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Die Mutter verändert sich

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Bald haben Sie es geschafft! Zwei Drittel der Schwangerschaft liegen bereits hinter Ihnen. Ihr Bauch wächst und wächst, und pro Woche nehmen Sie etwa 400 bis 500 Gramm zu. Die meisten Schwangeren haben Anfang des siebten Monats rund sieben Kilo zugenommen.

Gegen Ende des siebten Schwangerschaftsmonats liegt die Gebärmutter mittig zwischen Nabel und unterem Rippenbogen. Sie verdrängt nun alle umliegenden Organe im Mutterleib, um sich Platz zu verschaffen. Allmählich drückt sie das Zwerchfell nach oben in die Brusthöhle und engt damit das Lungenvolumen der Schwangeren ein. Ihre Lungenflügel können sich beim tiefen Luftholen nicht mehr vollständig ausweiten, darum werden Sie kurzatmig. Dennoch ist es wichtig, dass Sie versuchen, tief in den Bauch zu atmen. Nur so ist gewährleistet, dass Sie und Ihr Baby ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden.

ENDLICH WIEDER DURCHATMEN

Kleiner Trost: Der Zustand der flachen Brustatmung hält nur eine kurze Weile an. In wenigen Wochen rutscht der Kopf Ihres Babys ins Becken und damit eine Etage tiefer. Das bringt mindestens zwei angenehme Nebeneffekte: Sie können endlich wieder richtig durchatmen und wieder leichter Schuhe zubinden …

Allerdings drückt die Gebärmutter nun nach unten auf Ihre Harnblase – mit der unangenehmen Folge, dass Sie auch nachts häufiger zur Toilette müssen.

KLEINER SCHLAFRÄUBER IM BAUCH

Vermutlich hat Ihr Bauch inzwischen solche Formen angenommen, dass Sie in der Nacht kaum noch eine angenehme Schlafposition finden. Hinzu kommt die Angewohnheit Ihres Babys, sich besonders gerne dann zu melden, wenn Sie zur Ruhe kommen. Es kann sich bereits so stark bemerkbar machen, dass seine Fäuste, Ellbogen oder Füße Ihren Bauch regelrecht ausbeulen. Das sieht zwar witzig aus, kann aber manchmal auch schmerzen. Etwa dann, wenn Ihr Kind seine Füße unter Ihre Rippen schiebt, gegen die Leber oder den Magen tritt. In diesen Fällen ist eine Lageveränderung hilfreich. Meistens sucht sich dann auch Ihr Baby eine andere Position. In den kommenden Wochen sollte die Rückenlage sowieso tabu sein, um das Risiko des Vena-Cava-Syndroms so weit wie möglich zu reduzieren (siehe Kasten).

VENA-CAVA-SYNDROM


Von Vena-Cava-Syndrom spricht man, wenn die immer schwerer werdende Gebärmutter auf die untere Hohlvene (Vena Cava) drückt und somit den Rücktransport des Blutes zum Herzen behindert. Sobald diese Kreislaufstörung der Mutter eintritt, sendet der Körper umgehend SOS in Form von niedrigem Blutdruck, Herzrasen, Schwitzen und Schwindel. Tipp: Liegen Sie auf der Seite, das fördert den Blutfluss zum Herzen.

SCHONPROGRAMM IST ANGESAGT

Nicht selten empfinden viele Schwangere langes Stehen oder Sitzen als unangenehm. Durch die Wassereinlagerungen an Beinen und Füßen wirkt alles schwerer. Lagert Ihr Körper zu viel Wasser ein, spricht man von Ödemen. Die liefern aber erst dann Grund zur Besorgnis, wenn sie nicht innerhalb von 24 Stunden verschwinden, wenn noch weitere Körperteile anschwellen (Gesicht, Hände) und Symptome wie erhöhter Blutdruck, Kopfschmerzen, Augenflimmern oder gar Schmerzen im rechten Oberbauch auftreten. In diesen Fällen sollten Sie unbedingt Ihre Hebamme oder den Arzt anrufen, denn es könnte sich um eine besonders kritische Form der Schwangerschaftsvergiftung (Gestose) handeln (mehr Infos hierzu siehe >).

Aber das sind Ausnahmen. Die meisten Schwangeren fühlen sich in dieser Phase so pudelwohl, dass sie Bäume ausreißen könnten. Dementsprechend aktiv sind sie: Sie ziehen durch Geschäfte und schleppen schwere Einkaufstaschen, renovieren das zukünftige Kinderzimmer oder sogar gleich die ganze Wohnung, treiben Sport, besuchen ihre Freunde und Familie …

Wenn auch Sie zu den Hochaktiven gehören und Ihre Schwangerschaft ohne Komplikationen verläuft, ist das wunderbar. Aber trotzdem verdient Ihr Körper in Ihrem Zustand eine Extraportion Aufmerksamkeit und regelmäßige Verschnaufpausen. Jetzt ist auch die Phase, in der Ihnen Ihr Körper Grenzen setzt, zum Beispiel mit einem Bauch, der hin und wieder hart wird. Dieses kurze Anspannen hält in der Regel nur einige Sekunden an, kann aber dafür immer häufiger vorkommen. Meistens handelt es sich dabei um sogenannte »Übungswehen«, mit denen sich Ihr Körper auf die bevorstehende Geburt vorbereitet. Wenn die Wehen keine Wirkung auf den Muttermund haben, sind diese Kontraktionen eher harmlos. Sie könnten aber auch ein Hinweis auf eine körperliche Überlastung sein. Dann ist es ein Signal, dass Sie Ihre Aktivitäten drosseln sollten. Legen Sie immer mal wieder Ruhepausen ein!

