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SCHLAF IST NICHT SCHWARZ-WEISS

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Oft betrachten wir Schlaf als Ein-/Aus-Schalter: Entweder man ist wach, oder man schläft und ist völlig weggetreten. Aber so funktioniert Schlaf nicht. Ganz im Gegenteil, es scheint schwierig zu sein, eine klare Trennlinie zwischen Wachen und Schlafen zu ziehen. Stattdessen gibt es alle möglichen Zwischenstadien. Schlaf ist weniger ein Untertauchen im Schwimmbecken, sondern vielmehr eine Brandung, deren Wellen uns mal vollkommen verschlingen, und mal nur mit aufschäumender Gischt umhüllen.

Dass Schlaf nicht schwarz-weiß ist, liegt auch daran, dass er aus verschiedenen Phasen besteht, von denen einige mehr dem Wachsein ähneln als andere.

Die bekanntesten Schlafphasen heißen im Volksmund «Traumschlaf» und «Tiefschlaf». Wissenschaftler würden eher von REM- und NREM-Schlaf sprechen.

REM steht für rapid eye movement. Vielleicht ist schon mal jemand neben Ihnen im Zug eingenickt, und Sie haben gesehen, wie sich seine Augäpfel hinter den Lidern rasant hin und her bewegen: Das ist mit dem Begriff gemeint.

Aber diese rasche Augenbewegung ist nicht das einzige Merkmal von REM. REM ist auch durch leichten Schlaf gekennzeichnet – in dieser Phase wacht man schneller auf. Weckt man jemanden in der REM-Phase auf, ist auch die Wahrscheinlichkeit groß, dass einem derjenige erzählt, dass er gerade noch geträumt hat. Er kann diesen Traum dann lebhaft schildern. Deshalb wird der REM-Schlaf so oft «Traumschlaf» genannt.

Der REM-Schlaf hat sogar noch einen Namen: paradoxaler Schlaf. Das Paradoxon besteht darin, dass die REM-Gehirnwellen, die man auf einem Schlafdiagramm sieht, denen, die im wachen Zustand im Gehirn gemessen werden, enorm gleichen. Sowohl im Wachzustand als auch im REM-Schlaf kommt chaotisches Gekrakel raus. Dieses Gekrakel deutet darauf hin, dass unser Gehirn zum Zeitpunkt der Messung verschiedenste Informationen verarbeitet: Gerüche, Geräusche, Gefühle usw. Währenddessen entsteht kein hübsches Muster, sondern ein Tohuwabohu. Sowohl, wenn man die Gehirnströme eines wachen Gehirns misst als auch bei einem Gehirn im Traumschlaf.

Dadurch, dass sich REM-Schlaf und Wachzustand bei einem EEG wenig unterscheiden, sind sie auf einem Schlafdiagramm schwer auseinanderzuhalten. Darum reicht so ein EEG nicht aus, um offiziell festzustellen, ob jemand schläft. Derjenige muss beispielsweise auch noch schlaff daliegen, damit man als Forscher feststellen kann: Ja, dieser Mensch schläft.45

Hinzu kommt: Was von außen nach Schlaf aussieht, fühlt sich für den Betroffenen oft ganz anders an, so Eus van Someren. «Wenn man jemanden aus einem leichten Schlaf weckt, kann es passieren, dass derjenige glaubt: ‹Ich habe gar nicht geschlafen, ich habe nur über etwas nachgedacht.›» REM-Schlaf kann sich mitunter so anfühlen, als wäre man wach, selbst wenn derjenige neben einem im Bett steif und fest behauptet, man sei nicht ansprechbar gewesen. Für den Betroffenen fühlt es sich an wie Nachdenken, aber von außen sieht es aus wie Schlafen. Offenbar kann diese Schlafphase sehr wohl mit einer Form von Bewusstsein einhergehen.

Das Gegenstück ist der NREM- oder Non-REM-Schlaf, also einer ohne rasche Augenbewegungen. Diese Phase wird auch «Tiefschlaf» genannt. Alle möglichen körperlichen Prozesse werden dabei heruntergefahren: Man atmet ruhiger, und der Herzschlag verlangsamt sich gegenüber der REM-Schlafphase.

