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Gut versorgt in Mamas Bauch

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Das Zusammenspiel verschiedener Organe garantiert die reibungslose Versorgung des Babys in der Gebärmutter.

DIE PLAZENTA

Das Wort Plazenta stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie »Kuchen«. Darum heißt die Plazenta umgangssprachlich auch »Mutterkuchen«. Medizinisch betrachtet handelt es dabei um eine Ansammlung unzähliger Blutgefäße, die sich wie Äste eines Baumes verzweigen. Ihre wurzelähnlichen Fortsätze (Zotten) haben sich in die Gebärmutterschleimhaut gegraben.

VERSORGUNG MIT ANTIKÖRPERN

Die Plazentazotten mit ihren Blutgefäßen des kindlichen Kreislaufes sind vom mütterlichen Blut umgeben, das Nährstoffe wie Vitamine, Wasser und Sauerstoff anliefert. Diese passieren als winzige Moleküle die porösen Wände der Blutgefäße und gelangen so zusammen mit wichtigen Antikörpern in den kindlichen Blutkreislauf.

Gleichzeitig werden über die Plazentazotten Abfallprodukte und Kohlendioxid wieder ausgeschieden. Außerdem übernimmt die Plazenta eine Filterfunktion, um Gift- und Schadstoffe fernzuhalten. Daneben produziert das Organ Hormone, die dafür sorgen, dass die Schwangerschaft bestehen bleibt.

Sobald das Baby geboren ist, hat die Plazenta ihre Aufgabe erfüllt und wird als »Nachgeburt« geboren. Wenn dies geschehen ist, ist die Geburt vorüber. Erst dann gratulieren die Geburtshelfer den frischgebackenen Eltern. Für manche Familien ist der Mutterkuchen ein Symbol für langes Leben und Glück. Daher stammt auch der Brauch, die Plazenta im Garten zu vergraben und darauf einen Baum zu pflanzen.

DIE NABELSCHNUR

Aus dem Bauch des Babys hat sich die Nabelschnur entwickelt. Sie verbindet das Kind mit der Plazenta. Diese lebenswichtige Versorgungsleine umschließt die wichtigen Blutgefäße des Kindes: Um die Vene (sie bringt das mit Sauerstoff und Nährstoffen angereicherte Blut zum Fötus) schlängeln sich zwei Arterien (sie transportieren das verbrauchte Blut zur Planzenta zurück). Weil die Vene kürzer ist als die beiden Arterien, kräuselt sich die Nabelschnur wie ein Telefonkabel. Der Nährstoffaustausch zwischen Baby und Plazenta findet in rasender Geschwindigkeit statt: Für eine Rundreise benötigt das Blut maximal 30 Sekunden.

STARKES DUO

Plazenta und Nabelschnur wachsen mit. Am Ende der Schwangerschaft hat die Plazenta einen Durchmesser von 20 Zentimetern und wiegt etwa ein halbes Kilo. Die Nabelschnur ist mit 60 bis 150 Zentimetern lang genug, dass die Mutter ihr neugeborenes Baby im Arm halten kann, während die Plazenta im Bauch noch an der Gebärmutterwand haftet.

DIE FRUCHTBLASE

Über die Nabelschnur wird Ihr Baby in der Fruchtblase mit Sauerstoff versorgt. Die Fruchtblase besteht aus zwei Zellschichten: Die äußere Membran ist das Chorion, das auch die Nabelschnur umgibt. Sie schimmert leicht silbrig und ist so dünn wie ein Blatt Papier. Das Chorion kleidet die gesamte Gebärmutter von innen aus. Die zweite Zellschicht ist das Amnion. Sie hat sich aus den Zellen des Kindes entwickelt und kleidet die Fruchtblase von innen aus. Das Amnion schließt das Fruchtwasser ein. Beide Zellschichten zusammen sind etwa so dick wie das Gummi eines Luftballons. Die medizinische Bezeichnung »Amnion« stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie »kleines Lamm«. Oft sind Lämmer bei ihrer Geburt noch in dieser Membran eingeschlossen. Aus diesem Grund heißt die Fruchtblase umgangssprachlich auch »Schafhaut«. Die Haut der Fruchtblase besteht ausschließlich aus lebenden Zellen, die aus dem ursprünglichen Zellhaufen stammen. Sie ist enorm flexibel und passt sich den Größenverhältnissen des Babys stets an. Die Fruchtblase kann bereits vor Wehenbeginn platzen (vorzeitiger Blasensprung) oder während der Geburt reißen. Meist springt sie erst bei der Geburt – idealerweise vor den letzten Geburtswehen.

