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Sarah schlug die Hände vor den Mund, doch es war zu spät. Das Echo ihres Schreis schien durchs ganze Haus zu hallen. Dann hörte sie die Schritte auf dem oberen Flur. O Gott! Ihr Alptraum wurde Wirklichkeit. Jemand war im Haus. Sie musste hier raus, schnell. Die Hintertür!

Sie stürmte durch die Küche und löste die Kette an der Sturmtür. Schritte polterten die Vordertreppe herunter. Sie packte den Türknauf, drehte ihn heftig und zog. Die Tür öffnete sich nicht.

In ihrer Panik hatte sie die Doppelschlösser vergessen, die eigentlich für ihre Sicherheit sorgen sollten. Die Schritte kamen jetzt rascher die Treppe herunter. Sie hatte keine Zeit, mit den Schlössern zu hantieren. Also raste sie zur Hintertreppe und sprang immer zwei Stufen auf einmal nehmend hinauf, dabei hielt sie in einer Hand immer noch den Krimi fest umklammert. Im ersten Stock hielt sie kurz inne und fragte sich panisch, welche Richtung sie einschlagen sollte. Ihr Schlafzimmer? Das Bad? Sie hörte ein dumpfes Geräusch aus der Küche unten und stürzte die nächste Treppe hinauf.

Sarah konnte nicht klar denken. Als sie den zweiten Stock erreicht hatte, rannte sie in eines der Gästeschlafzimmer und versuchte verzweifelt, die Notrufnummer 911 anzurufen. Sie vergeudete viel zu viel Zeit damit, auf die Gabel zu hauen und zu fluchen, bevor ihr wieder einfiel, dass das Telefon ja tot war. Die Leitungen zum Haus mussten durchtrennt worden sein. Und zwar in Wirklichkeit. Sie fühlte sich hilflos, als wäre sie eine Figur in einem der Thriller, die sie gelesen hatte. In welchem? Sie waren alle gleich. Psychopath im Haus, die Telefonleitung durchgeschnitten. Kein Entrinnen. Außer, außer … sie erinnerte sich an die Leiter und die Geräusche aus dem Bad im ersten Stock. Wenn sie aus dem Fenster klettern könnte … Sie rannte durch den Flur zur Hintertreppe. Doch dann hörte sie wieder Schritte, sie kamen die Treppe herauf. Das würde sie nie rechtzeitig schaffen.

Sie schlüpfte in die Wäschekammer und lehnte die Tür nur an, um keine Geräusche zu verursachen. Sie lauschte angestrengt. Die Schritte waren auf dem Treppenabsatz verstummt. Nur Stille. Im Halbdunkel zusammengekauert versuchte Sarah, leise zu atmen, doch ihr Herz hämmerte und ihre Lungen rangen nach Luft. Das Taschenbuch war glitschig in ihrer schwitzenden Hand. Sie umklammerte immer noch dieses blöde Buch! Ein schmaler Lichtschein fiel durch den Türspalt und strahlte das Buchcover an. Sarah starrte auf das Bild der ängstlichen Frau. Die grässliche Zeichnung schien ihren eigenen Schrecken zu verhöhnen. Warum nur hatte sie das Buch festgehalten und sich nicht irgendeine Art von Waffe gegriffen?

In den nächsten paar Minuten umfing eine unheimliche Stille das Haus. Selbst das übliche Knarzen und Klappern blieb aus. Sarah hörte nichts außer ihrem eigenen keuchenden Atem. Was war da los? Wo waren die Schritte, die sie eben noch so deutlich gehört hatte? Sie war sich sicher, dass sie sie gehört hatte. Oder nicht? Sie dachte an den Geist, von dem Peter behauptet hatte, ihn hier oben gesehen zu haben. Die Härchen auf ihren Armen und in ihrem Nacken begannen sich zu sträuben.

Dann hörte sie es wieder – jemand ging, diesmal leise schleichend, den Flur herunter. Da bewegte sich jemand eindeutig auf das Badezimmer zu. Sie meinte zu hören, wie sich die Badezimmertür öffnete. Sollte sie versuchen, jetzt hinauszuschlüpfen? Losrennen, um die Vordertür zu erreichen?

Zu spät. Wer auch immer das war, Geist oder Psychopath, befand sich jetzt wieder auf dem Flur. Keine Zeit, etwas anderes zu tun, als zu warten und zu beten, dass sie nicht entdeckt würde. Aber jemand hatte sich vorgenommen, sie zu finden. Jemand öffnete eine Tür nach der anderen, um nach ihr zu suchen. Sie erkannte das Quietschen der ungeölten Angel an der Tür zum Gästezimmer. Dann den lockeren Knauf an der Tür zum verglasten Balkon. Die Wäschekammer käme als Nächstes dran. Sarah trat von der Tür zurück, ins Hintere der Kammer. Sie ließ das Buch fallen, aber es landete weich auf einem Wäschestapel, ohne ein verräterisches Geräusch zu machen.

Die Wäsche!

Sarah trat noch einen Schritt zurück und tastete mit einem Fuß über den Boden. Da! Sie konnte die Falltür zum Wäscheschacht fühlen. Sie bückte sich und fummelte blind am Verschluss herum. Dann öffnete sie die Tür und kletterte in den Schacht. Er war eng. Den Rahmen fest umklammernd ließ sie sich so weit hinab, dass nur noch ihre Hände und die obere Hälfte ihres Kopfes über dem Fußboden zu sehen waren. Ihr Körper baumelte im leeren Raum unter ihr. Bitte übersieh mich, betete sie. Doch der Lichtspalt wurde breiter. Die Kammertür öffnete sich.

Von plötzlicher Mutlosigkeit erfüllt ließ Sarah los. Bevor sie das Bewusstsein verlor, fühlte sie den raschen, süßen Adrenalinstoß, der ihren Körper durchfuhr, wie die Schwingen eines großen Vogels, während sie drei Stockwerke tief in die völlige Finsternis fiel.

Tod um Mitternacht

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