Читать книгу Die Fälle des Kommissar Morry - 10 legendäre Krimi Leihbücher in einem Band - Cedric Balmore - Страница 25
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ОглавлениеDer Polizeiverein London Ost hielt an diesem Abend im großen Saalbau am Mardon Place in Stepney seine erste Novemberversammlung ab. Sie waren wieder alle in Massen erschienen: die uniformierten Konstabler und Sergeanten des Londoner Ostens, die Revierleiter, die Detektive der großen Dezernate Scotland Yards. Inspektor Hester saß neben Chefinspektor Graham vom Sittendezernat. Sie waren seit jeher gute Kollegen. Sie hatten lange in der gleichen Abteilung Dienst gemacht. Und wenn sie sich auch immer wieder spitzige Bosheiten ins Gesicht sagten, so war es doch jedem klar, daß sie eine ehrliche Freundschaft verband.
„Es gibt Seezunge“, sagte Chefinspektor Graham gutgelaunt und sog genießerisch die köstlichen Gerüche ein, die von den verdeckten Schüsseln aufstiegen. „Seezunge, mein Lieber! Da haben die Küchenbullen heute ausgerechnet mein Leibgericht erraten.“ Er legte sich eine Serviette über die Knie und begann mit sichtlichem Behagen zu speisen. Sein rundes Gesicht glänzte wie ein Vollmond. Die kleinen Augen funkelten vor Lust und Lebensfreude. Inspektor Hester dagegen zeigte keinerlei Appetit. Er schob angewidert seinen Teller von sich. Unbeachtet ließ er die Bestecke liegen.
„Ich bin eigentlich nur gekommen“, sagte er, „um mit Ihnen über die Morde an Sergeant Waldram und Sergeant Robinson zu sprechen. Sie versprachen doch, mir eine Liste . . .“
„Lassen Sie mich wenigstens erst zu Ende essen“, schnaubte Chefinspektor Grahan verdrossen. „Erst das Vergnügen, dann der Dienst. Schade um den schönen Abend. Ich hätte gern über andere Dinge geredet. Über meine Winterreise nach Schottland, zum Beispiel. Aber Sie interessieren sich ja nur noch für den Dienst. Wollen anscheinend noch in diesem Jahr Kommissar werden.“
„Ich will weitere Morde an Polizeibeamten verhüten“, sagte Inspektor Hester ernst. „Dazu brauche ich Ihre Mitarbeit. Ich glaube, daß Sie das verstehen werden.“
Chefinspektor Grahan wischte sich mit seiner Serviette die fetten Lippen ab und steckte schnaufend die Beine unter dem Tisch aus.
„So“, sagte er prustend. „Das war wieder mal ein Fest. Nun kommen wir zu Ihnen, Mr. Hester. Hier sind die beiden Listen, die Sie haben wollten.“
Das erste Verzeichnis umfaßte alle Venustöchter, soweit sie vom Sittendezernat und von den Polizeirevieren kontrolliert wurden. Die zweite Liste enthielt alle Namen der berufsmäßigen Schlepper und Zuhälter.
Inspektor Hester beugte sich interessiert über die Blätter. „Sind sie vollzählig?“, fragte er zerstreut.