Auf dem Schlafdiagramm erkennt man diese Phase an starken, regelmäßigen Ausschlägen; es ergibt sich ein völlig anderes Bild, als wenn man hellwach ist. Diese Ausschläge zeigen an, dass etwas Besonderes im Gehirn vor sich geht: Während der NREM-Phase verändern viele tausende Gehirnzellen gleichzeitig ihre elektrische Ladung, was die Ausschläge nach unten bewirkt. Matthew Walker findet dafür in seinem Werk Das große Buch vom Schlaf ein poetisches Bild. Stellen Sie sich ein Fußballstadion mit Tausenden von Menschen vor, schreibt er. Die Menschen stehen für unsere Gehirnzellen. Normalerweise reden alle durcheinander, es herrscht Kakophonie, ein einziges Stimmenwirrwarr. Irgendwann erstirbt das Gemurmel, und es setzt ein rhythmischer Gesang ein: Das ganze Stadion stimmt gleichzeitig dieselbe Hymne an und verstummt auch zur gleichen Zeit.

Das ist der NREM-Schlaf. Anstatt mehrere verschiedene Aktivitäten parallel auszuführen, machen sehr viele Gehirnzellen in dieser Schlafphase gleichzeitig dasselbe. Und diese koordinierte Aktivität schlägt sich in hohen, langsamen Wellen im Schlafdiagramm nieder. Sie ähneln den Werten, die jemand zeigt, der betäubt wurde oder im Koma liegt. Forscher, die diese Wellen sahen, zogen deshalb schnell die Schlussfolgerung: Bei Ausschlägen nach unten ist man nicht bei Bewusstsein. Deshalb gilt der NREM-Schlaf als stiller, tiefer Schlaf.

Ein anderer Grund für den Ruf des NREM-Schlafs als ultimativer Ruhezustand des Gehirns ist die Tatsache, dass man sich, wird man in dieser Schlafphase geweckt, viel schlechter an seine Träume erinnern kann als in der REM-Phase und viel öfter angibt, tief und fest geschlafen zu haben. Das erklärt die Einteilung in Traum- und Tiefschlaf.

REM und NREM sind die wichtigsten Schlafphasen, aber das ist noch längst nicht alles. Zum einen wechseln sie sich in jedem Schlafzyklus ab: Ein solcher «Block» besteht sowohl aus einer REM- als auch aus einer NREM-Phase und dauert ungefähr neunzig Minuten. Von diesen Blöcken hat man mehrere pro Nacht, aber nicht jeder ist gleich aufgebaut: Zu Beginn der Nacht bestehen sie beispielsweise aus mehr Tiefschlaf, gegen Ende der Nacht größtenteils aus Traumschlaf.

Außerdem sind REM und NREM nur eine grobe Einteilung, um die verschiedenen Schlafstadien zu untergliedern. So unterscheiden Forscher innerhalb des NREM-Schlafs wiederum zwischen drei, vier oder gar fünf verschiedenen Sub-Phasen (NREM 1 bis NREM 5), die immer «tiefer» werden. Falls Sie mehr darüber lesen möchten, finden Sie im Anhang eine Quellenangabe; ich beschränke mich hier auf die wichtigste Unterscheidung, nämlich auf die zwischen REM und NREM.46

Das klingt ganz so, als handelte es sich um Gegensätze, in Wirklichkeit ist der Kontrast zwischen Traumschlaf und Tiefschlaf weniger stark ausgeprägt, als es aussieht.

Es ist beispielsweise problemlos möglich, während der Tiefschlafphase zu träumen. Wenn man Träumen als «an irgendwas denken beim Schlafen» auffasst, träumt man in allen Schlafphasen und Sub-Phasen.47 Van Someren: «Selbst wenn man einen guten Schläfer aus seinem tiefsten Tiefschlaf reißt, wird er in zwei von drei Fällen sagen: ‹Ja, ich habe geschlafen, aber auch nachgedacht›. Manchmal kann er sich nicht mehr erinnern, worüber, manchmal hingegen kann er noch den kompletten Gedankengang nachvollziehen. Und das trotz der langsamen Gehirnwellen auf dem EEG.» Gehirnströme mit Ausschlägen nach unten zeigen demzufolge an, dass jemand schläft, aber das heißt nicht, dass kein Bewusstsein vorhanden ist oder derjenige das Denken einstellt.

