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Das Baby wächst heran

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In der fünften Schwangerschaftswoche misst die Fruchthöhle etwa fünf Millimeter und ist damit so lang wie ein Reiskorn.

Stück für Stück, im Baukastensystem, werden am laufenden Band Millionen neuer Zellen gebildet. Faszinierend am Bauplan Mensch ist, dass jede einzelne Zelle genau weiß, welche Bestimmung sie hat und wo ihr Platz ist. Bereits am 24. Tag nach der Befruchtung wachsen in einem weiblichen Embryo die Urkeimzellen, das sind die späteren Keimzellen, die der Fortpflanzung dienen. Eine Woche später wachsen diese Zellen auch in einem männlichen Embryo. Die weiblichen Urkeimzellen wandern zu den Eierstöcken, die männlichen zu den Hoden. Zeitgleich startet das kindliche Herz seinen ersten Herzschlag – und schlägt von nun an ein Leben lang. Es kommt dabei auf 110 bis 160 Schläge pro Minute und arbeitet damit doppelt so schnell wie das Herz seiner Mutter.

Im Bereich des Rückens entwickelt sich das Neuralrohr mit 40 kleinen Ursegmenten, sogenannten Somiten. Aus 32 dieser Somiten entstehen die Wirbel, während sich die anderen (Schwanzsegmente) wieder zurückbilden. Wichtig ist, dass die Wirbel jetzt nicht zusammenwachsen, sonst wäre die Wirbelsäule später steif.

AUS KNOSPEN ENTSTEHEN FINGER

In diesem Monat ist auch schon der Umriss eines Kopfes erkennbar. Lange Zeit wird er der größte Körperteil des Kindes sein. Es gibt noch keine Schädelknochen, dafür konzentriert sich alles auf die Entwicklung des Gehirns. Um mit der Gehirnentwicklung mitzukommen, wächst der hintere Bereich des Kopfes schneller als der vordere. Dadurch erhält der Embryo seine typische eingerollte Haltung, und auf dem Ultraschall wirkt dies so, als neige der Embryo seinen Kopf nach vorn. Um den 28. Tag nach der Befruchtung entstehen winzige Arm- und Beinknospen. Etwa zwei Tage später sind vorn an den Ärmchen die Umrisse der Hände erkennbar, an denen sich in der achten Schwangerschaftswoche bereits fünf winzige Finger abzeichnen. Die Hände entwickeln sich übrigens deutlich schneller als die Füße. Später kann Ihr Baby auch früher greifen als laufen.

In diesen Wochen spielen sich täglich komplizierte Wachstumsprozesse ab, und nie wieder wächst der Organismus so schnell wie jetzt. Am Ende des zweiten Schwangerschaftsmonats zeichnen sich allmählich die Augen, die Nase und der Mund ab. Auch die Anlagen für die Ohren nehmen immer mehr Form an. Der Embryo ist jetzt etwa 14 Millimeter lang.

DER EMBRYO IM PROBELAUF

Um sicher zu sein, dass jedes Organ und jedes Körperteil seine Funktion hundertprozentig korrekt ausüben kann, überprüft der Embryo Tag für Tag sein aktuell zusammengestelltes System. Läuft dieses System nicht rund und lässt sich der vererbte »Bauplan Mensch« in seinen wichtigsten Funktionen nicht richtig umsetzen, wird dies häufig von der Natur erkannt – und es kommt zu einer Fehlgeburt.

WACHSTUM


Am Ende des zweiten Schwangerschaftsmonats ist der Embryo sechs Wochen alt und schwimmt schwerelos im 37,5 Grad warmen Fruchtwasser. Er ist etwa 14 Millimeter groß und hat bereits Arm- und Beinknospen, aus denen sich Finger und Zehen entwickeln. Die Anlage für ein Skelett ist ebenfalls bereits vorhanden.

SCHUTZBEDÜRFTIG

Gerade jetzt, wo es eine so rasche Zellteilung gibt, ist der Embryo außerordentlich verletzlich. Ungesunde Einflüsse von außen, beispielsweise Röntgenstrahlen, können ihn schädigen. Auch gelangen viele Substanzen, die eine Mutter aufnimmt, innerhalb einer Stunde oder noch schneller zum Kind: Alkohol ebenso wie Nikotin, Koffein, Medikamente, oder Erreger einer Infektion. Sollte der Embryo durch diese Dinge in seiner Entwicklung geschädigt werden, greift häufig Mutter Natur ein: Es kommt wenig später zu einem Abgang.