„Hm. Ich glaube schon. Bei den Mädchen wird der eine oder andere Name fehlen. Es kommt darauf an, ob sie bei der Gesundheitsbehörde eingetragen waren oder nicht. Wenn nicht, sind sie auch bei uns nicht registriert.“
„Wissen Sie, zu welcher Meinung ich inzwischen gekommen bin?“, murmelte Inspektor Hester, während er die Verzeichnisse überflog. „Ich nehme an, daß ein Mann aus den Kreisen der Zuhälter und der gewerblichen Unzucht sich von seiner früheren Vergangenheit freimachen konnte und inzwischen einen höheren Posten errang. Diesen Mann hemmt nun sein lasterhaftes Vorleben. Er fürchtet mit Recht, daß man ihm eines Tages auf die Schliche kommen könnte. Aus diesem Grund möchte er seine ehemaligen Freunde und Kollegen ins Jenseits befördern. Und noch etwas: er weiß genau den Zeitpunkt, da Mack Rupper sich zur Flucht rüstete. Dieses Wissen nützte er auf seine Weise aus. Er verschaffte sich abgefeilte Patronen und eine Pistole vom Kaliber 9 mm. Er glaubte, mit diesem Trick alle Morde dem geflüchteten Mack Rupper in die Schuhe schieben zu können. So sehe ich heute die ganze Geschichte an.“
„Nicht schlecht ausgeknobelt“, murmelte Chefinspektor Grahan anerkennend. „Wenn Mack Rupper tatsächlich getürmt ist, könnte Ihre Theorie stimmen. Hält er sich aber noch in London auf, so greifen sie ruhig auf ihn zurück. Er ist ein wahrer Satan in meinen Augen. Ich kann erst dann wieder ruhig schlafen, wenn ich ihn in einer sicheren Zelle weiß.“
Inspektor Hester studierte noch immer seine Listen durch. Drei Minuten etwa blieb er völlig still. Dann aber hieb er plötzlich mit der Faust auf den Tisch. Ein heller Funke sprang in seinen Augen auf.
„Verdammt“, stieß er rau hervor. „Daß ich bisher diese drei Burschen in der Blauen Taverne übersehen habe. Hier, da stehen sie in Ihrer Liste, Mr. Grahan. Sie sind früher Zuhälter gewesen. Sie waren aber auch Freunde Mack Ruppers. Hier muß der Schlüssel zu dem großen Rätsel liegen. Wovon leben denn diese Burschen jetzt überhaupt? Sie arbeiten doch nichts. Sie rühren keinen Finger. Trotzdem sitzen sie jeden Abend in dem bürgerlichen Lokal herum und verjubeln eine Menge Geld. Wissen Sie, was das zu bedeuten hat, Chefinspektor?“
„Erpressung, wie?“
„Ja, ich nehme an, daß sie jemand erpressen. Sie kennen die Vergangenheit dieses Mannes, von dem ich vorhin sprach.“
„Hm“, sagte Chefinspektor Grahan. „Sie gehen im Moment mächtig ran. Wenn diese drei Burschen tatsächlich ein Opfer zwischen ihren dreckigen Fingern haben, dann wäre dieses Opfer der gesuchte Mörder. Stimmt das?“
„Ja, das stimmt“, murmelte Inspektor Hester grübelnd. „Nur schade, daß man diesen drei Halunken bisher ihre Erpressungen nicht nachweisen kann. Ich würde sie sonst noch heute Nacht in den Knast stecken und ordentlich durch den Wolf drehen. Ich bin überzeugt, daß sie dann sehr bald mit einem Geständnis herausrücken würden.“
„Leider läßt sich das nicht machen“, brummte Grahan achselzuckend. „Sie müssen erst Beweise sammeln, Hester. Beschatten Sie diese Gauner. Lassen Sie ihnen keine Ruhe mehr. Machen Sie sie nervös. Hetzen Sie ein Dutzend Konstabler auf ihre Fährte. Vielleicht haben Sie dann schon in kürzester Zeit Erfolg.“
„Ich würde es wünschen“, lächelte Inspektor Hester pessimistisch.“
„Entschuldigen Sie mich jetzt, Mr. Grahan. Ich werde gleich mal zur Blauen Taverne fahren. Dieses Fest hier kann mir gestohlen bleiben. Das andere ist entschieden wichtiger.“
Er brach in aller Eile auf, verließ den Saalbau am Mardon Place und ging auf seinen Dienstwagen zu. Die blaue Limousine stand unmittelbar vor Moncktons Kellerbar. Der Schein blauer und roter Glühbirnen spiegelte sich im Lack des Kühlers.
Während Inspektor Hester den Schlag öffnete und hinter dem Steuer Platz nahm, konnte er die Stimmen angeheiterter Mädchen und das gurrende Schmeicheln geschäftstüchtiger Venustöchter deutlich aus dem Kellergewölbe heraufschallen hören. Hier werden wir auch noch einmal aufräumen, schwor er sich. Schon morgen, wenn es sein muß. Ich werde mir persönlich beim Sittendezernat die Erlaubnis einholen.
