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Furchtlos IN DEN SECHSTEN GRAD Paula Wiesinger kletterte in den Dreißigerjahren extreme Routen nicht nur in den Dolomiten
ОглавлениеHans Steger und Paula Wiesinger waren nicht nur beim Klettern, sondern auch im Alltag eine erfolgreiche Seilschaft.
(Archiv Bruno Steiner, Seiser Alm)
Nachdenklich blickt sie in die Ferne, die junge Frau mit den dunklen Haaren und den klaren blauen Augen. Die kräftigen Arme hat sie auf den Oberschenkeln aufgestützt, die in Knickerbockerhosen stecken. An den Füßen trägt sie weiche, profillose Kletterschuhe. Was ihr Begleiter ihr wohl vorgeschlagen hat? Unternehmungslustig sitzt er mit aufgekrempelten Hemdsärmeln neben ihr und scheint sie von etwas überzeugen zu wollen – von einer neuen Route durch eine der umliegenden Dolomitenwände? Welche Route sind die beiden zuvor miteinander geklettert? Und wer hat sie während ihrer Rast fotografiert?
Paula Wiesinger und Hans Steger waren Ende der Zwanziger-, Anfang der Dreißigerjahre ein alpines Traumpaar. Seilschaften, die auch im Alltagsleben an einem Strang zogen, hatte es schon vorher gegeben, Hans Dülfer und Hanne Franz beispielsweise, doch noch nie waren zwei so ebenbürtig talentierte Partner zusammengetroffen. Der abenteuerhungrige Kunstschreiner aus Oberbayern hatte sich in seinen Wanderjahren als Geselle über Italien bis nach Tunesien treiben lassen, und auf dem Rückweg nach München schlugen ihn 1927 die Felstürme der Dolomiten so sehr in den Bann, dass er blieb. Als ehemaliger Jugendmeister im Boxen kräftig gebaut, begeisterte ihn das Klettern, und es traf sich perfekt, dass er im Jahr darauf in der Rosengartengruppe die Boznerin Paula kennenlernte, die sich durch ihr außerordentliches Können im Fels auszeichnete und – für eine Frau in der damaligen Zeit absolut ungewöhnlich – selbstständig Klettertouren initiierte, in denen sie auch die Seilschaftsführung übernahm. Risse und Kamine, wie sie in den Dolomiten häufig vorkommen, waren ihre besondere Stärke. Die Kaminklettertechnik hatte sie daheim im schmalen Gang zur Toilette geübt, den sie regelmäßig bis unter die Decke hinauf- und wieder herunterstemmte. Auch Kraft und Ausdauer trainierte sie, an den Türstöcken «hab ich Klimmzüge gezogen, bis ich heruntergefallen bin wie eine Fliege», wie sie in hohem Alter in einem Interview verriet.
Paula Wiesinger wartet mit König Leopold III. auf das Signal zum Nachkommen. Der belgische Monarch war jahrelanger Stammgast von Hans Steger – und Paula war nicht nur Hilfsführerin ihres Mannes, sondern stieg auch voraus.
(Archiv Ingrid Runggaldier, Bozen)
Sie erzählte auch, dass «der Steger und ich», ehrgeizig, wie sie beide waren, anfangs regelrecht Konkurrenten gewesen seien. Doch schon bald taten sie sich zusammen, und nach den ersten gemeinsamen Touren, darunter der «Preußriss» an der Kleinsten Zinne, den Paula als erste Frau beging, brachen sie noch im September 1928 zu einer Erstbegehung auf. In Wechselführung kletterten sie durch die düstere Nordwand des Einserkofels und hinterließen dort mit ihrem «Weg der Jugend» – sie waren beide erst 21 Jahre alt – ein Meisterstück im sechsten Schwierigkeitsgrad. Zwei Tage benötigten sie für die 800 Meter hohe Wand. Als Paula am ersten Tag beim Sichern ein Stein am Kopf traf und sie erschrocken und schmerzvoll aufschrie, soll ihr Hans von oben nicht gerade gentlemanlike «Halt dei Klappn!» zugerufen haben, weil er gerade mit einer schwierigen Stelle kämpfte. Im Sommer darauf waren sie vor allem im Rosengarten aktiv. Nach einer neuen Route durch die Südostwand der Punta Emma erschlossen sie gemeinsam mit Fred Masé-Dari und Sigismund Lechner eine direkte Linie durch die 600 Meter hohe Ostwand der Rosengartenspitze. Wenige Wochen danach lieferten Hans und Paula an den Vajolettürmen mit der Direkten Südwand des Winklerturms einen weiteren Beweis ihres Könnens und manifestierten ihren Ruf als das erste «Paar des sechsten Schwierigkeitsgrades».
