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Einleitung

Was ist so lustig?

Babys sind so ein schöner Weg, um Menschen zu beginnen.

Don Herold, amerikanischer Humorist (1889–1966)

Welch Meisterwerk ist doch der Mensch, wie groß an Vernunft, wie unbegrenzt an Fähigkeiten, an Gestalt und an Geste wie wunders harmonisch verschmolzen, im Tun wie gleich einem Engel, im Begreifen wie gleich einem Gott: das Schmuckstück der Welt, die Vollendung alles Lebendigen!

William Shakespeare, Hamlet, Zweiter Akt, 2. Szene

Selbst der düstere Prinz von Dänemark muss zugeben, dass Menschen etwas Großartiges sind. Dank Charles Darwin betrachten wir uns nicht mehr allein als den Gipfel der Evolution. Wir sind nur ein kleiner Zweig im Dickicht des Lebens. Wir besetzen eine Nische als soziale, aufrecht gehende Allesfresser. Wenn wir uns auf dem Planeten umschauen, sehen wir, dass wir viele gut angepasste Mitbewohner mit herausragenden Eigenschaften haben, die alle etwas ganz hervorragend können. Adler und Haie sind bessere Jäger als wir. Geparden und sogar Flusspferde können schneller laufen als wir. Grönlandwale leben länger als wir. Pflanzen und Amphibien haben größere Genome. Und Bakterien sind die heimlichen Herrscher der Welt. Aber kein Lebewesen ist so klug, so geschickt, so sozial, so kooperativ und so gefühlvoll wie wir Menschen, von künstlerischem Talent, Sprache und Musikalität ganz zu schweigen. Wir sind als Art beeindruckend, und dennoch kommen wir beinahe vollkommen hilflos zur Welt.

Andererseits: Wenn Menschenbabys nicht so hilflos wären, wären wir nicht so klug. Wenn unsere Babys nicht unsere Hilfe bräuchten, wären wir nicht so sozial. Die Verbindung zu unserem Nachwuchs macht uns sogar musikalisch und künstlerisch kreativ. Für beide sind die ersten beiden Lebensjahre das Trainingsset – für einen Wohlfühlfilm.

Babys sind eine reine Freude, und dieses Buch feiert ihre Leistungen und ihre Begeisterung dabei. Beides hängt eng zusammen. In ihren ersten beiden Lebensjahren arbeiten Babys sehr hart, doch für sie ist es wie Spiel. Sie lernen viel, und sie lachen viel. Neugier und Entzücken treiben sie an. Überraschende Entdeckungen und tägliche Fortschritte sorgen dafür, dass sie immer weitermachen. Von den Eltern kommen Unterstützung und Ermutigung – sie befriedigen die Grundbedürfnisse der Babys und strukturieren ihr Leben. Aber die Babys erklimmen die Berge und stehen triumphierend auf den Gipfeln.

In diesem Buch wird nicht aufgezählt, was man tun und lassen soll, wenn man einen Superhelden großzieht. Es ist kein Elternratgeber voller Empfehlungen und Warnungen. Es geht vielmehr um die Wissenschaft, ein Baby zu sein. Nicht als Vater, sondern als Entwicklungspsychologe interessiere ich mich für die Sicht der Babys. Ich möchte wissen, was sie denken, wie sie lernen und warum sie dabei so viel Spaß haben. Ein Baby zu sein ist ein großes Abenteuer mit vielen Höhen und Tiefen. Elternratgeber helfen Ihnen, die Tiefpunkte zu vermeiden, aber ich glaube, man kann auch von den Höhepunkten viel lernen.

Ich befasse mich seit 2005 wissenschaftlich mit Babys, aber erst 2012 habe ich begonnen, das Lachen der Babys ernst zu nehmen. Meine jüngere Schwester hatte gerade ihr zweites Kind bekommen, und mein jüngerer Bruder trat als Comedian auf. Ich überlegte, was wir alle gemeinsam tun könnten. Und dann hatte ich die Idee! Max konnte das Baby zum Lachen bringen, und ich konnte erklären, war um das funktionierte. Es stellte sich heraus, dass Comedians das Lachen ziemlich ernst nehmen, deshalb fand Max die Aufgabe zu leicht. Aber die Idee blieb in meinem Kopf, und ich überlegte, ob das Lachen von Babys ein angemessener Forschungsgegenstand war.

Wie ich feststellte, gab es bis dahin nur sehr wenig Forschung dazu. Lachen ist etwas Spontanes und deshalb schwierig im Labor zu untersuchen. Das gilt ganz besonders für Babys: Sie lachen zwar oft, es kann uns aber bisweilen Rätsel aufgeben, dass sie über gänzlich unerwartete Dinge lachen. Comedy für Babys ist schwieriger, als man vielleicht denkt. Nur wenige Wissenschaftler hatten die Herausforderung angenommen, das Lachen zu studieren; Lachen galt üblicherweise als Marker für etwas anderes, als eine Möglichkeit, um frühen Humor und Spaß zu verstehen, oder als Hinweis auf das Temperament des Babys und seine gute Laune. Selten betrachtete man Lachen als zentrales Element der Entwicklung.