Der Ruf von NREM als ruhigem, bewusstlosem Schlaf ist insofern einigermaßen irreführend. Im Tiefschlaf finden nicht nur Träume statt, er ist auch viel weniger ruhig als angenommen. Schlimme Albträume beispielsweise scheinen nur in der Tiefschlafphase aufzutreten; je tiefer der Schlaf, desto heftiger der Albtraum. Auch Parasomnie – Verhaltensauffälligkeiten wie Schlafwandeln, Essen, Reden oder sogar sexuelle Handlungen während des Schlafens – tritt vor allem in der tiefsten und letzten NREM-Phase auf.48

Auch im Koma und Wachkoma sind die Hirnaktivitäten weniger ruhig als man denken könnte, so Van Someren. «Diese Gehirnwellen ähneln stark denen im Schlaf, weshalb man jahrelang dachte, in beiden Fällen wäre der Betroffene nicht bei Bewusstsein. Aber 2005 gab es den Fall einer jungen Frau, die nach einem Autounfall ins Koma und anschließend in ein langanhaltendes Wachkoma gefallen war. Forscher legten sie in einen MRT und baten sie, sich vorzustellen, sie spiele Tennis. Daraufhin waren Gehirnströme dort in der Großhirnrinde zu sehen, wo körperliche Aktivität geplant wird.49 Offenbar konnte sie die Wissenschaftler hören und gedanklich reagieren – und das obwohl sie sich nicht bewegen konnte und nur langsame Gehirnwellen aufwies.»

Seit diesem Experiment wurden große Fortschritte mit Patienten gemacht, die in der sogenannten «Grauzone» zwischen Leben und Tod schweben. Einige von ihnen scheinen nämlich durchaus bei Bewusstsein zu sein, auch wenn man es ihnen nicht ansieht. Ein Gehirnscan zeigt, dass sie gedanklich Aufgaben ausführen, ja sich beispielsweise vorstellen können, durch alle Zimmer ihrer Wohnung zu laufen. Forscher sind inzwischen in der Lage, genau vorherzusagen, welche Gehirnaktivitäten diese Gedankenübungen hervorrufen. Wenn die Komapatienten genauso reagieren wie eine gesunde Kontrollperson, reagieren sie offenkundig auf die Aufgabe. So kann man mit ihnen kommunizieren. Man fragt zum Beispiel: «Haben Sie Schmerzen? Falls die Antwort Nein lautet, dann stellen Sie sich vor, Sie würden Tennis spielen.» Leuchten dann die entsprechenden Hirnareale im MRT-Scan auf, wissen die Forscher, dass der Patient keine Schmerzen erleidet.50

Schlaf kann sich anfühlen wie Wachsein, sogar im Tiefschlaf kann man träumen, und selbst wer in einen ewigen komatösen Schlaf gesunken zu sein scheint, ist nicht unbedingt bewusstlos. Kurzum: Schlaf und Bewusstsein sind eng miteinander verwoben und schließen sich gegenseitig nicht aus. In jeder Phase, selbst im Tiefschlaf, gibt es Berührungspunkte. Und da Schlaf so etwas Fließendes ist, kann man lange nachgrübeln über die Frage, ob jemand schläft oder nicht.

Ich übernachte ab und zu bei einer Freundin, die mindestens genauso schlecht schläft wie ich. Wenn ich abends neben ihr in ihrem großen Bett liege, wünschen wir uns gegenseitig Gute Nacht – mit der Gelassenheit zweier Kolleginnen, die einen langen Arbeitstag vor sich haben.

Sollte ich später in der Nacht aufs Klo müssen, nehme ich mir fest vor, ganz vorsichtig die Decke anzuheben und auf Zehenspitzen über den Dielenboden zu schleichen. Eine Zeitlang war meine Freundin mucksmäuschenstill, aber nun höre ich sie endlich etwas tiefer atmen. Ich gebe mir größte Mühe, sie nicht zu wecken, aber sobald ich die Hand hebe und das Laken raschelt, schießt ihr Kopf so abrupt hoch, wie der Bügel einer Mausefalle zuschnappt. «Ça va?», fragt sie. «Hast du etwas schlafen können?», frage ich. Nein, sie habe dagelegen und gegrübelt, sagt sie, während ich ihr versichere, sie habe ganz bestimmt geschlafen.