Er hatte große Pläne für die Zukunft, der ehrgeizige und pflichtbewußte Inspektor William Hester. Leider ahnte er in diesen Sekunden nicht, daß ihm der Tod nur noch eine ganz winzige Frist gönnte. Wie ein düsterer Schatten hockte er bereits neben ihm, als er jetzt die Bremsen löste. Es war eine Fahrt, die geradenwegs in die Arme eines Mörders führte. Die Uhr, die das Schicksal für Inspektor Hester aufgezogen hatte, lief nur noch eine knappe Stunde.
Als er vor der Blauen Taverne ankam, sprang Inspektor Hester schnell aus dem Wagen und ging mit federnden Schritten auf das achtbare Lokal zu. Auch er wunderte sich im stillen darüber, was Ruth Bonfield aus diesem einst so verwahrlosten Laden
gemacht hatte. Respektvoll blickte er auf die blütenweiß gedeckten Tische und auf den teuren Blumenschmuck. Anerkennend streifte er die gutgekleideten Gäste, die schweigsam und mit Anstand die aufgetragenen Gerichte verzehrten. Im Hintergrund saßen Hope Bolton, Alban Vock und Bill Webster vor drei hohen Bierkrügen. Sie unterschieden sich äußerlich nicht im geringsten von den anderen Gästen. Sie waren in bester Schale und trugen pikfeine Oberhemden. Ihre Krawatten waren der letzte Schrei der Pariser Herbstmesse.
Inspektor Hester wollte schon auf den Tisch der drei Halunken zusteuern, da sah er Ruth Bonfield blond und rosig hinter der Theke auftauchen. Sie war sichtlich befremdet, als sie ihn sah. Peinliche Überraschung malte sich in ihrem hübschen Gesicht.
„Sie kommen doch hoffentlich nicht dienstlich, Inspektor?“, fragte sie rasch atmend. „Ich glaube, das ist in meinem Lokal nicht nötig. Früher war das ja anders, da kam eine Polizeistreife nach der anderen in die Blaue Taverne. Aber heute denke ich, ist das völlig . . .“
„Trösten Sie sich, Miß Bonfield“, sagte Inspektor Hester freundlich. „Ich weiß selbst am besten, was Sie hier geleistet haben. Mein Besuch gilt auch nicht Ihnen oder Ihrem Lokal. Ich möchte lediglich die Freunde Mack Ruppers ein wenig in die Zange nehmen. Sie scheinen mir keine ganz sauberen Westen zu haben.“
Die letzten Worte hörte der Privatdetektiv Guy Jaspers, der eben in diesem Moment an die Seite seiner Braut trat.
„Sie sprechen mir aus dem Herzen, Sir“, sagte er eifrig. „Ich habe diese drei Gauner schon längst aufs Korn genommen. Ich halte sie für ganz schäbige Erpresser. Sie ernten, ohne gesät zu haben. Sie treiben das widerlichste Geschäft . . .“
„Schade, daß man ihnen das nicht auf den Kopf Zusagen kann“, murmelte Inspektor Hester lächelnd. „Aber ich werde es mit einem Bluff versuchen. Ich habe zwei Listen aller Dirnen und Zuhälter hier, die ich ihnen jetzt gleich unter die Nase halten werde. Ich bin gespannt, wie sie darauf reagieren werden.“
Er war so ungeduldig, daß er Ruth Bonfield und ihren Verlobten einfach stehen ließ. Er ging an den letzten Ecktisch und ließ sich mit übertrieben freundlichem Gruß auf dem einzigen freien Stuhl nieder.
