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Kapitel 7

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Gina seufzte innerlich, gerade hatte sie auf ihr Smartphone geschaut und gesehen, dass es schon beinahe 23:30 Uhr war. Sie hatte glatt vergessen, mit Scotch noch die Abendrunde zu drehen. (Das lag natürlich an dem neuen supercoolen Computerspiel, mit dem sie sich die Zeit vertrieben hatte). Das Smartphone zeigte auch an, dass die Regenwahrscheinlichkeit in den nächsten Stunden bei 80 % lag. Diese Dinger waren wirklich toll und zu viel zu gebrauchen, aber den Hund Gassi führen musste sie immer noch selber.

Ihre Mutter hatte Nachtschicht, die kam nicht vor morgen früh nach Hause. Als hätte er ihre Überlegungen gehört, hörte sie ein leises Jaulen aus dem Flur. Scotch der Terrier war ein gut erzogener Hund, aber auch er war ein tierisches Wesen mit einer Blase.

Gina nahm ihre Jacke von der Garderobe im Flur und die Hundeleine. Erleichtert sprang Scotch wie ein Wirbelwind um sie herum. Endlich hatte Frauchens Tochter ein Einsehen mit ihm.

Sie nahmen den Fahrstuhl vom 4. Stock ins Erdgeschoss. Im Fahrstuhl wurde Scotch angeleint. Gina trat durch die Eingangstür ins Freie und schaute die Straße hinauf und hinunter. In den nahe gelegenen Park würde sie um diese Uhrzeit nicht mehr gehen. Das hatte ihre Mutter ihr verboten und sie hatte auch selber schiss davor, wie sie sich eingestehen musste.

Komisch, schoss es Gina durch den Kopf, bei Tageslicht war die Gegend hier, rund um die Kurfürstenstraße wahnsinnig belebt. Massenhaft Leute auf der Straße, fast wie ein Wimmelbild aus ihrem Lieblingsbilderbuch. Als kleines Mädchen hatte sie diese Bilderbücher heiß geliebt und in jeder freien Stunde angeschaut. Ihre Mutter sagte immer, dass die Gegend hier nicht so gut sei und sie eigentlich gerne in eine bessere Gegend ziehen würde, aber sie könnten sich mit ihrem Krankenschwesterngehalt keine teurere Gegend leisten. Die Mieten waren in den letzen Jahren wahnsinnig angestiegen.

Gina fand die Gegend ganz O.K., sie war daran gewöhnt, dass hier überall Frauen herumstanden, die auf Freier warteten.

Was die Wortwahl betraf, schien sich jeder Erwachsene anders auszudrücken. Eines Tages hatte ihr ihre Mutter genauer erklärt, um welches Gewerbe es sich handelte, dem die Frauen nachgingen. Ihr uralter Nachbar, Herr Koschinski, sprach von Dirnen und dem horizontalen Gewerbe, dem sie nachgingen. Gina hatte ihn allerdings im Verdacht, manchmal selbst das horizontale Gewerbe in Anspruch zu nehmen, denn sie hatte mal gesehen, wie er heimlichtuerisch mit einer Frau im Hausflur verschwand.

Gina raffte sich auf und ging mit Scotch die nass glänzende Straße hinunter. Der kleine Hund war wie elektrisiert von den Gerüchen der Straße und den Duftmarken, die seine tierischen Kollegen hinterlassen hatten. Eifrig zerrte er an der niedlichen, mit Glitzersteinchen verzierten Leine und zog Gina mit sich.

Wie angewurzelt stoppte er an einem Gebüsch, schnüffelte, wuselte herum und hob sein Beinchen. Ehe sich Gina versah, hatte Scotch sich hoffnungslos in seiner rosafarbenen Leine verheddert. So was schaffte er innerhalb von Sekunden, das war jetzt nicht das erste Mal.

Im dämmerigen Licht der Straßenbeleuchtung, welches von den Pfützen, die der kürzliche Regenschauer hinterlassen hatte, reflektiert wurde, blickte Gina genervt auf den schwärzlichen Busch, der von dem rosa Lederriemen hin und her geschaukelt und zusehends zerfleddert wurde. Sie seufzte und machte sich geduldig an die Arbeit, Scotch aus dem Busch zu befreien.

Plötzlich hörte sie ein sanftes Schnurren, ein Luftzug streifte ihre Wange. Sie blickte von ihrer Entwirrungsaktion auf und bemerkte, wie ein wunderschönes Auto in der Nähe am Straßenrand hielt. So ein tolles Auto hatte sie noch nie in Echt gesehen, höchstens in einem Film vielleicht. Heraus stieg ein wunderschöner, großer Mann, der aussah wie Ken, das männliche Pendant zu ihrer Barbiepuppe Cindy, mit der sie als sechsjährige so eifrig gespielt hatte. Dieser wunderschöne Mann näherte sich einer der Frauen, die auf einen Freier warteten. Es waren drei da an der Stelle und er suchte sich die Hübscheste aus. Gina fand, dass sie wie ein Model aussah, groß, schlank, mit ultra hohen Stiefeln, einem superkurzen Rock und langen, lockigen Haaren.

Gina fand die Frau wunderschön und wusste gleichzeitig, dass ihre Mutter ihr verbieten würde, so herumzulaufen.

Sie war so fasziniert von dem, war dort geschah, dass sie vergaß, die Leine zu entwirren. Sie war hinter dem regennassen Buschwerk verborgen und konnte die Szene, die sich etwas weiter die Straße hinunter abspielte gut beobachten, sie fühlte sich wie im Film.

Genau, ihre Mutter schaute manchmal einen uralten Liebesfilm namens “Pretty Woman" an und sie hatte früher mitgeschaut. Dies war der Held, der die Frau von ihrem Schicksal erlöste. Er sprach kurz mit der jungen Frau vom horizontalen Gewerbe, legte ihr dann mit einer zärtlichen, eleganten Bewegung den Arm um die Schultern und führte sie zu seinem luxuriösen Auto.

Ach ja, jetzt erinnerte sie sich auch an den Wagen. Den hatte sie auch vor einiger Zeit in einem Film gesehen, den ihre Mutter ganz toll gefunden hatte. Irgendwas mit zwei Freunden und einer war ganz doll gelähmt gewesen und wurde von seinem Freund durch die Gegend gefahren, in genau so einem Auto, wie sie dort sah, mit einem kleinen Dreizack vorne und hinten.

Der Prinz und die Prinzessin steckten noch kurz die Köpfe zusammen und sprachen miteinander, dann schaute der Prinz über die Schulter der Prinzessin in ihre Richtung und sein glitzernder Blick ließ ihr Herz zu Eis gefrieren, obwohl er sie doch nicht sehen konnte, sie war doch hinter dem Busch verborgen.

Ihre Traumblase löste sich urplötzlich auf und sie merkte, dass sie richtig doll fror. Sie zitterte richtiggehend. Sie sah noch, wie das Pärchen fast lautlos durch die Nacht davonbrauste. Scotch jaulte ungeduldig auf, zerrte an der verhedderten Leine und katapultierte Gina endgültig in die Gegenwart zurück. Sie konzentrierte sich jetzt richtig und hatte die Leine nach ein paar weiteren Minuten entwirrt, so dass Scotch erleichtert um sie herumtanzte.

Der Hund durfte noch ein paar Mal sein Beinchen heben, bevor sie sich auf den Rückweg in ihre warme, kuschelige Wohnung machten.

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