Bei ihr habe ich noch nie gesehen, dass sie mehr als nur gedöst hat. Tagsüber ist sie überaufmerksam: Sie sieht, wie ich meine Schokolade in winzig kleine Stücke breche, die ich dann nach und nach aufesse; sie merkt, dass ich einen Sekundenbruchteil zögere, bevor ich auf etwas antworte und fragt sofort, was los ist. Ihre nächtliche Aufmerksamkeit ist ebenso unheimlich. Ihr Gehirn ist eine Metropole – irgendwo brennt immer noch ein Licht.

Wie sich das anfühlt, weiß ich auch.

Ich erinnere mich an einen Frühlingsabend, in einer ausgebauten Scheune irgendwo in Katalonien. Ich war aufs Küchensofa umgezogen, da ich von jeder Bewegung, die mein Freund im Schlaf machte, wach wurde. Aber auch dort tat ich kein Auge zu. Ich dachte über alles Mögliche nach, plante bis ins idiotischste Detail den Garten, den ich gar nicht besaß, überlegte, was ich morgen kochen könnte, schrieb gedanklich an den ersten Sätzen eines neuen Buchs. Plötzlich knarzten die Dielen: Mein Freund sah nach mir. Ich spürte, wie er neben dem Sofa stand und wollte etwas zu ihm sagen, aber zu meinem großen Erstaunen war ich von Kopf bis Fuß gelähmt und musste mich wie durch eine zähe Masse an die Oberfläche kämpfen. Erst als ich mich endlich bewegen und ein schläfriges Geräusch von mir geben konnte, wurde mir klar: Ich schlief im Wachzustand. Dabei hätte ich schwören können, die ganze Zeit kein Auge zugetan zu haben.

So etwas ist mir öfter passiert. Dann war ich wach genug, um die Mücke zu hören, die meinen Kopf umschwirrte, und zu spüren, wie sie auf meinem Augenlid landete – aber ich schlief zu tief, um sie zu verscheuchen. Es ist ein sonderbares Gefühl des In-sich-Eingeschlossenseins, bei dem mein Geist noch aktiv ist, aber mein Körper davon losgelöst zu sein scheint. Mit einer bewussten Kraftanstrengung kann ich beides wieder zusammenführen. Schlafe ich in solchen Momenten? Danach fühlt es sich nicht an, vor allem am nächsten Morgen nicht.

Das sind vielleicht extreme Beispiele, aber Schlaf und Bewusstsein sind noch subtiler miteinander verwoben. Vielleicht kennen Sie das: Sie schlafen ein, während aus dem Nebenzimmer lautes Stimmengewirr dringt, sodass sich die Gesprächsfetzen mit Ihrem einsetzenden Traum vermischen. Oder vielleicht spielen sich in Ihrem Schlafzimmer alle möglichen merkwürdigen Szenen ab, bis Sie erst nach einer Weile feststellen, dass der sprechende Hund, der Ihnen von dem Vulkanausbruch erzählt hat, nur ein Traum war und die gewaltige Explosion in Wirklichkeit der Glascontainer, der vor dem Fenster geleert wurde.

Dass Schlaf keine Entweder-/Oder-Frage ist, sieht man bei vielen Tieren. Etwa bei Vögeln, die nur mit einem Auge und einer Gehirnhälfte schlafen, während das andere Auge die Umgebung nach etwaigen Gefahren absucht. Fischschwärme gehen ähnlich vor. Genau wie alle Tiere müssen sie schlafen und schwimmen dennoch weiter, perfekt synchron. Wie kriegen sie das hin? Was wahrscheinlich geschieht, ist, dass die Fische am Rand des Schwarms die Umgebung im Blick behalten, damit ihre Artgenossen in der Mitte allein mit Hilfe ihres Rückenmarks quasi auf Autopilot weiternavigieren können. Reflexartig synchronisieren sie ihre Bewegungen mit denen ihres Nachbarn. Die Aufgabe, nach Raubfischen Ausschau zu halten, übernehmen solange die Fische am Rand. Die Fische in der Mitte hingegen können sich ausruhen und bleiben im Schlaf dennoch wach genug, um mit dem Rest mitzuschwimmen.51