„Na?“, sagte er ironisch. „Sicher sind Sie sehr erfreut, mich hier in Ihrer Mitte zu sehen, nicht wahr?“
„Natürlich“, sagte Hope Bolton trocken. „Warum auch nicht, Inspektor? Wir haben ein reines Gewissen. Sie können uns nichts Schlechtes nachsagen. Gut, wir waren mit Mack Rupper befreundet. Aber was besagt das schon? Wir nahmen nicht teil an seinen gemeinen Verbrechen. Wir wußten nicht einmal etwas davon.“
„Darum geht es auch gar nicht“, sagte Inspektor Hester kurz und breitete seine Listen auf dem Tisch aus. „Sehen Sie sich diese Namen an“, sagte er schmunzelnd. „Sie werden einen Mann darunter finden, der früher den gleichen schäbigen Beruf hatte wie Sie und viel in Dirnenkreisen verkehrte. Na, lesen Sie schon! Oder erraten Sie den Namen auch so? Es ist der Mann, den Sie seit vielen Monaten schamlos erpressen . . .“
Er brach unvermittelt ab und wartete auf die Wirkung seiner Worte. Er rechnete damit, gepreßte Atemzüge zu hören und erbleichende Gesichter zu sehen. Aber darin sah er sich gründlich getäuscht. Alles, was er erntete, war ein brüllendes Gelächter. Selbst Alban Vock stimmte in das Grölen mit ein, obwohl er noch immer reichlich blaß aussah und einen dik- ken Brustverband bis zum Hals trug.
„Sind Sie verwundet?“, fragte Inspektor Hester mürrisch. Seine Niederlage wurmte ihn über alle Maßen.
„No, Sir“, lächelte Alban Vock. „War nur eine kleine Halsentzündung. Ist schon wieder vorbei. Jeff Prescott hat mich mit Jod ausgepinselt. Sie können ihn fragen, wenn Sie wollen.“
Die beiden anderen lachten immer noch.
„Haben Sie noch mehr von diesen ausgezeichneten Scherzen auf Lager, Sir?“, fragte Hope Bolton meckernd. „Es wäre uns ein Vergnügen, wenn Sie noch einiges zum Besten geben würden. Habe mich selten so amüsiert.“
Inspektor Hester spürte den Hohn aus jedem Wort. Er wußte, daß er vorerst der Unterlegene war. Er hatte keine Waffe in der Hand. Kleinlaut und verbittert mußte er den Rückzug antreten. Mit hochrotem Kopf erhob er sich.
„Eines Tages werden Sie nicht mehr lachen", sagte er ernst.
„Ich gebe Ihnen mein Wort darauf. Sie werden die Strafe erhalten, die Erpresser Ihrer Sorte verdienen.“
Er ging hastig aus dem Lokal. Als er draußen in seinen Wagen stieg, hörte er sie noch immer lachen. Ihr Geschrei traf ihn wie schmerzende Nadelspitzen. Er war zutiefst verwundet. Wenig später brummte der Motor seines Wagens auf. Die Räder begannen zu rollen. Erst langsam, dann immer schneller. Aber weit kam Inspektor Hester nicht.
Schon an der nächsten Straßenecke mußte er plötzlich stoppen. Eine dunkle Gestalt huschte am Kühler seines Wagens vorüber. Fast gleichzeitig fiel ein Schuß. Eine Kugel schlug durch die Windschutzscheibe und traf Inspektor Hester in die linke Schulter. Das surrende Geschoß riß eine fürchterliche Wunde. Die Kugel hatte sich tief in die Lunge gebohrt. Wie ein rascher Quell schoß das Blut hervor. Es rann unaufhaltsam. Es färbte den Anzug, den Mantel und die Polster des Vordersitzes mit dunklem Rot.
Inspektor Hester war lange genug Detektiv gewesen, um zu wissen, was die gräßliche Wunde und der riesige Blutverlust zu bedeuten hatte. Wenn er nicht sofort Hilfe fand, war er verloren. Er mußte handeln. Er mußte die letzten Kräfte zusammennehmen. Es ging um jede einzelne Sekunde.
Er öffnete die Wagentür, klammerte sich krampfhaft am Rahmen fest, hob sich ächzend aus den Polstern. Schwarz gähnte die Nacht vor seinen Augen. Er konnte nichts erkennen. Farbige Nebel wogten vor ihm auf und nieder. Er wurde so schwindlig, daß er kaum ein paar Schritte tun konnte. Mit letzter Mühe erreichte er den Gehsteig. Dort brach er wieder zusammen. Todesangst krallte sich um sein Herz. Er fürchtete sich davor, einsam und verlassen auf einer schmutzigen Straße zu sterben. Meterweise kroch er vorwärts.
