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Das Baby wächst heran

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In der Gebärmutter wird es enger. Die Fruchtwassermenge nimmt zu, und Ihr Baby hat am Ende des siebten Monats ein gutes Kilo an Gewicht zugelegt. Während die Körpergröße genetisch vorbestimmt ist, ist das Körpergewicht abhängig von der Funktion der Plazenta und Ihrer Ernährung. Je höher die Nährstoffdichte der Nahrungsmittel, die Sie zu sich nehmen, desto höher ist das Geburtsgewicht des Babys.

KLEINER WONNEPROPPEN

Im letzten Monat wirkte das Baby im Vergleich relativ mager, aber jetzt legt es vor allem an Muskeln und Fett zu. Sein gesamter Körper wird rundlicher. Die Schicht der schützenden Käseschmiere ist bereits einige Millimeter dick und verleiht der dünnen, leicht durchsichtigen Haut einen rosafarbenen Teint. Tatsächlich aber enthält die Babyhaut noch keine Farbpigmente, sodass alle Ungeborenen, egal welche Hautfarbe sie später haben werden, in diesem Alter gleich hell aussehen. Das Gesicht des Babys ist vollständig entwickelt, lediglich die Augen stehen etwas hervor, weil die Wangen noch keine Fettpölsterchen haben. Dafür sind die Augen bereits sehr aktiv: Während Ihr Baby im sechsten Monat die Augäpfel langsam von der einen Seite zur anderen Seite drehen konnte, kann es jetzt auch das Tempo und den Radius dieser Bewegungen steuern und mal ruck, zuck von links nach rechts (oder umgekehrt) blicken. Gegen Ende des siebten Schwangerschaftsmonats öffnet das Ungeborene schließlich wieder seine Augenlider und kann blinzeln. Obwohl sein Sehapparat noch nicht voll ausgebildet ist, kann das Baby bereits Lichtunterschiede wahrnehmen. Das kindliche Skelett verhärtet immer mehr. Bei männlichen Babys wandern die Hoden in den Hodensack. Auch Finger- und Zehennägel werden härter und wachsen weiter. Der natürliche Haarflaum, das Lanugohaar, verschwindet allmählich. Neben den Wimpern und Augenbrauen wird auch das Kopfhaar immer fülliger. Sie werden auch feststellen, dass Ihr Baby über den Tag verteilt unterschiedlich aktiv ist. Normalerweise ist es morgens eher ruhiger – dafür kommt es oft gegen Mitternacht so richtig in Fahrt. Noch hat Ihr Baby ausreichend Platz, aber Sie spüren und sehen seine Bewegungen nun deutlich.

VERSCHNAUFPAUSE


Kraft tanken für den großen Start ins Leben: Gegen Ende des siebten Schwangerschaftsmonats öffnet das Ungeborene seine Augenlider, an denen bereits winzige Wimpern wachsen. Die Finger haben schon lange Nägel und den individuellen Fingerabdruck.

GUTE CHANCEN ZU LEBEN

Käme Ihr Baby jetzt auf die Welt, hätte es bereits gute Überlebenschancen. Es müsste allerdings noch intensivmedizinisch versorgt werden. Am Ende dieses Monats misst ein Ungeborenes etwa 35 Zentimeter und wiegt rund 1000 Gramm. Sein Kopfdurchmesser beträgt ungefähr 75 Millimeter.

»FRÜHCHEN«

Die Überlebenschancen von Frühchen hängen vom Entwicklungsstand des Kindes ab. Die Grenze der Lebensfähigkeit liegt heute unter dem Einsatz einer intensivmedizinischen Betreuung bei Abschluss der 22. Schwangerschaftswoche, allerdings haben erst Kinder ab der 24. Schwangerschaftswoche eine Chance auf ein gesundes Überleben. Man unterscheidet

 früh geborene Kinder:33. bis 37. Schwangerschaftswoche

 sehr früh geborene Kinder:29. bis 32. Schwangerschaftswoche

 extrem früh geborene Kinder:24. bis 28. Schwangerschaftswoche

Rund ein Prozent aller Kinder in Deutschland werden sehr früh geboren und haben eine Überlebenschance von über 90 Prozent, vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche kommen insgesamt 7 bis

8 Prozent aller Kinder auf die Welt.

FRAGEN & ANTWORTEN

1 Ich habe das Gefühl, dass ich schlechter sehen kann. Außerdem sitzen meine Kontaktlinsen nicht mehr richtig. Bilde ich mir das nur ein?

Bestimmt nicht. Die Augen sind durch die schwangerschaftsbedingten Hormone beeinträchtigt. Nicht nur die Sicht scheint weniger scharf zu sein, auch harte Kontaktlinsen fühlen sich plötzlich unbequem an. Vermutlich produziert das Auge im Moment weniger Tränenflüssigkeit. In der Regel ist nach der Geburt wieder alles in Ordnung. Darum lohnt es sich auch kaum, neue Kontaktlinsen zu kaufen. Bis zur Geburt können Sie auf eine Brille umsteigen.

2 Als mich der Arzt in der 30. Woche zum ersten Mal ans CTG legte, stellte er vorzeitige Wehen fest. Ich selbst habe aber gar nichts gespürt. Muss ich fürchten, dass mein Baby zu früh kommt?