Lachen kommt im Alltag eines Babys häufig vor und ist für alle Menschen immer faszinierend. Ich spürte, dass es wichtig sein musste. Ich richtete eine Website ein und entwarf eine detaillierte Studie zum Babylachen. Journalisten aus aller Welt berichteten über das Projekt, Tausende Eltern aus Dutzenden von Ländern füllten meinen Fragebogen aus. Hunderte andere schickten mir kurze »Feldstudien« und Videos von dem, was ihre Babys zum Lachen brachte. Ich nahm das Babylachen wirklich sehr ernst.

Inzwischen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mit meiner Intuition im Wesentlichen richtiglag. Lachen ist wichtig für unsere frühe Entwicklung, und die Evolution hat das Lachen tief in uns verwurzelt. Das heißt nicht, dass Babys, die lachen, sich besser entwickeln. Es gibt keine empfohlene Tagesdosis Lachen. Am besten stellt man sich das Lachen als fröhliches Gegengewicht zum Weinen vor. Wenn ein Baby weint, konzentrieren wir uns nicht auf das Weinen an sich: Wir unterbrechen das, was wir gerade tun, und versuchen, das Problem zu lösen, von dem uns das Baby berichtet. Lachen ist das Gegenteil, damit teilt uns das Baby seine Erfolge mit. Ich glaube, es lohnt sich, innezuhalten und diese Triumphe näher zu betrachten. Tatsächlich könnte das der Sinn und Zweck des Lachens sein.

Während ich das Lachen studierte, dehnte sich mein Interesse auf all die Aspekte aus, wie Babys gedeihen und wie sie sich anstrengen, ihre größeren Ziele zu erreichen. Deshalb geht es in diesem Buch um die Gefühle der Babys, um ihre Kontakte, ihr Lernen und ihre Neugier. Es behandelt die ersten beiden Lebensjahre ungefähr in chronologischer Reihenfolge, aber ich habe vermieden, zu viele Meilensteine zu setzen. Meilensteine haben keine besondere Bedeutung. Jedes Baby geht seinen eigenen Weg. Dieses Buch befasst sich mit dem Weg, nicht mit dem Ziel.

Auch jenseits der ersten beiden Lebensjahre haben wir noch viel mit Wachsen und Lernen zu tun. Die Grundlagen, die wir schaffen, sind wichtig. Die Untersuchung unserer Anfänge hilft, uns selbst besser zu verstehen. Glauben Sie ja nicht, dass es in diesem Buch nur um Spaß und Spiele von Babys geht. Es steckt eine Menge ernsthafte wissenschaftliche Forschung darin, und ich werde viele Schlüsselkonzepte erklären, die weit über die Babyzeit hinaus Bedeutung haben. Wir werden uns mit so großen Fragen befassen wie der, wie der Geist arbeitet, wie wir uns entwickeln, was Gefühle sind und was Kunst ist. Dabei werden wir erleben, dass Babys es mit intellektuellen Giganten wie René Descartes, Sigmund Freud, Noam Chomsky und Ludwig Wittgenstein aufnehmen können.

Letzten Endes soll dieses Buch jedoch das Unmögliche leisten und den wunderbaren Klang eines Babylachens noch zauberhafter machen. Wenn mir das nicht gelingt, suchen Sie sich am besten ein Baby und lassen Sie sich von ihm unterhalten.

Eine Anmerkung zu den wissenschaftlichen Quellen

Im gesamten Buch bemühe ich mich, frühere Leistungen zu würdigen. Wissenschaft ist ein kooperatives und kumulatives Unterfangen. Isaac Newton prägte 1675 den berühmten Satz: »Wenn ich weiter geblickt habe, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stehe.« Wissenschaftlicher Fortschritt vollzieht sich durch Evolution. Revolutionen in der Wissenschaft verwerfen selten Früheres, sie verfeinern es eher. Wir streiten über die Details, aber wir arbeiten alle am selben großen Bild.

Nur ein kleiner Teil der Forschung in diesem Buch ist meine eigene, und meistens gebe ich nur eine Zusammenfassung. Es ist wichtig, die Personen zu würdigen, die die Arbeit geleistet haben, und darauf hinzuweisen, wo das vollständige Original zu finden ist. Populärwissenschaftliche Bücher verstecken diese Information oft in Fußnoten oder Endnoten oder lassen sie ganz weg. Ich ziehe das Verfahren vor, das psychologische Fachzeitschriften praktizieren: Wenn man eine Studie referiert, nennt man die Namen der Verfasser und das Erscheinungsjahr (Autor und Autor, Jahr). Eine frühe Arbeit über glückliche Babys stammt beispielsweise von Charles Darwin. Seine Schrift »Biografische Skizze eines kleinen Kindes« erschien 1877 in der Zeitschrift Mind, und der Verweis darauf sieht so aus: (Darwin 1877). Natürlich können Sie die Angabe überspringen. Aber immer, wenn Sie einen Verweis sehen, sollten Sie sich bewusst sein, dass diese Personen die wirkliche Arbeit geleistet haben. Der vollständige Titel des Werks und wo es veröffentlicht wurde finden sich im Literaturverzeichnis am Schluss des Buchs.

Auch auf Fußnoten habe ich verzichtet. Wissenschaftler sind ein pedantisches Volk, die immer Ausnahmen, Annäherungen und Alternativen hervorheben. Das ist für alle sehr mühsam, deshalb habe ich es gelassen (ich habe sogar versucht, Klammern zu vermeiden).


Das lachende Baby

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