrlich gesagt habe ich eine dolle Sauerei angerichtet. Irgendwie ist mir die Sache dann komplett aus dem Ruder gelaufen. Erschrocken habe ich versucht, das Tier wieder notdürftig zusammen zu flicken, was auch wiederum schwieriger war als ich gedacht hatte. Wider Erwarten haben sich die trauernden Herrchen des Hundes entschieden, den Kadaver zu einem Tierbestatter zu bringen um einen Abschied in Würde zu zelebrieren, statt der anonymen Abdeckerei. Dort also, quasi in den Händen des Tierbestatters, explodierte die Bombe. Bei der würdevollen Aufbahrung von Hector flogen die verbotenen Manipulationen natürlich auf. Die Herrchen hatten sofort die Tierarztpraxis in Verdacht und beschwerten sich bei meinem Vater. Mein Vater hatte wiederum sofort mich im Verdacht und verabreichte mir eine Standpauke, die sich gewaschen hatte und natürlich sofortiges Sezierverbot.“

Hinnerk schüttete sich aus vor Lachen, sämtliche Schlangen auf seinen Oberarmen bebten. Justus stimmte in das Lachen mit ein. Inzwischen waren viele Jahre ins Land gegangen und er war mittlerweile ein Meister seines Fachs. Totenrätsel lösen nannte er seine Tätigkeit, die zugleich auch seine Leidenschaft war.

Jetzt lag gerade mächtig viel Arbeit vor ihm auf dem Edelstahltisch. Soeben hatte er den Eindruck gewonnen, dass sich die Obdachlosenmorde, wie sie von den Medien bereits „getauft“ worden waren, zu einer richtigen Mordserie auswuchsen. Heute hatten sie gerade die zweite Leiche hereinbekommen.

„So, Hinnerk, an die Arbeit, wir müssen heute die Leiche sezieren, die hier bereits vor uns liegt.“

In der vergangenen Woche hatten seine Kollegen und er schon einen toten Obdachlosen auf dem Seziertisch gehabt. Die Leichen waren kaum noch als menschliche Wesen zu erkennen.

Auch diese Leiche, genau wie die vorhergehende, war auf eine grässliche Weise verunstaltet worden. Die erste Leiche, die er untersucht hatte, war angezündet worden und größtenteils verbrannt. Die zweite Leiche war mit Salzsäure übergossen worden, so dass die Gesichtszüge total verätzt und schwerste Gewebeschäden am ganzen Körper vorhanden waren. Was für den Laien jedoch nach grausamster Folter eines wahnsinnigen Mörders aussah, der es auf Obdachlose abgesehen hatte, stellte sich nach der Untersuchung anders dar. Alle fürchterlichen Verletzungen und Verstümmelungen waren post mortem, also nach dem Tod zugefügt worden.

Justus stand vor einem Rätsel. Warum hatte der Täter die Opfer nach ihrem Tod verstümmelt? Die Obduktion hatte ergeben, dass alle Opfer entweder schwer alkoholkrank oder stark drogenabhängig gewesen waren. Das war unschwer am Zustand der Leber abzulesen gewesen. Die toxikologischen Tests hatten den Drogenkonsum natürlich auch offenbart. Er sah nachdenklich auf die Leiche von Holger Möhlich, 42 Jahre alt, arbeitslos, geschieden, ohne festen Wohnsitz, hinab. Die Kripo hatte ihn identifiziert.

Das war doch immerhin etwas, aber die Durchleuchtung der Biografie der Toten hatte keine weiteren Gemeinsamkeiten zutage gefördert. Die Medien würden sich spätestens jetzt, nach dem zweiten Mord, auf einen Serienmörder im Obdachlosenmilieu einschießen. Er hasste diese voreiligen Schlussfolgerungen der Journalisten, aber mit irgendwas mussten sie ja Schlagzeilen machen und das Sommerloch füllen.

Er überlegte gründlich, in beiden Fällen war die unmittelbare Todesursache ein Herzinfarkt gewesen, ausgelöst durch Blutgerinnsel. Das musste er so in seinen Obduktionsbericht schreiben, auch wenn ihn diese Erklärung nicht endgültig zufrieden stellte.

Sie taumelte geradezu vor Müdigkeit. Dies war das erste Mal, dass sie keinen Mann gefunden hatte, es hatte sich einfach nichts ergeben oder angebahnt oder vielleicht war sie heute Nach nicht so in Form gewesen wie sonst. Ein leichter Infekt und Kopfschmerzen machten sich in ihren Gliedern bemerkbar. Sie öffnete im Morgengrauen die Tür ihres schicken Hauses. Es war wirklich praktisch, dass sich sowohl das Tor der Grundstückseinfahrt, als auch das Tor der großen Garage mit einer Fernbedienung bequem öffnen ließen. So konnte sie, ohne aus ihrem Luxusschlitten aussteigen zu müssen, in die Garage fahren. Das Tor glitt nahezu geräuschlos herunter. Von der Garage aus gab es eine Seiteneingangstür in die Eingangsdiele der Villa. Sie schleuderte mit einer erleichterten Bewegung die hohen Stilettos von sich. Nur in Perlonstrümpfen ging sie in ihr Ankleidezimmer und ließ sich erschöpft vor dem Schminkspiegel nieder. Mit einer vielfach geübten Bewebung entfernte sie die künstlichen Wimpern, griff zu einem Wattepad und entfernte langsam und gründlich die Grundierung und den Lippenstift. Für die Entfernung des Augen Make Ups benutzte sie ein besonders mildes Gesichtswasser, sonst lief sie Gefahr, einen Ausschlag zu bekommen. Wie wirkte dass denn auf die Mitarbeiter, wenn sie mit roten Augen zur Arbeit ging? Das musste vermieden werden. Zuletzt griff sie sich in die Haare und riss sich die Perücke vom Kopf. Ein Blick in den Spiegel machte die Sache klar und deutlich: jetzt war sie wieder ein Mann, ein gut aussehender, männlich wirkender Mann. Er legte sich noch für zwei Stunden ins Bett, dann musste er zur Arbeit fahren.

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