In die Kletterliteratur eingegangen sind diese drei Routen allesamt als «Steger», obwohl sie eigentlich den Namen «Steger/Wiesinger» tragen müssten. Verheiratet waren Paula und Hans nämlich noch lange nicht, das taten sie erst am 27. Juli 1942, in Innsbruck. Ob Hans sich durch die Eheschließung einer drohenden Einberufung zum Kriegsdienst für Deutschland entziehen wollte, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Tatsache ist jedenfalls, dass Paula sich wenig um gesellschaftliche Konventionen scherte und über ihr Leben selbst bestimmte. Da sie früh den Vater verloren hatte und die Mutter zu weit weg gewesen war, um sie zu kontrollieren, war sie für die damalige Zeit in großer Freiheit aufgewachsen und gewohnt, zu tun, was und mit wem sie wollte. Vermutlich wäre sie auch öfter mit anderen Frauen geklettert, hätte es in ihrem Umfeld mehr gegeben, die mit ihr mithalten konnten; so blieb Mary Varale die Ausnahme. Eigenständig Touren zu unternehmen und zu führen war für sie eine Selbstverständlichkeit, nicht aus feministischer Überzeugung, sondern weil es ihr Freude machte. Sie selbst stellte es allerdings gern so dar, dass es vor allem Hans gewesen sei, der darauf bestand, dass sie sich selbst zu helfen wusste. «Wenn mein Mann gesagt hat, jetzt musst du voraus, dann bin ich halt gegangen, auch wenn ich Schiss hatte und mich nicht recht getraut habe, aber er hat keine Widerrede vertragen. Er hat gesagt: Wenn mir mal was passiert, dann kommst du nicht hinauf und nicht hinunter.»
Ab Mitte der Zwanzigerjahre hatte sich in den Alpen der sechste Grad etab liert, und bei den Erstbegehungen in den Dolomiten standen Deutsche und Österreicher aus München, Tirol und Wien in Konkurrenz zu den italienischen Kletterern – erst seit dem Ersten Weltkrieg gehörte Südtirol zu Italien. Auf begehrte Wände setzte ein wahres Wettrennen ein, man spornte sich gegenseitig an. 1929 warfen Paula und Hans ein Auge auf den Südpfeiler der Marmolada di Penia und verabredeten sich telefonisch mit einem Freund zu einem Versuch. Doch Luigi Micheluzzi, Robert Perathoner und Demetrio Christomannos kamen ihnen knapp zuvor und legten die erste Extremroute durch die Marmolada-Südwand – weil die Telefonistin in Canazei, die das Gespräch mitgehört hatte, zufälligerweise Micheluzzis Frau gewesen war. 1930 wagte sich als Erste die Seilschaft Steger/Wiesinger in die senkrechte bis überhängende Nordwand der Großen Zinne, die selbst Klettergrößen wie Preuß, Dülfer und sogar Solleder für unmöglich gehalten hatten. Dass die beiden, je nach Quelle, nur 80 bzw. 200 Meter hinaufkamen, bestätigte für die einen die Unmöglichkeit der Wand und lockte andere als Bewerber an. In den beiden folgenden Jahren erging es auch Stösser, Tissi, Carlesso, Dibona oder Ghedina nicht besser, Emilio Comici schaffte es schließlich 25 Meter höher. 1933 spannte Giuseppe Dimai mit seinem Bruder Angelo und Comici zusammen und gelangte bis zum Gipfel.
