Читать книгу Die Fälle des Kommissar Morry - 10 legendäre Krimi Leihbücher in einem Band - Cedric Balmore - Страница 32

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Hope Bolton und Alban Vock saßen mißmutig und vergrämt an ihrem Stammtisch in der Blauen Taverne. Sie waren weder durch die besten Speisen noch durch die schärfsten Getränke aufzuheitern. Dumpf stierten sie vor sich hin.

„Gestern“, murmelte Alban Vock mit belegter Stimme, „wurde während der Nachtstunden Wachtmeister Swan vom Morddezernat am Mardon Place in Stepney ermordet. Diese bittere Tatsache wird die Cops wieder verdammt scharf machen. Mich wundert es direkt, daß noch keiner hier war. Schätze, sie werden uns heute abend noch mächtig einheizen.“

„Wenn wir nicht vorher verschwunden sind“, fügte Hope Bolton mürrisch hinzu. „Mir hängt der ganze Laden allmählidr zum Hals heraus. Werde mich heute frühzeitig in die Falle legen.“

Er kam jedoch nicht dazu, seinen Vorsatz auszuführen. Noch ehe eine Stunde vergangen war, wurde Hope Bolton plötzlich vor das Lokal gerufen.

„Wer ist es denn?“, fragte er argwöhnisch. „He, wer will mich denn sprechen?“

Der Hausbursche grinste dämlich. „Weiß nicht, Sir“, meckerte er. „Kenne den Mann nicht. Habe ihn nie vorher gesehen. Er sagte mir nur, daß er Sie sprechen will. Mehr habe ich nicht auszurichten, Sir!“

In banger Ahnung schritt Hope Bolton durch den Windfang. Sein hölzernes Nußknackergesicht verlor zusehends an Farbe. Die Augen irrten flackernd umher.

Mit peitschenden Stößen fuhr der Wind über ihn hin, als er auf die Straße trat. Nervös blickte er sich um. Furchtsam hielt er den Rücken an die Mauerwand gepreßt.

„Hallo?“, rief er laut in den singenden Wind. „Hier bin ich! Wer hat nach mir gefragt?“

Ein dunkler Schatten pirschte sich an ihn heran, lautlos wie ein gespenstisches Phantom.

Hope Bolton starrte ungläubig in das vertraute Gesicht. „Eh, du bists, Mack“, murmelte er verstört. „Verdammt, was willst du noch von mir?

Denke, wir haben uns nicht mehr viel zu sagen.“

„Warum nicht?“, fragte Mack Rupper gedehnt. „Was soll dieser Unsinn? Hoffe noch immer, daß ihr mir aus der Patsche helfen werdet. Wer ist denn von den anderen noch im Lokal? “

„Alban Vock“, murmelte Hope Bolton zaudernd. „Ein Wunder, daß er noch lebt. Wäre es nach dir gegangen, so würde er längst unter der Erde liegen. Genauso wie Bill Webster, den sie in der vorigen Woche eingegraben haben.“

„Bist du verrückt?“, zischte Mack Rupper wütend. Er faßte den anderen hart an den Rockaufschlägen und schüttelte ihn wie eine Puppe hin und her. „Was redest du denn für einen verdammten Unsinn? Habe ich vielleicht Bill Webster um die Ecke gebracht, he? War ich es, der Alban Vock nach dem Leben trachtete? Sag das noch einmal! Eh, sag das noch einmal!“

Hope Bolton machte sich keuchend von den brutalen Griffen frei.

„Ich dachte nur“, stammelte er kläglich. „Es sah ganz so aus, als hättest du . . . als wärst du . . ."

Er verstummte. Jetzt auf einmal wurde ihm die drohende Gefahr bewußt, in der er schwebte. Er stand hier ganz allein mit einem Mörder zusammen. Niemand war in der Nähe. Kein Mensch weit und breit. In dieser bedrohlichen Situation kam Hope Bolton ein rettender Einfall.

„Moment“, schnaufte er hastig. „Beinahe hätte ich auf James Green vergessen. Er arbeitet seit kurzem in der Taverne. Wir haben ihm diesen Posten verschafft. Soll ich ihn herausrufen?“

„Ja, tu das!“, stieß Mack Rupper heiser durch die Zähne. „Vielleicht kann ich mit ihm mehr anfangen als mit dir traurigem Jammerlappen. Verschwinde! Schick James zu mir!“

Hope Bolton hastete so stürmisch in das Lokal zurück, daß er fast die Tür eingerannt hätte. Er sah aus, als wäre er dem Teufel begegnet. Sein Gesicht war weiß wie Kalk. Die Augen lagen tief und entzündet in den Höhlen. Rasch trat er an die Theke heran. Er dämpfte seine Stimme zu einem geheimnisvollen Flüstern.