DAS FRUCHTWASSER

Das Fruchtwasser hat mehrere Aufgaben zu erfüllen: Es schafft ein Medium, in dem sich das Baby schwerelos aufhalten kann, es hält die Temperatur von ca. 37,5 Grad aufrecht, liefert dem Baby zusätzliche Nährstoffe und schützt es vor Stößen von außen. Fruchtwasser ist reich an Salzen, Mineralien, Zucker und Proteinen; es ist eine sterile Lösung, die regelmäßig alle paar Stunden erneuert wird.

In den ersten Wochen kann ein Embryo nur in sehr geringen Mengen Fruchtwasser umherschwimmen. Meist um den vierten Monat herum steigt die Menge auf etwa einen halben Liter an. Dies ist der ideale Zeitpunkt, an dem genügend Flüssigkeit vorhanden ist, um eine Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) durchzuführen. Je größer das Baby wird, desto enger wird sein Raum in der Gebärmutter, und die Fruchtwassermenge nimmt ab. Bei der Geburt befinden sich 0,5 bis 1 Liter Fruchtwasser in der »Schafhaut«.


Es wächst und wächst: Gut gesichert mit der Nabelschnur und über die Plazenta rundum versorgt mit allen wichtigen Nährstoffen, die es zum Wachsen braucht, schwimmt das Baby in der Gebärmutter.

FRAGEN & ANTWORTEN

1 Ich weiß, dass es gesundheitsschädlich ist, aber ich kann das Rauchen nicht lassen. Was bedeutet das für mein Kind?

Ihr Baby raucht mit. Versuchen Sie, Ihren Konsum so weit wie möglich zu reduzieren! Die Plazenta kann das Ungeborene nicht optimal versorgen, wenn Nikotin die Gefäße einengt. Studien belegen, dass Babys von Raucherinnen kleiner und häufig unterversorgt auf die Welt kommen. Wenn eine Mutter (aktiv oder passiv) in ihrer Schwangerschaft raucht, bremst sie dadurch mit zunehmendem Schwangerschaftsalter die körperliche und geistige Entwicklung ihres Kindes. Wichtig: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber. Er wird Ihre Schwangerschaft dann sicher noch sorgfältiger überwachen. Auch während der Geburt sind die Kinder von Raucherinnen oft weniger belastbar. Deshalb sollten Raucher-Eltern die Schwangerschaft als große Chance ihres Lebens sehen, mit der Qualmerei aufzuhören.

2 Seit Wochen leide ich unter Verstopfung. Ist das normal?

Völlig normal. Diese Verdauungsstörung hängt mit dem erhöhten Hormonspiegel zusammen, der die Muskulatur entspannt. Auch die Muskulatur von Magen und Darm wird lockerer. Gleichzeitig engt die Gebärmutter die Verdauungsorgane ein, sodass diese in ihrer Arbeit behindert werden. Achten Sie jetzt verstärkt auf eine ballaststoffreiche Kost wie frische Früchte und Gemüse (roh oder gekocht), Brot, Müsli, Reis und Nudeln als Vollkornprodukte oder auch Trockenfrüchte (Pflaumen) und Flohsamen (Samen einer Pflanze, gibt’s im Reformhaus und Naturkostladen). Hinzu kommt, dass fast jede Schwangere zu wenig trinkt. Dabei ist dies jetzt besonders wichtig. Idealerweise Mineralwasser und ungesüßten (Kräuter-)Tee. Oder auch Pflaumensaft. Einige Schwangere schwören auf heißes Wasser mit frischem Zitronensaft (ohne Zucker). Generell sind sechs kleinere Mahlzeiten am Tag gesünder als drei große. Achten Sie außerdem darauf, abends nicht zu spät zu essen, und sorgen Sie für ausreichend Bewegung, gehen Sie täglich spazieren oder fahren Sie Rad.