FRAGEN & ANTWORTEN

1 Warum zählt man eigentlich 40 Schwangerschaftswochen, obwohl der Volksmund von neun Monaten spricht?

Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen dauert eine Schwangerschaft 280 Tage oder zehn Mondmonate à 28 Tage, daher also 40 Schwangerschaftswochen. Zum anderen ist das System, mit dem Mediziner den mutmaßlichen Geburtstermin berechnen, schon uralt. Es entstand in der Zeit, als man noch davon ausging, dass Babys während der Monatsblutung gezeugt werden. Aus diesem Grund berechnete man die Schwangerschaft vom Zeitpunkt der letzten Periodenblutung aus. Obwohl die Ansichten von früher längst widerlegt sind, verwendet man noch heute das Schema: Schwangerschaftswochen und das Alter des Babys werden vom ersten Tag der letzten Periodenblutung an gerechnet.

2 Ich bin in der siebten Woche schwanger und mache mir Vorwürfe, weil ich vor Kurzem drei Gläser Wein getrunken habe. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von der Schwangerschaft. Kann der Wein dem Embryo schaden?

Es stimmt, dass Alkohol, besonders in großen Mengen oder regelmäßig genossen, den Embryo schädigen kann. Ebenso gefährlich können Medikamente sein. Dennoch besteht kein Grund zur Sorge: Die Natur hat es so eingerichtet, dass in den ersten beiden Schwangerschaftswochen, also bis sich das Ei in der Gebärmutter fest eingenistet hat, das Alles-oder-nichts-Prinzip gilt. Das heißt: Wird der Embryo in dieser empfindlichen Zeit durch Außeneinflüsse geschädigt, führt dies unbemerkt zu einem Abgang (Sie halten die Blutung für eine verspätete Periode). Bleibt er unbeschädigt, entwickelt er sich ganz normal weiter.

3 Warum heißt es, Schwangere sollten besonders in den ersten Wochen Folsäure einnehmen?

Folsäure gehört zur Gruppe der B-Vitamine und wird überall dort benötigt, wo sich Zellen schnell teilen müssen – und eben das geschieht auch in der Schwangerschaft. Während bei vielen anderen Vitalstoffen wie Vitaminen und Mineralien erst ab dem vierten Schwangerschaftsmonat der Bedarf erhöht ist, braucht eine Schwangere schon zu Beginn der Schwangerschaft (idealerweise sogar schon vor der Befruchtung) doppelt so viel Folsäure wie zuvor. Kommt es während der ersten zwölf Wochen zu einem enormen Mangel, können Missbildungen wie ein »offener Rücken« oder »Wasserkopf« die Folge sein. Der tägliche Bedarf liegt bei 400 Mikrogramm und ist in dieser Dosis nur sehr schwer über die Ernährung zu decken. Lassen Sie sich sicherheitshalber vom Arzt ein folsäurehaltiges Präparat empfehlen. Außerdem sind gute Folsäurequellen: dunkles (grünes) Blattgemüse wie Salat und Spinat, Bierhefe, Wurzelgemüse, Vollkorngetreide, Lachs, Vollmilch, Datteln und Orangensaft.

4 Wie wird eigentlich der Geburtstermin errechnet?

Addieren Sie zum ersten Tag Ihrer letzten Periode sieben Tage, und ziehen Sie vom so errechneten Datum drei Monate ab – vorausgesetzt, Sie haben einen 28-Tage-Zyklus. Beispiel: Die letzte Blutung begann am 17.11. Das heißt: 17 + 7 = 24 (das ist der Tag) und 11 – 3 = 8 (das ist der Monat).

Voraussichtlicher Geburtstermin ist also der 24.8. im nächsten Jahr. Die Tabelle unten zeigt es noch genauer:

Suchen Sie in der oberen Zeile im Monat den ersten Tag Ihrer letzten Blutung. In der Zeile darunter können Sie dann den voraussichtlichen Entbindungstermin ablesen. Voraussichtlich deshalb, weil sich kaum ein Baby an diesen Termin hält. Nur vier von hundert Kindern kommen auch tatsächlich am errechneten Geburtstermin auf die Welt. Der errechnete Geburtstermin ist nur ein statistischer Mittelwert.

Viele Frauen empfinden es als enorm lästig, wenn sie bereits über der Zeit sind und pausenlos das Telefon klingelt, weil Freunde und Verwandte wissen wollen, ob das Baby schon da ist. Wenn Sie dem aus dem Weg gehen wollen, sollten Sie von vornherein einfach einen späteren Geburtstermin bekannt geben.


Zeile oben: erster Tag der letzten Regel, Zeile unten: errechneter Termin.

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