Читать книгу Zwanzig Zwanzig - Boris Born - Страница 12

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Da sich Jannek bei einem Wettbewerb für eine Gruppenausstellung beworben hatte, musste er einige seiner Bilder zu einer Sammelstelle bringen, wo sie begutachtet und angenommen oder abgelehnt werden sollten. Über tausend Künstler beteiligten sich daran. Er verließ am ‚Piccadilly Circus‘ die U-Bahn und rollte seinen Koffer, der kleinere Bilder enthielt, durch die ersten Touristenscharen. Seine Hoffnung, dass viele Künstler lieber ausschliefen, als sich früh morgens auf den Weg zu machen, bestätigte sich, denn bei der Abgabe musste er gar nicht lange warten. Er steckte den Bestätigungsabschnitt ein und während er den leeren Koffer zurück in Richtung U-Bahn schob, überlegte er, ob es nicht besser wäre, den angebrochenen Tag, mit Erledigungen zu vergeuden, statt müde im Atelier herumzuhängen.

Er kam an einem japanischen Geschäft vorbei und trat ein, um grünen Tee zu kaufen. Geduldig studierte er die Regale, wendete Teepäckchen hin und her, stellte die teuren gleich wieder zurück, andere behielt er in der Hand, ohne aus den Schriftzeichen richtig schlau zu werden, als eine schlanke Frau mit glattem schwarzem Haar und einem Pony, die neben ihm etwas suchte, sagte:

„Dies ist grüner Tee mit Reis.“ Ihr kugelrundes, ebenes Gesicht strahlte und sie zeigte auf eines der Pakete. „Und dies ist ein einfacher Sencha Tee.“

„Vielen Dank, das ist sehr hilfreich“, sagte Jannek verlegen und stellte den Tee mit Reis schnell wieder ins Regal zurück. Sie zögerte noch einen Moment, als müsse sie sich erst besinnen, was sie eigentlich wollte, nahm dann auch ein Teepäckchen aus dem Regal und lief, den Einkaufskorb vor sich hin haltend, durch die Reihe. Jannek bugsierte umständlich seinen schäbigen Koffer und seinen Korb zur Kasse. Dort traf er wieder auf die Frau und sein Herz schlug plötzlich auf Heftigste, bis hoch in seinen Hals.

„Ich hatte nur etwas zu transportieren“, sagte er zu ihr, weil sie argwöhnisch den Koffer musterte, „für die U-Bahn war der Koffer am praktischsten. Wohnst du auch in London?“

„Ja, in Islington.“

„Es mag vielleicht etwas ungelenk wirken, aber ich weiß nicht, wie man es anders macht: Wollen wir vielleicht irgendwann mal zusammen Essen gehen?“ Es hatte ihn große Überwindung gekostet zu fragen und er war froh, dass er nun auch an der Reihe war zu bezahlen. Sie senkte ihren Kopf und errötete, was er bezaubernd fand. Als sie an der Kasse nebenan auch bezahlt hatte, nickte sie ihm zu. Vor der Tür tauschten sie rasch ihre Namen und Telefonnummern aus. Jannek war froh, als er sich aus dieser Situation befreit hatte. In der U-Bahn überprüfte er, ob er ihr Geschriebenes lesen konnte. Sie hieß Toshiko. Überglücklich fuhr er nach Hause.

Schon zwei Tage später trafen sie sich in einem japanischen Restaurant. Toshiko erzählte viel von ihrer Tochter Maud, die gerade mal ein halbes Jahr alt war. Der Vater, ein älterer Engländer, hatte sich, als sie schwanger geworden war, von ihr getrennt, und auch nach der Geburt nicht für das Kind interessiert. Da er mittellos war, bezahlte er auch keinen Unterhalt. Deshalb war Toshiko mit dem Baby nach Japan gefahren und hatte es bei ihren Eltern gelassen. Nun wollte sie es so schnell wie möglich, wieder zu sich holen. Deshalb arbeitete sie morgens in einem Blumengeschäft und kombinierte Sträuße, nachmittags bereitete sie in einem japanischen Restaurant Sushi und Sashimi für den Abendbetrieb vor und abends studierte sie Betriebswirtschaft. Beim Nachtisch legte Jannek ganz selbstverständlich seine Hand auf die ihre und sie sahen sich lange in die Augen. Es war völlig klar, dass sie von nun an ein Paar waren.

Zwanzig Zwanzig

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