Erstmals der sechste Grad wurde in den Dolomiten nicht erst 1925 mit der Civetta-Nordwestwand von Emil Solleder und Gustav Lettenbauer erreicht, sondern bereits ein Jahr früher durch Roland Rossi und Felix Simon in der Nordwand des Monte Pelmo. In Letzterer gelang Paula und Hans 1929 die zweite Durchsteigung, an der Civetta 1930 die achte (und Paula in beiden Fällen die erste Frauenbegehung). Angesichts der von Solleder überlieferten Äußerung, «seine» Wand werde nie von einer Frau durchstiegen werden können, erfüllte diese Begehung Paula mit besonderer Genugtuung.
Auch noch aus einem weiteren Grund: Nach dem tödlichen Absturz Solleders an der Meije 1931 wurde in seinem Nachlass ein ganzer Film mit Bildern von Paula gefunden. Ein Versuch, das «Phänomen Paula» zu begreifen?
Der belgische König Albert I. (rechts) engagierte Hans Steger und Paula Wiesinger für zahlreiche Klettertouren, auch über die Dolomiten hinaus.
(Archiv Bruno Steiner, Seiser Alm)
Das Foto der nachdenklichen Paula und des unternehmungslustigen Hans bei ihrer Rast in den Dolomiten könnte der belgische König Albert I. aufgenommen haben, der ein begeisterter Bergsteiger war und das Paar zwischen 1931 und 1934 für zahlreiche Routen im ganzen Alpenraum engagierte. Hans war inzwischen Bergführer geworden, beiden ging der Ruf ausgezeichneter Kletterer voraus, und dem adeligen Gast war es mehr als recht, wenn Paula mitkam. «Der König Albert hat immer wollen, dass ich mitgehe, weil er davon ausgegangen ist, wenn ein Madl mitgeht, kann’s nicht so schwer sein – das war der Hauptgrund, warum ich mitmusste.» Meistens war es aber doch schwer, denn die Dreierseilschaft beging Routen bis zum sechsten Grad. Risse und Kamine stieg Paula vor, alles andere Hans, in die Mitte kam jeweils der König, für dessen Durst Paula vier bis fünf Liter Wasser mittragen musste. Im Wilden Kaiser etwa hakten sie in dieser Formation die schwierigsten Routen ab. Einen der spannendsten Momente in ihrer Kletterlaufbahn dürfte Paula in der Fleischbank-Südostwand erlebt haben, als Hans in der «Wießner/Rossi» nicht mehr weiterkam und sie vorausschickte. Ihr gelang es, den Rossi-Überhang zu überwinden. Angeblich wurde sie danach von Dolomiten-Führern gebeten, nicht über diese Episode zu sprechen, um das Ansehen des Berufsstands nicht zu beschädigen.
Den belgischen König zu führen war für den Bergführer und Skilehrer Hans Steger die beste Werbung, die er sich wünschen konnte. Nach dem Tod König Alberts – er stürzte 1934 in einem belgischen Klettergarten ab – war das Paar noch viele Jahre mit dessen Sohn Leopold III. unterwegs, und auch Prinzessin Joséphine, die 1927 geborene Tochter Leopolds, entwickelte sich zu einer guten Kletterin. Zudem wurde die deutsche Filmregisseurin und Schauspielerin Leni Riefenstahl auf die beiden aufmerksam und ließ sich in den Kletterszenen von «Das blaue Licht» (1932) und «Tiefland» (1940–1944) von Paula doubeln; Hans wurde als Kameramann engagiert. Auch privat gab es gemeinsame Klettertouren in den Dolomiten. Ab 1943 arbeiteten Hans und Paula mit Luis Trenker an dessen Film «Der verrufene Berg», in dem Paula die Skiszenen für Evi Maltagliati übernahm. Die verschiedenen Dreharbeiten im Wallis und im Montblanc-Gebiet ermöglichten den Stegers einerseits, große Westalpenrouten wie etwa den Peutereygrat zu unternehmen. Andererseits erscheint im Nachhinein die Zusammenarbeit mit einer dem Nationalsozialismus so nahestehenden Regisseurin problematisch, insbesondere bei dem erst 1954 uraufgeführten «Tiefland», für den Riefenstahl in Lagern inhaftierte Sinti und Roma zwangsrekrutieren ließ.