„Hallo, James“, raunte er. „Du sollst sofort auf die Straße kommen. Mack Rupper erwartet dich. Sei vorsichtig! Nimm eine Waffe mit! Laß dich nicht von ihm überrumpeln.“

Ralph Condray tat einen tiefen Atemzug. Als er eine kurze Bewegung machte, hörte er die Schlüssel Maud Rubys in seiner Tasche klirren. Es war wie eine Warnung. Er biß sich unschlüssig auf die Lippen. Als er wieder den Blick hob, sah er, daß Hope Bolton an seinem Tisch Platz genommen hatte. An seiner Stelle stand nun der Privatdetektiv Gray Jaspers am Büfett. Neugierig rollte er die Augen.

„Was wollte der Kerl von Ihnen?“, fragte er gespannt.

„Das erzähle ich Ihnen später", sagte Ralph Condray ungeduldig. „Vorerst hätte ich eine große Bitte an Sie, Mr. Jaspers. Rufen Sie sofort Kommissar Morry in Scotland Yard an. Sehen Sie zu, daß Sie ihn erreichen können. Es ist sehr dringend. Sagen Sie ihm, er soll sofort zum Lofting Oval nach Is- lington kommen. Er weiß schon, welche Adresse gemeint ist.“

Ralph Condray hatte keine Zeit, eine Antwort abzuwarten. Er zog rasch seine Kellnerjacke aus und schlüpfte in seinen Mantel. Eine Minute später machte er die Tür der Taverne hinter sich zu. Draußen erging es ihm nicht anders als Hope Bolton. Auch ihn überfiel der Wind mit eisiger Schärfe. Auch er fühlte sich verlassen und hilflos in der leeren Straße. Betroffen prallte er zurück, als Mack Rupper unvermittelt an seiner Seite auftauchte. Er brachte im Moment kein Wort über die Lippen. Stürmisch jagte das Blut durch seine Adern.

„Was ist?“, fragte er gehetzt. „Was soll ich tun?“

„Komm!“, sagte Mack Rupper einsilbig. „Wir wollen zu Maud gehen. Ihr müßt mir aus der Patsche helfen.“

Ralph Condray ging schweigsam neben dem anderen her. In seinem Inneren tobte ein Aufruhr. Verächtlich blickte er immer wieder zu dem steckbrieflich gesuchten Mörder hinüber. Wenn jetzt eine Polizeistreife in der Nähe wäre, dachte er in ohnmächtigem Grimm. Ich würde keine Sekunde zögern, diesen Schurken in die Hände der Cops zu spielen. Selbst wenn ich mein Leben damit aufs Spiel setzen würde, müßte ich es tun. Ich könnte gar nicht anders. Schon um Mauds willen . . .

Es wurde eine entsetzliche Wanderung. Mack Rupper sprach kein Wort. Aber sein verzerrtes Gesicht redete deutlich genug. Es mußten düstere Gedanken sein, mit denen er sich beschäftigte. Anscheinend sann er auf Rache.

„Wir sind da“, sagte Ralph Condray, als sie vor dem roten Backsteinhaus am Lofting Oval standen. „Willst du mit hinaufkommen?“

„Ja“, sagte Mack Rupper nur. Sonst nichts.

Den Hausschlüssel, den Ralph Condray ins Türschloß führte, brannte wie Feuer in seiner Hand. Es ist der Schlüssel zum Tode, dachte er wieder. Er führt unmittelbar ins Reich der Schatten. Eines Tages wird es keine Rückkehr für mich geben. Dieses Haus ist längst mein Schicksal geworden. Sie gingen die dunkle Stiege hinauf. Die einzige Lampe, die im Treppenhaus hing, brannte wieder einmal nicht. Es war stark finster.

Ralph Condray ging voraus, Mack Rupper war hinter ihm. Welch ein Verhängnis! Bei jedem Schritt fürchtete Ralph Condray, der andere würde ihn feige überrumpeln. Jeden Moment war er auf einen hinterhältigen Angriff gefaßt. Er rechnete sogar mit einem bellenden Schuß, der sein Leben beschließen würde. Aber er kam ungehindert bis an die Wohnungstür Maud Rubys. Im Vorplatz brannte Licht. Matt fiel der Widerschein auf den Treppenabsatz heraus.

