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HINWEIS AN DEN LESER

Dieses Buch wendet sich nicht allein an Ihren Verstand – es richtet sich an Ihre Seele. Zeitweilig wird es in Ihrem Körper, Ihrem Herzen oder in der Tiefe Ihres Seins eine Resonanz erzeugen. Die Kapitel sind voller Informationen, Einsichten und Erforschungen. Das macht das Lesen nicht leicht. Es empfiehlt sich daher, dieses Buch langsam durchzuarbeiten und sich von ihm anregen, erschüttern und berühren zu lassen. Genießen Sie es in kleinen Bissen, um Konsistenz- und Geschmacksvarianten wirklich aufzunehmen. Lassen Sie es eine Weile liegen und kehren Sie dann zu ihm zurück. Machen Sie Pausen und lesen Sie es noch einmal.

Während des Lesens werden Sie bemerken, dass Sie auf die Ideen reagieren, die für den derzeitigen Stand Ihrer eigenen Entwicklung relevant sind. Sie werden aus dem angebotenen Stoff die Nahrung ziehen, die Sie im Moment für Ihre eigene Entwicklung brauchen. Das heißt: Vieles von dem, was Sie gelesen haben, wird keine besonderen Spuren in Ihrem Geist hinterlassen. Das ist natürlich. Es bedeutet allerdings auch, dass Sie zu jedem Teil dieses Buches in einem Monat, sechs Monaten oder einem Jahr zurückkehren und mit Inhalten in Einklang kommen können, welche beim ersten Mal für Sie unwichtig waren.

Besonders empfehle ich Ihnen, während des Lesens auf Ihren Körper und Ihre Energie zu achten und festzustellen, wie sich das Lesen auf sie auswirkt. Wenn Sie bemerken, dass Sie sich nur mit Mühe konzentrieren können oder unruhig werden, dann machen Sie eine Pause. Vielleicht hat irgendetwas im Text einen wichtigen Punkt getroffen und eine körperliche oder emotionale Reaktion herbeigeführt. Wenn ein Teil von Ihnen stark betroffen ist, kann er Sie daran hindern, noch mehr aufzunehmen. Da dieses Buch sich darauf konzentriert, Sie mit Ihrem Erleben in jedem Moment zu verbinden, ist es der ideale Lernbegleiter für diese Art der Selbstbeobachtung. Wenn Sie beim Lesen auftretenden Reaktionen Raum geben, vertieft das die Wirkung des Buches und lässt zugleich zu, dass das Material weitere Aspekte Ihrer Seele nährt und erweckt.

Erwarten Sie keine sofortigen Veränderungen oder Entwicklungen; haben Sie Geduld mit sich selbst und respektieren Sie das Bedürfnis Ihrer Seele, ihr eigenes Schritttempo vorzugeben. Die Integration der verschiedenen Elemente dieses Selbstentdeckungsprozesses in Ihr Leben kann viele Jahre dauern. Die Übungen und Praxisanleitungen dieses Buches sind darauf zugeschnitten, Sie allmählich mit verschiedenen inneren Erlebnisdimensionen in Kontakt zu bringen. Das hat eine kumulative Wirkung: Jede Facette der Arbeit wird von allen anderen verstärkt.

EIN TAG MIT FRANK UND SUE

Sue wurde davon geweckt, dass Frank aus dem Bad ins Bett zurückkehrte. Es brauchte eine ganze Weile, bis sie einsah, dass sie nicht wieder einschlafen konnte. Er dagegen schien sofort wieder in tiefen Schlaf gefallen zu sein. Sie wandte ihren Kopf zur Seite und öffnete die Augen – der leuchtende Radiowecker zeigte 3:30 Uhr an. Zu spät erinnerte sie sich daran, was ein Schlafexperte neulich im Radio erzählt hatte: Wenn man mitten in der Nacht aufwache, solle man auf keinen Fall auf die Uhr schauen, weil dadurch das Einschlafen erschwert werde. Jetzt fiel ihr auf, wie oft sie in letzter Zeit mitten in der Nacht aufgewacht war. Glücklicherweise war heute Samstag und sie konnte ausschlafen, doch war sie über sich selbst frustriert und ihr graute davor, die ganze Nacht wach zu liegen.

Na, was ist denn in letzter Zeit mit dir los, Sue?

Du hast doch früher keine Schlafprobleme gehabt.

Da stimmt doch etwas nicht. Du weißt genau, dass du zu spät zu Abend isst und dir dann noch diese schlechte Angewohnheit zugelegt hast, hinterher schwarzen Tee zu trinken.

Ich glaube, das muss etwas damit zu tun haben, dass ich mir zu wenig Bewegung mache, oder dass ich mich so um meine Arbeit sorge. Ich muss mir morgen unbedingt etwas von dem Melatonin im Bioladen kaufen...

Während ihr Verstand so weitermachte, geriet sie körperlich immer mehr aus dem Gleichgewicht. Sie konnte die Schwere des Schlafs noch in ihrem ganzen System spüren und ihre Augen schmerzten. In ihren Gliedern entwickelte sich ein vages Unruhegefühl, als wäre ein subtiler Energiestrom eingeschaltet worden, der sie hinderte, sich zu entspannen. Sie sehnte sich verzweifelt danach, ihn abzuschalten und wieder einzuschlafen.

Es kostete Sue einige Mühe, dieses obsessive Denken zu beenden und ihre Aufmerksamkeit auf Arme und Beine zu lenken. Sie begann, kontrolliert zu atmen, um sich zu entspannen. Die damit verbundene Konzentration brachte zunächst nicht die erwünschte Entspannung, sondern verstärkte ihre Anspannung noch. Doch dann wandelte sich die Kontur ihres Körpers allmählich zu einer lebhaften, mit einer etwas stacheligen Energie geladenen Präsenz und wurde zu einem pulsierenden, sie durchströmenden Fluss, der sich beruhigend und zugleich belebend anfühlte. Für einen Augenblick erlebte sie sich schwebend, mitten in einem dunklen, ausgedehnten Feld mit leicht vibrierendem Umfang. Sie spürte sich selbst auf unmittelbare und unbekannte Weise, als plötzlich eine vertraute Stimme dazwischenfuhr:

Aber du solltest doch eigentlich einschlafen!

Diese innere Stimme brachte sie wieder dazu, Sue zu sein, die schlaflos im Bett lag. Wo war sie gewesen? Sie hatte weder geschlafen noch war ihr der Ort bekannt vorgekommen. Als sie sich den Kopf darüber zerbrach, was da soeben geschehen war, fiel ihr auf, dass sie gähnte. Sue drehte sich auf die andere Seite, zog die Decke hoch und war bald eingeschlafen.

Befreiung vom inneren Richter

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