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Kapitel 4

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Die getigerte Katze hatte vor einigen Tagen junge Kätzchen bekommen, sechs süße kleine Viecher, die sie im Versteck hinter dem Schuppen versorgte. Immer wenn er aus der Dorfschule nach Hause gerannt kam, schaute er zuerst bei der Mutterkatze und ihren Jungen vorbei.

Er war absolut fasziniert von den Tierchen und konnte sie stundenlang beobachten, aber sein Interesse ging über das normale Interesse seiner Altergenossen hinaus. Sie gaben sich damit zufrieden, die Kätzchen zu streicheln und zu liebkosen, verloren aber dann nach einiger Zeit das Interesse und wandten sich anderen Spielen zu. Sie rannten auf den staubigen, unbefestigten Dorfplatz und spielten in der brütenden Sommerhitze Fußball.

Sein Interesse war weitergehender, naturwissenschaftlicher Art. Er beobachtete das Verhalten der Tiere untereinander, wunderte sich, wie schnell sie wuchsen und an Gewicht zulegten, nach ein paar Tagen die Augen öffneten. Er dachte über das Geheimnis des Lebens nach. Er wunderte sich und stellte sich die Frage, wie funktionierte es, das Leben? Klar das Herz schlug und pumpte Blut durch die Adern. Sie tranken Milch, die sie wachsen ließ, so war es bei Mensch und Tier. Im Verlaufe der Wochen, verspürte er immer stärker den inneren Drang, dieses „Leben“ genauer zu erkunden.

Eines Tages fasste er sich ein Herz. Er hatte seine Aktion seit einigen Tagen geplant und vorbereitet, soweit es ihm möglich war. Er hatte ein Filetiermesser aus der Schublade in der guten Stube entwendet. Es war das „gute" Besteck und wurde nur an hohen Feiertagen verwendet, seine Mutter würde es nicht vermissen. Mangels einer vernünftigen Ausrüstung war er auf die Idee verfallen, sich in der kleinen Werkstatt im Schuppen das Nötigste zusammen zu suchen. Die längsten Nägel, die er finden konnte, ein kleiner Hammer, eine kleine Handsäge, einen altmodischen Handbohrer (für einen elektrischen hatte seine Mutter kein Geld) und eine Kneifzange.

Für sein Vorhaben hatte er einen ruhigen Nachmittag ausgewählt. Seine Kumpels waren wie immer auf dem staubigen Fußballplatz zu finden oder am Flussufer, wo sie im seichten Flusswasser herum planschten. Seine Mutter war außer Haus, putzen beim Herrn Bürgermeister. Nachdem er seinen Ranzen von sich geschmissen hatte und hastig das einfache Mittagessen in sich hinein geschaufelt hatte, schlich er sich in das Versteck zu den Kätzchen.

Er sah auf den Wurf hinunter, ihn beschäftigte die Frage, welche er auswählen sollte. Die mit dem niedlichen Fleck an der Nase, den frechen Kater oder die mit dem fluffigen Fell? Er konnte sich beim besten Willen nicht entscheiden und beschloss, die Auswahl dem Schicksal zu überlassen. Voller Konzentration und mit pochendem Herzen, kniff er die Augenlider fest zu, anschließend bückte er sich und griff mitten hinein in den Wurf. Jetzt hatte er eine fest in der Hand, hob sie hoch und öffnete wieder die Augen. Das Schicksal hatte sich für die niedliche mit dem schwarzen Fleck an der Nase entschieden.

Die Werkbank im Schuppen war ein guter, wenn auch provisorischer Arbeitsplatz. Er hielt das Kätzchen fest mit der Faust umklammert, als ob sie ahnen würde, was auf sie zukam, zappelte sie heftig. Aber er gab nicht nach, das Schicksal hatte es so gewollt. Da das Zappeln nicht aufhörte, eilte er in den Schuppen, setzte sie auf die Werkbank und klemmte das eine Hinterbeinchen im Schraubstock fest. Der Druck der ausgeübt wurde, war gerade so stark, dass sie ihr Pfötchen nicht hinausziehen konnte, es aber auch nicht zerquetscht wurde. Vermutlich tat es ihr doch ziemlich weh, denn sie miaute herzzerreißend.

Mist, das war vielleicht in der Nachbarschaft zu hören! Kurzerhand schnitt er ein Stück Stoff von einem alten Lumpen ab und stopfte es wie einen Knebel in ihr kleines rosa Mäulchen. Drumherum wickelte er noch eine alte Bandage. So, jetzt konnte er endlich loslegen, er nahm das altmodische Rasiermesser zur Hand.

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