Читать книгу For ever young - Betty Hugo - Страница 17
Kapitel 15
ОглавлениеEs wunderte ihn, wie viel Kraft in so einem kleinen Körper steckte. Er legte das Rasiermesser wieder zurück. So ging das nicht, das eingeklemmte Hinterbeinchen reichte nicht aus, um das Tier in Position zu halten. Er musste sich etwas anderes überlegen. Er umfasste das Kätzchen erneut mit der Faust und lockerte den Schraubstock, damit er das Hinterbeinchen herausziehen konnte.
Diesmal legte er das Tierchen auf den Rücken und zurrte es mit zwei langen Bandagen fest, die er jeweils unterhalb der Vorderbeichen und oberhalb der Hinterbeinchen und unter der ganzen Werkbank hindurchführte. Dann umwickelte er auch noch jedes einzelne Pfötchen und zurrte es einzeln fest, so dass das Kätzchen jetzt mit weit gespreizten Pfoten auf dem Rücken fixiert war.
Endlich war er zufrieden. Er nahm das schärfste Messer zur Hand. Halt stopp, erst musste er ein wenig den Flaum am Bauch wegrasieren. Also legte er das Messer weg und griff stattdessen zum Rasiermesser. Das war zwar ein wenig stumpf, aber es reichte aus, um die Härchen am Bauch zu entfernen. Es blutete nur ein ganz klein wenig.
Zum zweiten Mal nahm er das scharfe Messer zur Hand, da fiel ihm wieder etwas ein! Musste er sie nicht irgendwie betäuben? Das war vor Operationen üblich, das wusste er von seinem Freund aus der Schule, der hatte vor einiger Zeit eine Blinddarmoperation gehabt. Er blickte sich um, ob er irgendetwas finden konnte, aber im Schuppen befanden sich nur Farbdosen, Werkzeuge und ein Mittel um Ratten tot zu machen. Also musste es ohne Betäubung gehen, sie war schließlich nur ein kleines Tier. Kätzchen gab es im Dorf im Überfluss. Zum dritten Mal setzte er an und machte eine langen tiefen Schnitt, direkt vom Halsansatz bis hinunter zum Schwanz. Er führte den Schnitt mit aller Entschlossenheit und einer gewissen Kraft aus. Er spürte, wie die Klinge in die weiche Haut einschnitt und ungefähr in der Mitte des Bauches tief einsank. Er hatte die Sauerei unterschätzt. Das hellrote Blut spritzte auf die Werkbank, die Gedärme quollen aus dem Bauch, das Kätzchen zuckte noch ein paar Mal und erschlaffte. Die runden Knopfäuglein starrten reglos zur Schuppendecke.
Maßlose Enttäuschung machte sich in ihm breit, dass das dumme Tierchen verdammt noch mal so schnell tot war. Er hatte gehofft, das Herz schlagen zu sehen, ja eine Blick in den offenen Körper werfen zu können. Wie man auch einem laufenden Automotor bei der Arbeit zusehen konnte.
Plötzlich hatte er die Lust verloren, er wollte schon abhauen, als ihm einfiel, dass er noch gründlich aufräumen musste. Er schnitt den noch warmen Kadaver von der Werkbank und wollte ihn schon in die Fäkaliengrube in der hintersten Ecke des Grundstücks werfen. Gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, dass tote Tiere auf der Oberfläche schwimmen, das hatte er schon bei Ratten gesehen. Sie wurden fett wie ein Ballon und trieben auf der stinkigen Brühe. Deshalb änderte er seinen Plan und schmiss das tote Fellbündel in ein hastig ausgehobenes Erdloch am Rande des Gemüsegartens. Anschließend säuberte er die Werkbank mit Wasser aus dem Gartenbrunnen. Nach vollbrachter Arbeit sah er an sich hinunter, „so ein Mist“, auch er hatte Blutspritzer abbekommen, also beschloss er heimlich hinüber ins Haus zu schleichen und sich zu reinigen und umzukleiden.
Erleichtert darüber, dass keine Menschenseele etwas von seiner verbotenen Tat mitbekommen hatte, glitt er aus dem Schuppen. Aber in dieser Hinsicht hatte er sich gründlich getäuscht. Sein heimliches Abenteuer war nicht unbemerkt geblieben. Eine zusammengekauerte Gestalt beobachtete ihn. Ihre kohlrabenschwarzen Augen bohrten sich förmlich in seinen Nacken und nahmen seine unheimlichen Taten mit gemischten Gefühlen war. Widersprüchliche Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Unwillkürlich durchfuhr sie ein Schauer des Ekels, gleichzeitig verspürte sie unendlichen Stolz. Aus dem Jungen würde mal was werden, er war anders als die anderen Kinder im Dorf, dass hatte sie schon immer gewusst.
Schon als der alte Priester ihn als Säugling in der Dorfkirche auf den Namen Dragomir taufte und das Zeichen des Kreuzes über seinem Kopf machte, erahnte sie seine dunkle Seite.