Auch Menschen können sich in einer Art Halbschlaf befinden. Vor allem monotone Aktivitäten können mit Gehirnströmen einhergehen, wie sie für leichten Schlaf typisch sind. Soldaten beispielsweise können während eines langen Marschs einschlafen und trotzdem weiterlaufen. Eine solch rhythmische Aktivität kann eine Art Trance hervorrufen, bei der man mit offenen Augen und aktiv in Bewegung trotzdem ein Stück weit einschläft.

Außerdem gibt es noch so etwas wie Mikroschlaf, auch Sekundenschlaf genannt. Wenn man sehr müde ist, kann sich ein Teil des Gehirns kurzzeitig abschalten. Dann ist man ein paar Sekunden lang «weg». Die Augen fallen einem zu, und das Gehirn nimmt vorübergehend keinerlei Sinnesreize mehr wahr: Man sieht und hört einen Moment lang nichts. Oft merkt man selbst gar nicht, dass man für einen Augenblick eingeschlafen ist. Aber so ein Sekundenschlaf kann gefährlich sein, etwa wenn man auf der Autobahn unterwegs ist. Sekundenschlaf ist auch der Grund, warum Schlafmangel für jeden fünften Unfall verantwortlich ist.52

Noch im Schlaf wachsam sein, ist etwas, das auch beim Menschen genau wie bei anderen Tieren vorkommt. Schaut man sich beispielsweise die Hirnströme im Tiefschlaf (NREM-Schlaf) an, sieht man, dass diese bei Menschen, die in einer ihnen unbekannten Umgebung liegen, weniger tief nach unten ausschlagen. In einer solchen Situation bleibt eine Gehirnhälfte ein wenig wacher als die andere. Darum schlafen Menschen in Hotels oft unruhig: Irgendwo im Hinterkopf wissen sie, dass sie sich auf fremdem Terrain befinden und auf der Hut sein müssen.53

Diese Wachsamkeit im Schlaf interessiert Forscher wie Eus van Someren. «Neben Mikroschlaf, bei dem ein Teil des Gehirns ‹ausfällt›, gibt es wahrscheinlich auch so etwas wie Mikro-Wachheit», erklärt er. Dabei sind Bereiche des Gehirns immer mal wieder wach statt zu schlafen, während das restliche Gehirn schläft. Das würde auch erklären, warum so viele Schlaflose sagen, dass sie wach lagen, obwohl es so aussah, als schliefen sie, zumindest in den Augen ihres Bettgenossen – oder eines EEGs. Van Someren: «Vielleicht bleibt bei Schlaflosen ein Teil des Gehirns tatsächlich aktiv.»

Er erklärt das mit folgender Metapher: «Schlafen ist, als würde man U-Boot fahren. Was man bei Schlaflosen beobachten kann, ist, dass sie während des Schlafs hin und wieder auftauchen. Ein paar Sekunden lang fahren sie das Sehrohr aus, so als müssten sie sich vergewissern, dass alles okay ist.»

Wenn Ihnen also das nächste Mal jemand sagt, Sie bilden sich Ihre schlaflosen Nächte bloß ein, sollten Sie wissen, dass Schlafen und Wachen selbst für Experten schwer auseinanderzuhalten sind. Dazwischen liegt eine Grauzone, und es ist schwer zu sagen, wo Sie sich genau bewegen.

Deshalb sind alle Versuche, unbedingt einschlafen zu wollen, zum Scheitern verurteilt. Einschlafen ist kein Sprung vom Dreimeterbrett, so nach dem Motto: Kurz mal in die Tiefe springen und plumps, ist man untergetaucht. Stattdessen bleiben Schlaflose irgendwo zwischen den beiden Extremen hängen – zwischen Hellwachsein und erholsamem Schlaf.

Und die große Frage lautet natürlich: Warum?

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