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DEM GESELLSCHAFTLICHEN ANSEHEN ZULIEBE: SCHWEIGEN STATT SCHREIBEN

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Was das Verfassen eigener Tourenberichte anging, so traten die Frauen selten ans Licht: Einerseits fürchteten sie um ihren Ruf als Damen, andererseits verweigerten Zeitschriften wie jene des Alpine Club teils Publikationen von Frauen. Oft publizierten sie gar nicht oder unter falschem, männlichem Namen, was dazu führte, dass viele ihrer Leistungen vergessen gingen oder zumindest schwieriger zu rekonstruieren sind als bei ihren Kollegen.

Offener publizierten jene Frauen, die sich beim Schreiben stärker auf das Reisen konzentrierten und deren alpinistische Erfolge nicht im Vordergrund standen: etwa die Britin Emma Catherine Forman (geb. 1832), die als erste Frau im August 1857 auf die Dufourspitze stieg und den Band «Journals of Trips in Switzerland and Letters from John Ruskin, 1853–1857» mit veröffentlichte. Oder aber Jane Crawford Freshfield (1814–1901), die Mutter des späteren Präsidenten des Alpine Club, Douglas Freshfield, die den Band «A Summer Tour in the Grisons and the Italian Valleys of the Bernina» publizierte.

Nebst den vielen Britinnen waren während des Goldenen Zeitalters auch einheimische Frauen an den höchsten Gipfeln der Alpen unterwegs. Über Maria Cathrein aus Brig etwa, die hoch über Zermatt das Hotel Riffelhaus führte, liest man in der Chronik von Zermatt, dass sie «die schwierigsten Hochgebirgstouren» unternommen und gemeinsam mit Lucy Walker 1862 auf der Dufourspitze gestanden hatte. Leistungen, die ihr die Ehre einbrachten, als eine der ersten Frauen in der SAC-Sektion Monte Rosa Mitglied zu werden, in jener Zeit, als Frauen im SAC noch nicht explizit ausgeschlossen waren.

In den Berner Alpen war zur selben Zeit Elise Brunner (1831–1890) aus Bern unterwegs. Sie stand 1865 auf dem Finsteraarhorn, 1866 auf dem Wetterhorn, 1867 auf der Dufourspitze und 1869 auf dem Schreckhorn, einem der anspruchsvollsten Viertausender überhaupt. Bemerkenswert ist dabei, dass Elise Brunner im SAC-Jahrbuch 1869 unter dem Titel «Schreckhorn-Reminiscenzen» einen ausführlichen Tourenbericht veröffentlichte, allerdings nur gekennzeichnet mit ihren Initialen. Der Herausgeber vermerkte dazu: «Die Verfasserin, deren Namen voll zu bezeichnen uns nicht gestattet wurde, ist auf Grund ihrer zahlreichen und heroischen Bergfahrten s. Z. von der Sektion Bern des S.A.C. zum Ehrenmitgliede ernannt worden.»


Lange unbekannt, gehörte die Bernerin Elise Brunner zu den stärksten Alpinistinnen ihrer Zeit.

(aus: Die Alpen, 1942)

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Alpinistinnen der Goldenen Ära – anders als oft dargestellt – zwar häufig, aber längst nicht immer wohlhabende Britinnen waren. Und entgegen gängiger Thesen waren sie nicht nur im Familienverbund mit Vätern, Ehemännern oder Brüdern unterwegs. Herausragende Alpinistinnen wie die Pigeon-Schwestern, Isabella Straton oder Meta Brevoort suchten sich auf eigene Initiative hin Führer, um Touren zu unternehmen. Was die Damen indes verbindet, ist die Tatsache, dass die meisten von ihnen zur Zeit ihrer großen Bergfahrten ledig waren und es in manchen Fällen bis an ihr Lebensende blieben. fin

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