„Mach auf!“, knurrte Mack Rupper ungeduldig. „Warum brauchst du so lange?“

Ralph Condray öffnete die Tür. Er ging langsam durch den Korridor. Zögernd trat er über die Schwelle zum Wohnzimmer. Mack Rupper folgte unmittelbar hinter ihm.

Maud Ruby saß am Tisch und las in einem Liebesroman. Ihr Gesicht war gerötet. Hastig wandte sie den Kopf.

„Du kommst heute schon zurück?“, fragte sie erstaunt. Im nächsten Moment überzog fahle Blässe ihr Gesicht. Ein erstickter Schrei brach über ihre Lippen. Verstört taumelte sie vom Stuhl auf. Ihre Augen weiteten sich, als sähen sie ein Gespenst.

„Du?“, fragte sie in panischem Schrecken. „Was willst du hier? Ich hatte gehofft, dich nie wieder zu sehen.“

Mack Rupper ließ sich lachend in den nächsten Sessel fallen. Es war ein bösartiges, teuflisches Gelächter.

„Warum bin ich wohl gekommen?“, fragte er höhnisch. „Wird nicht schwer zu erraten sein. Ihr habt mich verzinkt, nicht wahr? Ich sollte im Wartesaal der Waterloo Station der Polizei in die Fänge gehen. So habt ihr euch das ausgerechnet. Stimmt's nicht?“

Ralph Condray schwieg. Seine Blicke irrten immer wieder zur Tür hin. Wo bleibt denn dieser Kommissar, dachte er nervös. Wenn er uns im Stich läßt, sind wir verloren. Dieser Satan ist nur gekommen, um mit uns abzurechnen. Er will seine Rache haben. Bestimmt trägt er eine Waffe bei sich. Jede Minute können die tödlichen Schüsse fallen.

Mitleidig blickte er zu Maud Ruby hin. Sie saß starr und regungslos am Tisch und schluchzte leise vor sich hin.

„Was ist nun?“, fragte Mack Rupper grob. „Ihr habt mich verpfiffen, nicht wahr? Gebt es endlich zu!“

Ralph Condray spürte, wie ihm die Handflächen feucht wurden. Sein Atem ging hastig und stoßweise. Er hatte das Gefühl, als läge eine Schlinge um seinen Hals. Krampfhaft suchte er nach einer harmlosen Ausrede. Da läutete es plötzlich an der Tür. Schrill klang der blecherne Glockenton durch die atemlose Stille. Zwei Fäuste trommelten draußen an die Tür. Ralph Condray wollte hinausgehen, aber Mack Rupper schleuderte ihn mit einem brutalen Faustschlag zurück. „Du bleibst“, zischte er bösartig durch die Zähne. „Ich sehe selbst nach. Wenn ihr mich wieder verpfiffen habt, werdet ihr ein blutiges Theater erleben.“

Er warf Maud Ruby noch einen haßerfüllten Blick zu, daß ihr das Blut in den Adern gefror. Dann pirschte er sich schleichend in den Korridor. Er trat an die Tür heran.

„Wer ist da?“, rief er mit verstellter Stimme. „Kommissar Morry“, klang es von draußen herein. „Machen Sie sofort auf!“

Mack Rupper spürte die Gefahr, die da durch das dünne Holz auf ihn zukam, in jedem Nerv. Gehetzt schielte er zum Wohnzimmer zurück. Wo sollte er sich verbergen? Hatte es überhaupt noch einen Zweck, in dieser verdammten Wohnung zu bleiben? War es nicht besser, einen gewaltsamen Ausbruch zu versuchen? Mack Rupper entschied sich schließlich für die letzte Möglichkeit. Er setzte alles auf eine Karte. Er hatte keine andere Wahl mehr. Ich werde, überlegte er kurz, den Fluchtweg über die Bodentreppe nehmen. Über die Dächer kann mir dieser Schnüffler nicht folgen. Es ist meine letzte Chance. Er löschte das Licht im Korridor. Da es auch draußen im Stiegenhaus völlig finster war, konnte man überhaupt nichts mehr erkennen. Wie eine schwarze Mauer stand die Dunkelheit ringsum. Mack Rupper sperrte das Schloß auf, öffnete mit hartem Ruck die Tür und stürmte hinaus auf den Vorplatz. Schon nach dem ersten Schritt stieß er mit einem Mann zusammen, der unmittelbar vor der Tür gestanden hatte. Mack Rupper holte zu einem tückischen Faustschlag aus. Die Knöchel seiner Rechten fuhren genau in die Magengrube des ändern. Der Weg war frei.

Ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde zu verlieren, stürmte Mack Rupper die Bodentreppe hinauf. Er glaubte, seinen Gegner restlos zusammengeschlagen zu haben. Die Dunkelheit war der sicherste Schutz für ihn. Es konnte gar keine Schwierigkeiten geben. So dachte Mack Rupper. Aber er befand sich in einem gewaltigen Irrtum. Noch ehe er die ersten Stufen der Bodentreppe hinter sich hatte, stand er im blendenden Licht eines Handscheinwerfers. Er sah plötzlich nichts anderes mehr als diesen unbarmherzigen stechenden Strahlenkegel. Seine Augen begannen zu tränen. Er war blind vor Wut und Enttäuschung. Er hörte das Klicken eines Sicherungshebels. Die Mündung einer Pistole richtete sich auf seine Brust.

„Es sind zwar keine abgefeilten Patronen“, hörte er eine spöttische Stimme, „dafür aber bin ich ein sicherer Schütze. Sie können wählen, Mack Rupper! Ich zähle bis drei . . .“

Ein letztes Mal versuchte Mack Rupper sein Heil in einer sinnlosen Flucht. Er stürmte weiter nach oben. Mit keuchendem Atem hastete er auf die Speicherräume zu. Aber schon im nächsten Moment erlebte er die größte Enttäuschung seines Lebens. Die Tür, die auf den Dachboden führte, war verschlossen.

Mit einem erstickten Fluch prallte Mack Rupper zurück. Er wollte sich umdrehen, wollte den Kommissar zur Seite rennen, wollte die Treppe hinunterstürmen. Doch nichts von alledem konnte er wirklich ausführen. Ein harter Schlag krachte an seine Schläfe. Es war ein Hieb, der ihn augenblicklich auf die Knie warf. Benommen und halb betäubt sank er auf die Stufen. Als er endlich wieder zu sich kam, hatte er kalte Nickelspangen an den Händen. Das große Abenteuer war zu Ende. Er hatte verloren. —

Noch in der gleichen Nacht wurde Mack Rupper in das Vernehmungszimmer Kommissar Morrys gebracht. Hinter dem mächtigen Schreibtisch saßen außer dem berühmten Detektiv noch zwei Inspektoren und ein Protokollführer. Ein blendender Scheinwerfer war auf das graue Gesicht Mack Küppers gerichtet. Er senkte die Lider über die gequälten Augen. Seine Hände zitterten. Unaufhörlich klirrten die Fesseln aneinander.

„Sie werden jetzt ein offenes Geständnis ablegen, Mr. Rupper“, sagte Kommissar Morry in schneidendem Ton. „Es hat keinen Zweck mehr, wenn Sie versuchen wollen, Ihre scheußlichen Morde abzuleugnen. Drei Morde waren es, die auf Ihr Konto gingen, bevor Sie damals London angeblich verließen. Inzwischen aber haben Sie noch einige bestialische Verbrechen auf Ihr Kerbholz geladen. Es kommen hinzu die Morde an Sergeant Waldram und Lizzy Black, an Inspektor Hester, Sergeant Robinson und Wachtmeister Swan. Sie haben noch nicht einmal Ihren Freund Bill Webster verschont. Auch ihm brachte eine abgefeilte Patrone den Tod.“

Mack Rupper fuhr mit der Zunge über die ausgetrockneten Lippen.

„Geben Sie mir ein Glas Wasser“, bettelte er. „Ein Glas Wasser und eine Zigarette. Dann werde ich reden. Sie sollen Ihren Willen haben, Kommissar.“

Während eine Ordonnanz den Wunsch des Gefangenen erfüllte, richteten sich vier Augenpaare verächtlich und mit unverhülltem Abscheu auf den unschädlich gemachten Mörder.