Paula Wiesinger scheint mehr Spaß am steilen Fels zu haben als Leni Riefenstahl (vorn).
(Archiv Reinhold Messner, Meran)
Während sie als Kletterin nur innerhalb der überschaubaren Bergsteigerszene bekannt war, legte Paula in den Dreißigerjahren noch eine zweite sportliche Karriere hin: als Skirennläuferin. Ihrer Leidenschaft für das Skifahren war es zu verdanken, dass sie 1931 überraschend Italienische Meisterin wurde – der Auftakt zu einer jahrelangen Siegesserie. Von Hans angeleitet, der ebenfalls ein erfolgreicher Abfahrts- und Torläufer war und ab 1932 die italienische Nationalmannschaft trainierte, wurde «La Paula», wie der Skistar in Italien bald nur noch genannt wurde, bis 1936 in den Disziplinen Abfahrt, Slalom und in der Kombination 15-mal Italienische Meisterin. Bei internationalen Rennen siegte sie unter anderem in Sestriere und Chamonix sowie in der Abfahrt und im Slalom des Arlberg-Kandahar-Rennens. Bei den Skiweltmeisterschaften 1932 in Cortina d’Ampezzo gewann sie in der Abfahrt die Goldmedaille und nahm 1936 an den Olympischen Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen teil. Auch an Skitourenrennen bewies sie ihre Leistungsfähigkeit: 1934 stellte sie an der Marmolada einen neuen Streckenrekord auf, der erst nach dem Krieg gebrochen wurde. Im selben Jahr fuhr sie beim Breithornrennen als einzige Frau in der Männerklasse mit und erreichte unter den hundert Läufern den zwölften Platz. Das Großglockner-Skirennen gewann sie zweimal, und 1935 schmuggelte sie sich unter die Teilnehmer der Trofeo Mezzalama. Zu diesem 45 Kilometer langen Rennen zwischen Matterhorn und Monte Rosa waren Frauen nicht zugelassen, doch als Paula, die den Anlass als Zuschauerin besuchte, erfuhr, dass im Team des Alpinisten Giusto Gervasutti ein Mitglied wegen einer Verletzung ausfiel, zog sie kurzerhand dessen Uniform an, tarnte sich mit Mütze und Skibrille und sprang für ihn ein. An einem der Kontrollposten flog der Schwindel allerdings auf – sie durfte das Rennen zwar beenden, blieb aber außerhalb der Wertung.
Nicht nur im Schnee, auch im Wasser fühlte sich Paula in ihrem Element. Sie war eine begeisterte Schwimmerin und Turmspringerin und fuhr, als sie nach dem Krieg mit Hans auf der Seiser Alm lebte, einmal in der Woche nach Bozen, um dort vom Acht-Meter-Turm zu springen. Irgendwann kam ihr die Idee, sie könnte es auch noch etwas höher probieren – in München, wo es einen Zehn-Meter-Turm gab und wo sie regelmäßig waren, um Hans’ Familie zu besuchen. Meist nutzten sie diese Besuche auch für einen Trainingsausflug in den Klettergarten Buchenhain im Isartal, von dessen Konglomeratgestein Paula noch als 87-Jährige schwärmte: «Wenn man dort zwei Stunden intensiv kletterte, konnte man seinen Namen nicht mehr schreiben!» Was das Wasser anbetraf, schien Hans jedoch weniger draufgängerisch zu sein als im Fels. Er besorgte zwar für sich und seine Frau zwei Springgenehmigungen, die damals nötig waren, letztlich war aber Paula die Einzige, die sprang.
