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Blackworth

Rauschen und Surren. Jäh unterbrochen vom Geräusch eines Schlüssels, der im Schloss herumgedreht wurde. Die Tür des Zellenblocks wurde geöffnet, und herein kamen samt fahrbarem Kessel jene beiden Männer, die das Essen ausgaben. Schweigend stellten die Insassen ihre Holzschalen vor die Zellentüren. Auch End. Die Essensausgeber füllten sie mit grauem Brei. Am Ende des Gangs blickten sie in Ends Zelle.

„Man sagte uns, dass End hier einsitzt“, meinte der Größere. Seine Stimme klang gedämpft unter dem Mundschutz, den er trug. „Du bist also er?“

End schwieg.

„Du bist schuld am Bürgerkrieg“, fuhr der Mann fort. „Du bist schuld, dass mein Bruder im Kampf gegen die aufständischen Bergbauer starb.“

„Er ist bei einer Gasexplosion gestorben“, flüsterte sein Partner. End und der Sänger hörten es dennoch.

„Uninteressant“, meinte Ersterer. „Hätte das Gas ihn nicht getötet, wäre er im Kampf gefallen.“ Er schöpfte eine Kelle grauen Breis aus dem Kessel und hielt sie neben Ends hölzerner Schale über den Boden.

„Ups.“ Den Blick auf Ends reglose Miene gerichtet drehte er die Kelle um. Der Brei klatschte neben der Schale auf den Boden. Anschließend zog der Essensausgeber geräuschvoll die Nase hoch und den Mundschutz herunter, räusperte sich und spuckte auf den grauen Fleck.

„Guten Appetit“, sagte er und verbarg das höhnische Grinsen, das sich bis in die Augen erstreckte, hinter dem Mundschutz.

Der Sänger sah Ends Blick. Seine kalten Augen, in denen kein Zorn lag. Nur die Gewissheit, dass sein Peiniger zahlen würde, und er erschauderte. Sah der Mann die Gefahr nicht? Er hatte soeben in ein Hornissennest gepisst. Die Gitterstäbe würden ihn vor End genauso wenig schützen wie vor einem Schwarm wild gewordener Insekten.

Die Essensausgeber verließen den Zellenblock.

„Gib mir deine Schale, End“, sagte der Sänger leise. „Wir teilen.“

„Lass nur“, meinte End. „Hunger ist ein alter Freund von mir.“

Der Sänger sah End verständnislos an. Dann zuckte er die Achseln und tauchte zwei Finger in den Brei. Stille gesellte sich zu den Insassen. Indes sah End aus dem Fenster. Er sah zum verhangenen Himmel und träumte von der Sonne. Von dem Gefühl, wenn ihr Licht einem die Haut wärmte.

Er seufzte stumm.

In diesem Moment landete eine Krähe auf der Bank von Ends vergittertem Fenster. Sie sah krank aus. Mager. Ihr Gefieder war so dünn, dass man stellenweise die entzündete Haut sehen konnte. Sie öffnete den Schnabel und gab ein kraftloses Krächzen von sich. Schwarzes Blut sprenkelte die Fensterbank.

End erhob sich und trat vor das Tier. Es erinnerte an eine sterbende Fliege, dem Tode zu nahe, um sich vor irgendwas zu fürchten. Kurzerhand erlöste End es von seinen Leiden.

„Was tust du?“, fragte der Sänger angewidert, als End anfing, den Vogel auseinander zu rupfen. End antwortete nicht und setzte seine makabere Arbeit fort, bis er einen kleinen, weißen Knochen in den Händen hielt.

„Vergiss es“, meinte der Sänger. „Der Knochen wird brechen. Das Schloss der Zellentür ist zu schwer.“

„Das Schloss der Zellentür vielleicht“, meinte End, „aber das der Handschellen nicht.“ Er fing an, mit dem Knochen darin herumzustochern. „Wo war ich stehengeblieben?“

Dreizehn Band 1-3: Das Tagebuch / Die Anstalt / Das Spiegelbild

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