Er hoffte inbrünstig, Ruth Bonfields Blaue Taverne zu erreichen. Sie war nicht weit entfernt. Hundert Meter etwa. Ein Mensch, der aufrecht stand und alle Kräfte besaß, konnte die Strecke in einer Minute schaffen. Aber Inspektor Hester, der mit letzten Kräften Zoll um Zoll zurücklegte, mußte schließlich die Aussichtslosigkeit seiner Bemühungen einsehen. Er blieb liegen, wo er war. Er preßte die Linke an die brennende Wunde und suchte mit der Rechten nach seiner Trillerpfeife. In diesem Moment sah er einen Schatten vor sich auftauchen. Der Schatten kam langsam auf ihn zu und beugte sich über ihn.
„Helfen Sie mir“, bat Inspektor Hester mit schwacher Stimme. „Rufen Sie einen Arzt. Verständigen Sie meine Kollegen in Scotland Yard. Beeilen Sie sich! Ich habe nicht mehr viel Zeit.“
Wie konnte er auch wissen, daß es ausgerechnet sein Mörder war, der jetzt an seiner Seite kauerte. Zwei Hände durch wühlten die Taschen seines Anzugs und seines Mantels. Zehn verkrümmte Finger schlossen sich hastig um die beiden Listen, die Inspektor Hester erst am heutigen Abend von Chefinspektor Grahan empfangen hatte. Das Rascheln der Papiere war im Moment das einzige Geräusch. Trotz seiner Ohnmacht erriet Inspektor Hester schließlich, was man mit ihm vorhatte. Jede Sekunde wartete er auf einen zweiten Schuß. Bei jedem Herzschlag glaubte er, einen dumpfen Knall in den Ohren dröhnen zu hören.
In diesen entsetzlichen Sekunden gab ihm die Todesfurcht den einzig richtigen Rat: Alarm zu schlagen, um den hinterhältigen Mörder zu verscheuchen. Er fand seine Trillerpfeife, er führte sie mit letzter Kraft noch an die Lippen. Hell und schrill klang der Ton durch die nächtlichen Straßen. Es war die letzte Handlung Inspektor Hesters. Nach dem Alarmpfiff fielen seine Arme wie gelähmt herab. Er konnte sich kaum noch bewegen. Es wurde immer dunkler vor seinen Augen. Schon nach einer halben Minute stand die erste Nachtstreife am Tatort des abscheulichen Verbrechens.
„Um Gottes willen, Sir! Was ist geschehen?“, fragten die beiden Konstabler wie aus einem Munde. „Wer hat das getan? Haben Sie diesen Schurken erkannt?“
Inspektor Hester versuchte den Kopf zu schütteln. Aber es wollte ihm nicht mehr gelingen. Er brachte nur noch ein paar gurgelnde Worte über die Lippen.
„Sagen Sie meinem Chef . . murmelte er, „sagen Sie Kommissar Morry, daß ich . . . daß er . . .“
Das Gemurmel erstarb. Inspektor Hester sagte nichts mehr. Er schloß die Lippen, um sie nie wieder zu öffnen. Noch in der gleichen Nacht fand in Scotland Yard eine Sondersitzung hinter verschlossenen Türen statt. Die Erbitterung über den jähen Tod Inspektor Hesters war so ungeheuerlich, daß der Sektionspräsident seine Beamten immer wieder zur Ruhe ermahnen mußte. Wohin er auch sah, blickte er in verstörte Gesichter und empört flammende Augen.
Die Erregung legte sich erst, als der Sektionspräsident mit lauter Stimme bekanntgab, daß er die Aufklärung des Mordes an Inspektor Hester dem bewährtesten Mann des Sonderdezernats in die Hände legen würde. Schon eine halbe Stunde später erhielt Kommissar Morry den dringenden Auftrag, alle anderen Arbeiten liegen zu lassen und den Fall sofort zu übernehmen.