Читать книгу Das lachende Baby - Caspar Addyman - Страница 14
Hallo, kleines Äffchen
ОглавлениеManche Babys werden mit dünnen schwarzen Haaren am ganzen Körper geboren. Die Haare verschwinden schnell wieder. Ich war für meine Mutter das erste von drei Kindern, und sie war ziemlich zufrieden mit ihrer Leistung (wie ich im Übrigen auch). Aber ich war ein kleines Felltier. In ihrem Wochenbett machte es ihr großen Spaß, die Säuglingsschwestern damit zu schockieren, dass sie sie bat, ihr »das kleine Äffchen« zu bringen.
»Aber Mrs. Addyman, das können Sie doch nicht sagen! Er ist Ihr kleiner Junge!«
»Ja, aber er sieht aus wie ein Affe!«
»Er ist ein wunderschönes Baby.«
»Ein wunderschöner Affe! Geben Sie mir mein Äffchen!«
Und meine Ohren waren vollkommen eingerollt. Als die Säuglingsschwestern erklärten, sie würden sich entrollen, sobald sie mit Blut gefüllt wären, nickte meine Mutter ganz ruhig und sagte: »Ja genau, wie die Flügel eines Schmetterlings.« Ich denke, sie hatten ihr vielleicht zu viel Lachgas gegeben.
Eine Geburt ist schmerzhaft und gefährlich, und das Baby kann unerwartet schnell oder zermürbend spät kommen. Vielleicht gibt es falschen Alarm, und fast immer geht es langsam voran. Die gute Nachricht ist, dass es auch viel schlimmer sein könnte. Verglichen mit unseren Cousins, den Menschenaffen, werden Menschenbabys (mit einer Tragzeit von 280 Tagen) geboren, bevor sie reif sind. Wenn wir den Entwicklungsstand des Gehirns bei einem neugeborenen Schimpansen (253 Tage Tragzeit), einem Gorilla (270 Tage) und einem Orang-Utan (275 Tage) vergleichen, dann müsste ein Menschenbaby nach 625 Tagen im Mutterleib geboren werden, wie ein Forscher errechnet hat. Für jede Mutter, die schon nach neun Monaten das Gefühl hat, gleich zu platzen, ist das ein furchterregender Gedanke. Es wäre tödlich für die Mutter (und würde nebenbei unser an Früchten orientiertes Maßsystem sprengen).
Auch geboren zu werden ist eine große Sache. Aber genau betrachtet erfolgt der Übergang von drinnen zur Welt draußen so allmählich, wie es nur geht. Irgendwann müssen die Babys herauskommen, und Menschenbabys kommen so spät, wie es im Hinblick auf ihre Mütter möglich ist. Wir müssen die sichere Dauerumarmung des Mutterleibs mit ihrer Fünf-Sterne-Vollversorgung mit perfekt regulierter Temperatur und Schallisolierung verlassen und abrupt gegen die Welt draußen eintauschen. Der 24-Stunden-Zimmerservice, der so luxuriös ist, dass sogar das Atmen für das Baby erledigt wird, muss einmal enden.
Die neunmonatige Schwangerschaft bei Menschen ist ein Kompromiss. Ein Baby würde im Mutterleib bleiben, wenn es könnte, aber es muss fliehen, solange es noch geht: das sogenannte Geburtsdilemma. Der Preis dafür ist, dass die ersten drei Monate draußen sich nicht sehr vom Leben drinnen unterscheiden. Das Baby setzt seine intrauterine Routine aus Schlafen, Essen und Wachsen fort.
Ein Grund, warum Babys so früh zur Welt kommen, ist eine Unzulänglichkeit der Natur. Der amerikanische Comedian Penn Jillette drückt es drastischer aus: »Niemand, der gesehen hat, wie ein Baby geboren wird, glaubt noch eine Sekunde an Gott … Die Natur will uns umbringen.« Die Evolution muss mit dem arbeiten, was da ist, und auf dem aufbauen, was früher war, und das führt zu allerhand Improvisation und Kompromissen. Kein intelligenter Designer würde die Geburt so gefährlich machen und versuchen, Babys mit großen Köpfen durch das starre Korsett des Beckens zu pressen. Die Evolution hat das vor vielen Millionen Jahren so entschieden, und wir müssen damit leben. Bei Vierbeinern mit kleinen Köpfen hat es funktioniert. Sogar unsere engsten Verwandten, die Schimpansen, kommen ziemlich gut damit zurecht.
Die Energie, die eine Mutter für die Schwangerschaft aufbringen muss, ist eine weitere Beschränkung. Immer größer zu werden und ein großes Gehirn zu versorgen sind Vorgänge, die viel Energie verbrauchen. In jüngster Zeit wurde die Theorie aufgestellt, wenn Föten noch größer würden und die Schwangerschaft noch länger dauerte, könnte die Mutter nicht genug Energie für sich selbst und ihr Baby zur Verfügung stellen (Dunsworth, Warrener, Deacon, Ellison und Pontzer 2012). Über das Stillen kann Energie viel effizienter zugeführt werden als über die Plazenta, weil die Kalorien direkt in das Kind gelangen. Es ist sinnvoll, die Kinder zu dem Zeitpunkt zur Welt zu bringen, an dem wir es tun.