Читать книгу Schwangerschaft und Geburt - Birgit Gebauer-Sesterhenn - Страница 16
ОглавлениеSCHWANGER DURCH IVF
Beate (49), Bankkauffrau, Mutter einer Tochter (15):
Mein Mann und ich waren bereits über neun Jahre verheiratet, als ich endlich schwanger wurde. Wir hatten schon fast nicht mehr daran geglaubt, denn mein Mann produziert nur sehr geringe Mengen an Spermien. Und diese wenigen sind auch noch komplett unbeweglich.
Durch ein aufwendiges Verfahren (ICSI) wurden die aufbereiteten Samenzellen direkt in die Eizellen injiziert. Drei Embryos wurden mir in die Gebärmutter gesetzt, und theoretisch hätten wir auch Drillinge bekommen können. Aber praktisch gesehen betrug die Chance, dass wenigstens ein Baby heranwächst, gerade mal fünf bis zehn Prozent. Der erste Versuch missglückte. Heute weiß ich, dass man mir rechtzeitig ein Hormon hätte verordnen müssen, damit die Schwangerschaft erhalten bleibt. Beim zweiten Versuch wechselte ich den Arzt, und schon bald konnten wir auf dem Ultraschall ein kleines Herz schlagen sehen – ein unbeschreiblicher Moment …
Etwa in der 12. Woche bekam ich plötzlich starke Blutungen. Mein Frauenarzt war nicht verfügbar und so ging ich sofort in eine Klinik. Dort musste ich mich diversen Tests unterziehen, und einer davon fiel schlecht aus. Das war wie ein Schock für mich. Sofort riet man mir zu einer Fruchtwasseruntersuchung, um Klarheit zu bekommen. Aber sollte ich das tun? Ich hatte eine so geringe Chance, dass sich ein Baby entwickeln konnte, sollte ich es einem genauso hohen Risiko aussetzen, es durch eine Fruchtwasseruntersuchung wieder zu verlieren?
Ich war hin- und hergerissen, aber schließlich entschieden wir uns gegen weitere Tests. Ich brauchte Abstand von Schulmedizinern. Von da an ging ich gar nicht mehr zum Arzt. Eine Hebamme betreute mich in den kommenden Monaten. Erst als ich mich in der Entbindungsklinik vorstellte, sah mich wieder ein Arzt. Die Geburt verlief vollkommen normal, und wir hielten nach sechs Stunden unsere kleine Tochter im Arm …
Heute ist sie 15 Jahre alt, und bei unserem letzten Urlaub kam die Frage auf, wo sie entstanden sei. Neugierig fragte sie: In welchem Ort? An welchem Tag? Im Hotel? Zu Hause? In der Küche?
Ich weiß nicht, warum es so lief, aber die Antwort war ihr sehr wichtig. Abends besprachen mein Mann und ich, dass wir ihr von der IVF erzählen würden, falls sie noch mal fragt. Und ja, sie blieb auch am nächsten Tag hartnäckig am Thema dran, und wir gaben ihr die Antwort. Dann kehrte für eine Weile Stille ein. Ich glaube, unsere Tochter musste die Neuigkeit erst mal verdauen, aber sie ist sich unserer Liebe ja sicher. Zum Glück verlief die Situation so – denn den richtigen Augenblick für die Überbringung solcher Informationen kann man niemals vorher planen.
Als gläubige Christin bin ich übrigens enttäuscht von der Haltung der Kirche zu diesem Thema. Ich bin sicher, dass IVF-Kinder nicht »produziert«, sondern mit sehr viel Liebe und Hingabe empfangen werden, und der Fortschritt der Medizin auf diesem Gebiet ist für mich ein Geschenk Gottes.
Bereits in der achten bis neunten Woche füllen Leber und Herz den gesamten Brustraum des Embryos aus, der wie ein kleiner Astronaut in seiner Fruchtblase schwebt. Das kleine runde Bläschen am Rand ist der Dottersack. Er diente der frühen Blutbildung des Embryos.