Ein einziges Mal verließ allerdings selbst «La Paula» der Mut: als der Verkehrsverein Grindelwald die beiden einlud, sich die Eiger-Nordwand anzusehen. Natürlich fuhren sie ins Berner Oberland. Natürlich dachten sie darüber nach, einzusteigen. Als Paula jedoch unter der berüchtigten Wand stand, war ihr klar, dass sie dort keinen Fuß hineinsetzen würde.kst
(Archiv Ingrid Runggaldier, Bozen)
Als Älteste von fünf Geschwistern kam Paula Wiesinger am 27. Februar 1907 in Bozen zur Welt. Ihr Vater fiel im Ersten Weltkrieg. Um die Familie zu ernähren, arbeitete ihre Mutter als Köchin in Sterzing und lebte auch dort; die Kinder blieben bei den Großeltern in Bozen. Paula besuchte ihre Mutter oft und kam in Sterzing mit dem Bergsport in Berührung. Sie lernte den gleichaltrigen Gino Soldà kennen, der seinen Militärdienst als Grenzsoldat ableistete und bereits damals ein ausgezeichneter Skifahrer und Kletterer war. Er brachte Paula das Skifahren bei, sie fand Anschluss an andere Bergsteiger und stand im darauffolgenden Sommer auf zahlreichen Gipfeln rund um den Brenner. Den Lohn, den sie als Büroangestellte erhielt, sparte sie, um sich für den nächsten Winter eigene Ski kaufen zu können, denn sie war begeistert vom schnellen Gleiten durch staubenden Tiefschnee.
In einem ihrer ersten Bergsommer entdeckte sie in der Rosengartengruppe, dem von Bozen aus nächstgelegenen Dolomitenmassiv, das Klettern für sich. Als ihr Seilgefährte zum Militär einberufen wurde, begann die junge Frau, in Eigeninitiative Ziele und Seilschaftspartner zu suchen. 1928 begegnete ihr beim Klettern im Rosengarten ihr späterer Ehemann Hans Steger, mit dem sie sich in den folgenden Jahren in die zu ihrer Zeit anspruchsvollsten Routen der Dolomiten wagte. Schon bald gelangen den beiden große Erstbegehungen, deren bekannteste der «Weg der Jugend» durch die Einserkofel-Nordwand (1928), jeweils eine «Steger» in der Ostwand der Rosengartenspitze, in der Südostwand der Punta Emma und in der Südwand des Winklerturms sowie die Pfeilerrisse in der Burgstall-Ostwand (alle 1929) sind. Außerdem gingen frühe Wiederholungen der Monte-Pelmo-Nordwand (2. Begehung), der Civetta-Nordwestwand (8. Begehung), der Nordkante des Hohen Zwölfers (2. Begehung) und des Südpfeilers der Marmolada di Penia (4. Begehung) auf das Konto der Seilschaft Steger/Wiesinger. In allen diesen Routen, die sich im sechsten Grad bewegen, war Paula die erste Frau. Ihr für die damalige Zeit herausragendes Kletterkönnen stellte sie jedoch vor allem dadurch unter Beweis, dass sie den damals höchsten Schwierigkeitsgrad nicht nur kletterte, sondern auch im Vorstieg überwand. Allein in den Dolomiten beging sie in den Jahren bis 1934 mindestens 62 verschiedene Felsrouten, davon 28 im fünften und sieben im sechsten Grad. Einige von ihnen kletterte sie mehrmals, zehn als Seilerste.
Noch vor dem Zweiten Weltkrieg wurde das Ehepaar im touristischen Sektor tätig, Hans arbeitete als Skilehrer, Paula übernahm ein Hotel am Pordoipass. Nach dem Krieg erwarben die beiden die Dellaihütte auf der Seiser Alm und bauten sie zum Hotel Steger-Dellai um, das sie jahrzehntelang erfolgreich betrieben. Schon vor Hans’ Tod 1989 verfügten die Stegers, deren Ehe kinderlos blieb, die Gründung der Hans-und-Paula-Steger-Stiftung, die sich für die Erhaltung der Flora und Fauna der Seiser Alm und die Bergrettung in den Dolomiten einsetzt. Paula leitete das Hotel bis 1998; sie starb am 12. Juni 2001 im Alter von 94 Jahren.