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Wendungen

Sam

Drei Tage ließen sie mich in Ruhe, versorgten mich mit allem, was ich brauchte und begleiteten mich ins Bad. Die Kleinen wichen nicht mehr von meiner Seite und am dritten Tag war ich so weit wiederhergestellt, dass wir gemeinsam auf der Wiese sitzen konnten. Längst hatte ich die Versuche aufgegeben, ergründen zu wollen, was genau hier eigentlich geschah. Ich verstand es nicht, doch ich spürte, dass die Kleinen mich zur Ruhe kommen ließen, und genoss ihre Nähe. Seit so unglaublich langer Zeit ließ ich freiwillig keine einzige Berührung zu, doch mit ihnen fühlte ich mich das erste Mal wirklich sicher dabei und fast schon geborgen. Sie nahmen keinerlei Rücksicht auf meine Empfindungen, holten sich die Zärtlichkeiten, die sie brauchten, und gaben mir mindestens ebenso viel davon zurück. Und dennoch schien all das vollkommen selbstverständlich.

Sie spielten gerade in meiner Nähe, und ich lehnte an meiner Eiche, beobachtete das muntere Treiben, als Umi auf mich zutrat. Sie setzte sich, ohne mir zu nahe zu kommen, und betrachtete mich von der Seite.

»Was willst du? Spuck es schon aus. Mir ist klar, dass das hier nicht wochenlang so weitergeht. Wozu also habt ihr euch entschieden?« Sie lachte, und ich wandte mich ihr zu, überrascht über den ehrlich fröhlich klingenden Laut.

»Du wirst dich hier einbringen müssen, wenn du bleiben willst. Und da dich die Kleinen mögen und ich dringend Hilfe benötige, dachten wir, dass du mich unterstützen könntest. Es sei denn, du möchtest wieder gehen.« Herausfordernd sah sie mich an und ich ließ meinen Blick über die ausgelassene Rasselbande schweifen.

Das entspricht eigentlich nicht meinen Vorstellungen, was also will ich? Ich habe noch immer keine Ahnung, wen genau ich suche und bin mir inzwischen nicht einmal mehr sicher, ob ich ihn erkennen würde. Doch ich kann nicht aufgeben. Ich kann es einfach nicht. Schließlich hielt mich all die Jahre nur der Gedanke an diese Rache am Leben.

»In Ordnung. Ich verstehe davon zwar nichts, aber wenn ihr glaubt, dass es eine gute Idee ist, versuche ich es«, antwortete ich zögernd und wurde immer unsicherer, ob die Entscheidung wirklich so klug war.

Umi jedenfalls klatschte begeistert in die Hände. »Kinder, los jetzt, die freien Tage sind vorbei. Lesen und Schreiben stehen auf dem Plan.« Allgemeines Gestöhne und Gequengel wurden laut, und ich musste lächeln.

»Mael, sammle du die Kleinen ein, ihr anderen könnt zu euren eigentlichen Aufgaben zurückkehren«, rief sie fröhlich.

Augenblicklich misstrauisch musterte ich sie. »Warum Mael? Stehe ich noch immer unter Bewachung?« Verärgert verschränkte ich die Arme vor der Brust, sie aber lachte erneut.

»Ob du mir glaubst oder nicht, Kind, es war Maels freier Wunsch, hier eine Ausbildung zu beginnen. Es ist sein letztes Jahr. Auch ich werde nicht jünger und irgendjemand muss diese Aufgabe später einmal übernehmen.« Sie grinste, während ich beobachtete, wie er mit den Kleinen herumtollte.

»Mael will Lehrmeister werden?«, fragte ich entgeistert und betrachtete ihn nun genauer. Er war ein wahrer Dunkelelb, ein Krieger. Ungewöhnliche blonde Haare, hatten doch die meisten von uns schwarzes Haar. Seine blassblauen Augen, dieser durchdringende, intensive Blick, mit dem er stets alles zu erfassen schien. Ich konnte nicht leugnen, dass er eine absolute Herzlichkeit ausstrahlte, jetzt, wo er sich den Kleinen zuwandte. Und dennoch passte diese Aufgabe so gar nicht zu seinem Äußeren.

»Urteile nicht nach deinem ersten Eindruck, Kind«, tadelte sie mich belustigt. Ich zuckte mit den Schultern. »Hast du noch Schmerzen?«, fragte sie besorgt und musterte mich mit einem Mal eingehend, während sie mich ins Innere führte.

»Es wird schon gehen«, antwortete ich leicht genervt, jedoch ehrlich. Plötzlich aber hielt sie mich fest, zwang mich, ihren Blick zu erwidern. Mael scheuchte die Kleinen an uns vorbei in den Raum hinein. Wachsam blieb er neben uns stehen, beobachtete jede meiner Bewegungen. Augenblicklich befreite ich mich aus ihrem Griff, unsagbar gereizt. Was wollten sie alle von mir?

»Sam, wenn ich dich frage, ob du noch Schmerzen hast, erwarte ich eine aufrichtige Antwort. Es wird schon gehen, zählt für mich jedenfalls nicht dazu«, entgegnete sie ernst.

»Nicht anfassen«, zischte ich aufgebracht. »Das erklärte ich bereits mehrfach. Und eine andere Antwort wirst du von mir nicht bekommen. Wenn ich sage, es wird schon gehen, wird es schon gehen.« Herausfordernd hielt ich ihrem Blick stand.

Sie seufzte tief. »Wie soll ich dir denn helfen, wenn du nicht aufrichtig bist, Kind?«, fragte sie traurig, doch mich machte das nur noch wütender.

»Ich heiße Sam. Und ich brauche keine Hilfe.« Gereizt wandte ich mich ab und trat in den bunt bemalten Raum hinein.

Das alles ist eine verdammt blödsinnige Idee.

Rache

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