Читать книгу Rache - Calin Noell - Страница 15
ОглавлениеKiljan
»Vertraust du ihr etwa, Kiljan?« Cadans Missfallen klang deutlich heraus. Nachdenklich sah ich auf Jul hinab, der sich inzwischen wieder zurückgewandelt hatte. Er erwiderte meinen Blick und hielt ihn fest.
»Sam ist nicht böse!«, sagte er ernst.
Lächelnd strich ich ihm über seinen ungewöhnlich blonden Schopf. »Dennoch verbirgt sie irgendetwas vor uns«, entgegnete ich grübelnd, mehr zu Cadan, als zu Jul, doch er sah mich noch immer an.
»Ja, aber es ist anders, als ihr alle denkt«, fuhr er erklärend fort, befreite sich aus meinem Arm und lief davon.
Schicksalsergeben seufzte ich, wusste, wenn Jul sich keinerlei Gedanken machte, sollte ich mir auch keine machen. Er besaß eine starke Gabe und spürte Gefahr, schon lange bevor sie eintraf. Doch diese junge Dunkelelbin verursachte mir ein unerklärliches Unbehagen. »Ihr geht wie geplant zu Juls Zeremonie. Wir kümmern uns um sie.«
Dave nickte, Cadan kniff jedoch die Lippen zusammen. »Ich bleibe. Ich traue ihr nicht über den Weg«, zischte er gepresst.
Ich seufzte erneut. Er verhielt sich eindeutig zu aggressiv, seitdem er zurückgekehrt war. Er würde mit Sicherheit Probleme machen oder dafür sorgen, dass es welche gab. »Das musst du nicht. Wir sind alle hier«, sagte ich und betrachtete ihn ernst.
»Mir egal. Ich bleibe.« Herausfordernd sah er mich an.
»Du hältst dich von ihr fern. Verstanden? Sonst schließe ich dich aus. Hast du das begriffen, Cadan? Hier habe ich das Sagen.« Widerwillig nickte er. »Wann brecht ihr auf?«, fragte ich Dave, der Cadan noch immer nachdenklich musterte.
»Heute Abend. Wir sind in zwölf bis vierzehn Tagen wieder zurück.«
Mit einem letzten Gruß bedeutete ich Mael, mich zu begleiten. In meinem Arbeitszimmer angekommen, setzten wir uns und schwiegen eine Weile. »Glaubst du tatsächlich, du kennst sie?«, hakte ich nach und beobachtete ihn genau. Mael vergaß niemals ein Gesicht und seine Frage an Sam ließ mich einfach nicht mehr los.
»Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher.« Gequält lächelte er, wussten wir doch beide, wie ungewöhnlich diese Worte aus seinem Mund klangen. »Sie hat etwas an sich, aber ich bekomme es nicht wirklich eingeordnet. Ich meine, normalerweise würde ich behaupten, dass man so eine hübsche, junge Dunkelelbin nicht vergessen könnte, nicht wahr?«, zog er mich auf. Genervt verdrehte ich die Augen. »Du kannst nicht leugnen, dass sie schon in menschlicher Gestalt unglaublich aussieht. Kiljan, du musst es endlich einsehen und aufhören, so blind durch die Welt zu laufen.«
Ich fixierte ihn und er verstummte. Er hatte recht, sie sah wirklich wunderschön aus, doch das interessierte mich nicht. Ich hatte meine Gefährtin verloren und würde niemals eine andere erwählen.
»Kannst du sie einem Clan zuordnen? Warum haben wir nicht sofort gespürt, dass sie eine von uns ist? Selbst in ihrer Menschengestalt dürfte es uns nicht derart schwerfallen. Dennoch war ich mir im ersten Moment unsicher. Und weshalb wandelt sie sich nicht zurück? Keiner von uns hält freiwillig diese Gestalt aufrecht, sobald wir die Grenze überquert haben.« Ratlos schüttelte auch Mael den Kopf. »Postier zwei Hüter vor ihrer Tür und gib Anweisungen, niemanden hineinzulassen. Morgen sprechen wir noch einmal mit ihr. Dass sie nur zum Wandern hier ist, nehme ich ihr einfach nicht ab.«
Nachdenklich nickte Mael, erhob sich dann jedoch ohne ein weiteres Wort und verließ den Raum. Ich kämpfte gewaltsam meine Erinnerungen nieder und trat schließlich ebenfalls hinaus in den Flur. Ich brauchte dringend frische Luft, und sobald das Tor hinter mir lag, lief ich los. Verzweifelt versuchte ich, das Bild ihrer glänzenden langen Haare, die ihr so wunderschönes blasses Gesicht umrahmt hatten, aus meinem Gedächtnis zu verbannen.