„Fangen Sie an!“, befahl Morry schroff. „Und bleiben Sie bei der Wahrheit, Rupper!“

„Da gibt es nicht viel zu sagen“, murmelte der Gefangene tonlos. „Ich gebe die drei Morde zu. Es war mein Pech, daß ich nicht über die Grenze kam. Sonst säße ich jetzt nicht hier. Im Ausland hätten Sie mich nie wieder eingefangen.“

„Keine langen Reden“, unterbrach ihn Morry. „Wo endete Ihre Flucht?“

„In Dover.“

„Hm. Anschließend fuhren Sie also wieder nach London zurück?“

„Ja.“

„Und dann nahmen Sie gleich Ihre brutalen Morde wieder auf, wie? Das erste Opfer war Sergeant Waldram, dann folgten in ununterbrochener Reihe Lissy Black und Sergeant Robinson . . .“

„Hören Sie auf mit diesem Unsinn“, brüllte Mack Rupper los. „Ich bin das nicht gewesen. Suchen Sie Ihren Mörder, wo Sie wollen. Ich bin für diese Verbrechen nicht verantwortlich.“

„Ach?“, fragte Kommissar Morry ironisch. „Sieh mal an! Es waren aber genau Ihre Patronen, Mr. Rupper. Es war die gleiche Pistole, mit der Sie Ihre früheren Morde begangen hatten. Unsere Sachverständigen konnten an Hand der Drallspuren feststellen, daß die tödlichen Kugeln nur aus Ihrer Pistole stammen konnten. Also? Wo bleibt Ihr Geständnis?“

„Ich habe nichts zu gestehen“, knurrte Mack Rupper gereizt. Er sog hastig an seiner Zigarette. Gierig atmete er den Rauch in die Lungen.

„Will Ihnen etwas sagen, Kommissar“, stieß er hervor. „Ich hatte überhaupt keine Pistole mehr, als ich nach London zurückkehrte. Auch keine Patronen. Glauben Sie denn, ich wäre so dämlich gewesen, mit diesem belastenden Material über die Grenze zu flüchten?“

„Was besagt das schon“, murmelte Kommissar Morry grübelnd.

„Dann haben Sie sich eben Ihre Waffe gleich nach der Rückkehr wieder beschafft. Es war doch so?“

„Nein“, behauptete Mack Rupper hartnäckig. „Es war nicht so. Ich bin überhaupt nicht dazugekommen, mir die Waffe und die Patronen wieder zu verschaffen. Hope Bolton sollte das für mich tun. Aber mit diesem Feigling war ja nichts anzufangen. Er jammerte wie ein altes Weib . . .“

„Wo haben Sie die Pistole hinterlassen?“, fragte Kommissar Morry lauernd. „Wenn Sie uns das Versteck nennen, werden wir an der Wahrheit Ihrer Worte nicht länger zweifeln. Reden Sie! Wo befindet sich die Waffe?“

Mack Rupper verkniff das fahle Gesicht zu einem höhnischen Grinsen. „Das möchten Sie gern wissen, wie? Ersparen Sie sich weitere Fragen. Sie werden von mir nie eine Antwort hören.“

Kommissar Morry hielt den Atem an. Wenn er diesen verstockten Burschen zum Reden bringen konnte, war der Fall gelöst. Dann stand er jetzt unmittelbar vor dem Ziel. „Sie haben diese Pistole also unmittelbar vor Ihrer Flucht einem guten Bekannten übergeben“, forschte er eindringlich weiter.

„Hm. Genauso war es.“

„Wie hieß dieser Bekannte?“

„Wieder glitt ein höhnisches Lächeln über das verzerrte Gesicht Mack Ruppers. Seine Lippen preßten sich hart zusammen. Sie bildeten einen dünnen, blutleeren Strich.

„Denken Sie doch an Ihre Lage“, murmelte Kommissar Morry ernst.

„Sie können Ihr Schicksal wesentlich verbessern, wenn Sie uns die Wahrheit sagen. Ich werde in diesem Fall ein gutes Wort für Sie einlegen.“

„Daß ich nicht lache“, höhnte Mack Rupper. „Ich weiß genau, was mir blüht. Daran werden auch Sie nichts ändern, Kommissar. Mir ist der Galgen sicher. Aber den ändern kann ich vielleicht noch retten.“

„Ob er diesen Freundschaftsdienst wert ist?“, fragte Morry zweifelnd. „Bedenken Sie doch, daß er Ihnen die Morde in die Schuhe schieben wollte. Er verwendete absichtlich Ihre Pistole und Ihre Patronen. Er versteckte sich feig hinter Ihrem Rücken. Reden Sie! Nennen Sie uns den Namen dieses hinterhältigen Schurken.“

Es war alles vergeblich. Mack Rupper schwieg. Er brachte kein Wort mehr über die Lippen. Apathisch und stumpfsinnig ließ er sich abführen.


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