Wehen kommen nie ohne Grund. Der häufigste Grund ist eine quirlige Mutter mit hochgekrempelten Ärmeln, die alle Dinge allein erledigen will. Für Ihren schwangeren Körper ist dieser Zustand eine dauerhafte Überforderung. Mit vorzeitigen Wehen signalisiert Ihnen der Körper, dass er Ruhe braucht. Bitte denken Sie jetzt an Ihr Baby! Jeder Tag in Ihrem Bauch ist lebenswichtig.

 Gönnen Sie sich Verschnaufpausen, und legen Sie die Beine hoch.

 Tragen Sie nichts, was schwerer als fünf Kilogramm ist (Einkaufstasche, Staubsauger, Getränkekasten). Das gilt auch für Kleinkinder!

 Wenn Sie sich ärgern, holen Sie erst einmal tief Luft, bevor Sie schimpfen. Und atmen Sie die Luft mit einem tiefen Seufzer hörbar wieder aus.

 Rufen Sie Ihre Hebamme oder Ihren betreuenden Arzt an. Sie kennen die Situation und beraten Sie gern.

3 An manchen Tagen ist mein Baby sehr aktiv und strampelt heftig, an anderen ist es ganz ruhig. Muss ich mir Sorgen machen?

Ihr Baby ist ein menschliches Wesen – mit all seinen Stimmungen und Launen. Mal hat es Lust, so kräftig zu boxen, dass seine Ellbogen Ihre Bauchdecke anheben, mal liegt es lieber mit verschränkten Armen und lässt sich von Ihnen durch den Tag schaukeln. Auffälligerweise sind seine Aktivitäten von Ihren Aktivitäten abhängig: Wenn Sie tagsüber viel auf den Beinen sind, genießt es die rhythmischen Bewegungen im Bauch. Wenn Sie sich abends hinlegen und ruhen, fängt Ihr Baby an zu strampeln. Kindsbewegungen können sich auch verstärken, nachdem Sie etwas gegessen haben. Das hängt vermutlich mit einem steigenden Zuckerspiegel zusammen. Oder Ihr Baby ist sehr aktiv, wenn Sie nervös oder gereizt sind, denn dann gelangt das Stresshormon Adrenalin in den kindlichen Blutkreislauf. Die Bewegungen sind zwar noch ungewohnt und abrupt, doch gewöhnlich zwischen der 26. und 30. Woche deutlich spürbar. Zwischen der 30. und 34. Woche wirken sie koordinierter, und Sie merken, wann das Baby wach ist und wann es schläft. Machen Sie sich keine Gedanken, wenn es heute stärker und morgen schwächer strampelt. Hauptsache, Sie spüren es.

4 Ich möchte mein Baby stillen. Was ist mit den Schadstoffen in der Muttermilch?

In den 50er-Jahren geriet das Stillen in Verruf, als Forscher das Pflanzenschutzmittel DDT in der Muttermilch entdeckten. Leider sind auch noch heute, über 60 Jahre später, viele Frauen unsicher, ob ihre Milch belastet ist. Fakt ist: Die Schadstoffbelastung in Frauenmilch ist durch zahlreiche Umweltschutzmaßnahmen drastisch gesunken, sodass es diesbezüglich keinen Grund gibt, ein Baby nicht zu stillen.

5 Stimmt es wirklich, dass ich mich per Kaiserschnitt entbinden lassen kann, obwohl es keinen medizinischen Grund (wie etwa Steißlage oder ein zu kleines Becken) dafür gibt?

Prinzipiell ja. Das ist eine Entwicklung, die derzeit immer mehr zunimmt. Mütter, die jedoch glauben, ein Kind auf diese Weise zu bekommen sei einfacher, sind nicht richtig informiert: Ein Kaiserschnitt ist eine große Bauchoperation mit allen Risiken von Harnwegsinfektionen bis zur Thrombosegefahr. Auf den ersten Blick scheint ein Kaiserschnitt zwar bequemer zu sein, die Realität sieht erfahrungsgemäß aber anders aus. Die ersten beiden Tage nach einem Kaiserschnitt sind meistens mühsamer für die Mütter. Eine vaginal entbundene Frau braucht zwei bis vier Wochen, bis sie sich wieder fit fühlt, eine mit Kaiserschnitt entbundene Frau etwa sechs bis acht Wochen. Wichtig ist aber auch das Bedürfnis des Babys: Es bestimmt selbst den Zeitpunkt und setzt selbst den Impuls, geboren zu werden. Kinder, die ohne Vorwarnung per Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden, benötigen manchmal längere Zeit, ehe sie begreifen, dass sie überhaupt geboren sind. Sie hatten keine Gelegenheit, sich mit der Geburt und den damit verbundenen Gefühlslagen vertraut zu machen.

6 Ab wann ist die Lunge des Ungeborenen so weit ausgereift, dass sie außerhalb des Mutterleibes selbstständig arbeiten kann?

Normalerweise ist die Lungenreifung etwa in der 35. Schwangerschaftswoche abgeschlossen. Bei Frauen, die immer wieder vorzeitige Wehen hatten, sogar schon früher. Der Grund: Bei Stress schüttet die Nebennierenrinde das Hormon Cortison aus. Wehen sind Stress für das Baby – es produziert selbst Cortison und fördert dadurch seine eigene Lungenreifung. Droht eine Frühgeburt vor der 34. Schwangerschaftswoche, spritzt der Arzt Cortison.

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