Читать книгу Fools in Space - Calin Noell - Страница 6

Der Sänger

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Ich zog meinen Kommunikator und tippte. »Ben, ich habe nicht geschummelt. Wirklich nicht. Du bist der Vorletzte. Hilfst du mir? Ich muss Kord noch finden.«

»Das ist blöd!«, beschwerte er sich. »Es war das perfekte Versteck.«

Ich schrieb nichts dazu. Er hatte nicht hineingepasst. Alles andere als perfekt. Aber das war nur meine eigene Meinung.

»Ich hab die blöde Platte nicht abbekommen«, ergänzte er.

Immerhin war Ki nicht wütend geworden. Sie mochte es, wenn wir rumalberten. Früher war sie viel strenger gewesen. Trotzdem hatten wir ihre Regeln gebrochen. Und sie konnte wütend werden, sehr wütend. Sie hatte sich verändert. Immer mehr. Ich vertrieb diese Gedanken, kopfschüttelnd.

»Heute ist wieder der Check, richtig?«

Ich nickte. Ich mochte diese Untersuchungen nicht. Sie passten mir nicht. Waren unsinnig. Und sie hatten nichts mit dieser Mission zu tun. Aber Elas die Wunderhand bestand darauf. Er sagte immer, er führe nur Befehle aus. Wie jeder von uns hier. Ich kochte, das war mein Befehl. Er ergab Sinn. Die Untersuchungen nicht. Aber das war nur meine Meinung. Auch Kord sah das anders als ich. Er war mein Freund. Trotzdem wunderte er sich nicht. Im Gegensatz zu mir.

»Du suchst ja gar nicht«, durchbrach Ben meine Überlegungen.

»Aktivitätendeck«, schrieb ich.

Er nickte.

Schweigend gingen wir den Korridor hinab. Ich mochte Ben. Es lag ihm nicht zu lügen. Dann wurde er nervös. Und sein Tick zeigte sich. Arschloch, das war das Wort, was dann hinausmusste. Nur ein einziges Mal hatte er Wichser gesagt. Zu Calv dem Zänker. Der war da gerade angekommen. Sie gerieten sofort aneinander. Ich mochte ihn auch nicht.

»Wir sollten uns beeilen.« Ben warf einen Blick auf das Display des Kommunikators. Um 1300 würde die Untersuchung beginnen. Noch 30 Minuten.

Vor der Tür des Aktivitätendecks hielt ich mein Gerät an das Panel. Das Lämpchen sprang auf Grün. Ich hatte noch nie gesehen, dass die Tür jemandem verschlossen geblieben war. Ein leises Zischen, sie öffnete sich. Da stand er, Kord der Elektriker. Er spielte Billard, die alte Variante. Er mochte diese Spiele, die aus vergangenen Zeiten stammten. Der Erbauer dieses Raumschiffs offensichtlich auch. Dieser Bereich hier war voll davon. Squash, Tischtennis, Kicker, Speedhockey, Shuffleboard. Doch eine Ebene unter uns befand sich die Transformationskammer. Sie gefiel mir – und die Spiele, die Ki sich dort für uns ausdachte. Heute nahm ich teil. Als Wiedergutmachung. Das sagte mir mein Gefühl. Weil ich diese Untersuchungen hasste. Doch Ki konnte mich nicht davon befreien, also durfte ich mitmachen. Es gäbe keine Schwerelosigkeit. Sie mochte ich nicht. Das wusste Ki. Klettern hingegen schon. Der Raum war wandelbar, unvorstellbar. Wie das funktionierte, verstand ich nicht. Kord hingegen sehr wohl. Er hatte versucht, es mir zu erklären. Vergeblich. Es war mir egal, selbst jetzt noch.

»Tut mir leid, Blain«, unterbrach Kord meine Gedanken. »Aber das hat mir zu lange gedauert. Und Jack hat mich herausgefordert, da konnte ich nicht Nein sagen.«

Ich grinste. Kord suchte ich immer hier. Denn er spielte irgendwas, anstatt sich zu verstecken. Jedes Mal. Er machte nur mit, weil die anderen ihn darum baten. Er mochte es nicht, sich zu irgendwo zu verbergen. Dort hatten seine Gedanken zu viel Spielraum, das sagte er oft. Ich ließ ihn, verriet ihn nie.