WEHEN-TEST

Wenn sich Ihr Bauch mehrmals hintereinander in einer Stunde anspannt, können Sie die Probe aufs Exempel machen. Lassen Sie sich ein warmes Bad ein, am besten mit einem entspannenden Lavendelzusatz. Genießen Sie für eine Weile dieses Vollbad, und legen Sie sich anschließend hin. Lassen die Wehen nach einem Bad nicht nach, sollten Sie unverzüglich Ihre Hebamme oder Ihren Arzt aufsuchen. Wichtig: Sobald Sie Fruchtwasser verlieren oder Blutungen haben, müssen Sie umgehend Kontakt mit Ihrer Hebamme, dem betreuenden Arzt oder Ihrer Entbindungsklinik aufnehmen. Oder Ihr Partner ruft gleich einen Krankenwagen, der Sie liegend in die Klinik transportiert.

WEHE, WENN SIE ZU FRÜH KOMMEN

Kritisch wird es dann, wenn sich der Muttermund vorzeitig verkürzt oder öffnet. Geschieht dies zu einem sehr frühen Zeitpunkt in der Schwangerschaft, versucht der Arzt alles, um eine vorzeitige Geburt zu verhindern. Kann eine Infektion als Ursache ausgeschlossen werden, reicht in den meisten Fällen ein Magnesiumpräparat, das die Gebärmuttermuskulatur entspannt, und verordnete Bettruhe.

Heilsame Pflanzen

In vielen Fällen sind psychische Probleme für die vorzeitigen Wehen verantwortlich. Dann helfen Gespräche mit dem Partner, der Freundin, der Hebamme oder einem Arzt, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Pflanzliche Medikamente wie Baldrian, Hopfen, Johanniskraut und Melisse als Tee oder in Form von Dragées haben sich bestens bewährt, die Situation zu mildern.

Ideal kann sich auch eine Kombination aus Magnesium und Phytopharmaka auf vorzeitige Wehen auswirken.

Haben Sie einen erfahrenen Homöopathen an Ihrer Seite, kann Ihnen Ihr Konstitutionsmittel helfen. Auch Aroma-Öle sind sehr hilfreich.Vermeiden Sie aber unbedingt Gewürze wie Ingwer und Zimt (auch als Teemischung), denn sie haben eine wehenauslösende Wirkung.

WAS JETZT WICHTIG IST

 6. Vorsorgeuntersuchung

 Babyausstattung organisieren

 Informationsabende von Geburtshäusern und Entbindungskliniken besuchen, Kreißsäle anschauen

WECHSELHAFTE STIMMUNGEN


Nadine

Nadine (28), Ernährungsberaterin, und Thomas (31), selbstständiger Gastronom in Starnberg. Aufzeichnung: ca. 38. Schwangerschaftswoche.

Thomas: Hin und wieder hast du extreme Gefühlsregungen gezeigt – wegen nichts und wieder nichts. Da habe ich dich nicht wiedererkannt. Etwa neulich: Da war ich mit einem Freund und einer Bekannten abends unterwegs. Wir kamen erst gegen halb drei Uhr morgens nach Hause.

Nadine: Es war drei Uhr, und du hast gesagt, du kommst um eins.

Thomas: Stimmt. Ich bin länger geblieben, kam nach Hause und dachte mir: Komisch, alles beleuchtet ...

Nadine (lacht): Also, wenn er früher ohne mich loszog, ging ich ins Bett und habe meistens geschlafen, wenn er heimkam. Ich wusste, alles ist in Ordnung.

Thomas: Und als ich letztes Mal heimkam, standest du in der Küche und hast abgespült – morgens um drei! Wütend hast du mich gefragt: Wo warst du???

Nadine (lacht): Das ist mir so peinlich.

Thomas: Ich dachte nur: Was ist denn jetzt los, sie war doch früher nie so.

Nadine: Aber du hast meinen Ausbruch sehr locker genommen, hast dich auf einen Stuhl gesetzt und mich angegrinst.

Thomas: Du meintest, dass ich einen Unfall hätte haben können, und fragtest, ob ich eine andere Frau hätte. Ich dachte nur: Was soll das denn jetzt ...

Nadine: Das ist wirklich komisch. Wir kennen uns seit 15 Jahren, und noch nie war ich irgendwie eifersüchtig. In der Schwangerschaft bin ich plötzlich auf jede Frau eifersüchtig, die in deiner Nähe ist.

Thomas (lacht): Aber zum Glück ist die dicke Luft schnell wieder verflogen. Meistens bist du kurze Zeit später lachend auf mich zugekommen und hast dich entschuldigt.

Nadine: Sehr viel anderes bleibt auch nicht übrig. Es waren ja an den Haaren herbeigezogene Lappalien. Was ich vorher nie kannte – ich fand streiten nie so toll. In den meisten Fällen haben wir mein Verhalten mit Hormonschwankungen erklärt.



Obwohl seine Entwicklung rasant voranschreitet – Lippen, Nase und Augenlider sind jetzt fertig ausgebildet –, ist der Fötus immer noch zart und sehr gebrechlich. Gut geschützt liegt er in seiner Fruchtblase, umhüllt vom Fruchtwasser – seinem Wasser des Lebens.

Schwangerschaft und Geburt

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