3 Mein Partner ist noch unsicher, ob er bei der Geburt dabei sein möchte. Er meint, er könne mir unter der Geburt gar nicht helfen.

Wir sagen: Aber sicher kann er das! Er muss natürlich keine Atemübungen oder Massagegriffe erlernen, um Ihnen bei der Geburt zu helfen. Was zählt, sind seine Anwesenheit, liebevolle Zuwendung und aufmunternde Motivation während der Geburt. Ihr Partner sollte kein schlechtes Gewissen haben, dass er Ihnen die Arbeit nicht abnehmen kann. Die Natur hat es nun mal so vorgesehen, dass Frauen die Kinder bekommen. Allein die Tatsache, dass er Sie während der Geburt mit Liebe und Aufmerksamkeit versorgt, kann Ihnen helfen, mit den Wehen besser umzugehen. Besprechen Sie mit ihm, warum er nicht dabei sein möchte. Er hat seine Gründe dafür, und die gilt es zu respektieren.

4 Seit ich weiß, dass ich schwanger bin, habe ich keine Lust mehr auf Sex. Was ist plötzlich los mit mir?

Da gibt’s nur eines: Bitten Sie Ihren Partner um Verständnis. Vielleicht plagt Sie die Angst, Sex könnte Ihrem Baby schaden, vielleicht ist Ihre Lust hormonbedingt gerade auf dem Nullpunkt, vielleicht sehnen Sie sich momentan einfach nur nach Zärtlichkeit. Es kann viele Ursachen geben. Sprechen Sie mit Ihrem Partner darüber.

5 Vor der Schwangerschaft hatte ich selten einen Orgasmus. Jetzt komme ich jedes Mal – manchmal sogar mehrmals. Ist das normal?

Ja. Viele Frauen erleben einen Orgasmus, wenn ihre Klitoris entsprechend stimuliert wird. Und die hat sich, ähnlich wie die Vagina, durch die verstärkte Hormonausschüttung verändert: Die bessere Durchblutung lässt sie nicht nur dunkler aussehen, sondern auch anschwellen. Das macht sie sensibler für Berührungen. Also – einfach genießen und nicht hinterfragen.

6 Ich schwimme sehr gerne. Muss ich in der Schwangerschaft Angst haben, mir eine Infektion einzufangen?

Tatsächlich haben schwangere Frauen eine erhöhte Anfälligkeit für Scheideninfektionen, weil das Immunsystem durch die Schwangerschaft geschwächt sein kann. Das lange Tragen von nasser Badekleidung außerhalb des Wassers kann ebenso die Anfälligkeit erhöhen. Darum: nach dem Schwimmen umziehen und die Badekleidung ablegen. Sollten Sie generell zu Vaginalinfektionen neigen, sind vorbeugende Präparate zur Steigerung der Immunabwehr empfehlenswert, die Vitamin C, Zink, Selen und probiotische Darmbakterien enthalten.

7 Können die Schallwellen einer Doppler-Untersuchung dem Baby schaden?

Eine Doppler-Untersuchung ist ein spezielles Ultraschallverfahren, bei dem sich der Arzt einen genaueren Überblick über den Blutfluss in den einzelnen Gefäßen der Nabelschnur und Plazenta verschaffen kann, um die Nähr- und Sauerstoffversorgung des Babys zu beurteilen. Diese Untersuchungsmethode kommt immer dann zum Einsatz, wenn es einen Verdacht gibt, dass sich ein Baby nicht altersgerecht entwickelt. Tatsächlich ist die Energie bei dieser Technik höher als bei einer normalen Ultraschalluntersuchung, eine Schädigung fürs Kind ist aber nicht bekannt. Dennoch gilt: Anwendung nur bei medizinischer Indikation und erst ab der 20. Schwangerschaftswoche.

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