»Schwarz in die Ecke«, prophezeite er. Die Kugel traf das Loch und fiel hinab.

Jack fluchte. Dann kratzte er sich den Kopf, grinsend. »Irgendwann!« Es klang wie eine Drohung. Ich lachte, ebenso wie Kord.

»Wir müssen zum Check«, erinnerte uns Ben. Er sah erneut auf die Uhr. Er nahm alles genau, sehr ernst.

Kord schlug Jack auf die Schulter. Sie lächelten noch immer. »Keine Chance. Aber kommt.« Er ging voran und wir folgten ihm. Ich langsamer als die anderen. Der Gedanke an die Fragen ängstigte mich. Elas stellte immer dieselben. Doch sein Ton dabei, ihn mochte ich nicht. Als müsste ich über die Antworten nachdenken. Lange. Aber das tat ich nicht, nie. Ich machte es wie er – ich sagte immer dasselbe. Er wusste es so wie ich, dennoch nahm er es hin. Notierte sich etwas auf seinem Panel, dann war es vorbei. Trotzdem wäre ich lieber woanders. Nicht hier, nicht jetzt.

»Ah, da seid ihr ja. Sänger, du bist als Nächster dran.«

Verwundert sah ich auf die Uhr. 1300. Eigentlich sollte er jetzt erst beginnen. Ich war die Nummer drei. Er grinste. Da verstand ich es. Er durfte ebenfalls teilnehmen. An den Spielen. In der Transformationskammer.

»Na, komm schon.« Elas wandte sich ab und verschwand in seinem Behandlungszimmer. Ich war gesund gewesen. Bis zu Mias Tod. Diese Gedanken, sie mussten weg. Zu tief saß der Schmerz. Noch immer. Ich folgte Elas kopfschüttelnd.

»Setz dich«, forderte er und ließ sich auf einem Sessel nieder. Er deutete auf den Platz ihm gegenüber. »Wie geht es dir?«

»Gut«, tippte ich in meinen Kommunikator.

»Schläfst du ausreichend?«

Ich nickte.

»Hast du Albträume?«

»Nein«, schrieb ich und verdrängte die Bilder, die ich immer wieder sah.

»Denkst du oft an Mia?«

Ich tippte nichts, ich reagierte nicht. Sie hatte so verzweifelt ausgesehen.

»Was empfindest du, wenn du an ihren Tod denkst?«

Ich zögerte. »Ich bin traurig.«

Er las meine Antwort von seinem Panel ab. Mein Herz wurde schwer, doch das verschwieg ich.

»Glaubst du immer noch an eine Verschwörung?«

»Nein«, log ich.

»Was vermutest du, was damals geschehen ist?«

»Ein technischer Defekt. Deswegen stürzte es ab, Mias Shuttle«, schrieb ich. Ich glaubte nicht daran, trotz meiner Worte.

Elas musterte mich nachdenklich. Ich hielt seinem Blick stand. Ich mochte Elas die Wunderhand. Nur diese Untersuchung nicht. Es waren nicht seine Fragen. Daraus machte er keinen Hehl.

»Blain, geht es dir wirklich gut?«

Ich nickte. Denn das tat es. Ungeachtet meiner Trauer, all der Zweifel.

»Suchst du noch?«

Diese Frage überraschte mich. Sie war neu. Ich schwieg, regungslos. Ich hatte nicht damit gerechnet. Ki musste ihm davon berichtet haben. Von meiner Suche – nach Antworten.

»Gut, dann war’s das für dieses Mal.« Er erhob sich, zwinkerte und lächelte. »Bis gleich.« Sein Ausdruck verjüngte ihn. Als wäre er erneut ein kleiner Bengel.

Ich grinste. Ich hatte es hinter mir, wieder einmal. Endlich konnte der Spaß beginnen.

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