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RIESEN…PIRATEN…UND DIE KELLY VOM DORF

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Die sechziger wahren die Wirtschaftswunderjahre. Zumindest profitierten meine Eltern davon, wir wohnten Mietfrei, hatten einen eigenen großen Gemüse Garten und ein Spargelfeld das von meinen Großeltern bewirtschaftet wurde. Opa stach jeden Morgen vor und nach der Arbeit Spargel, sogar an den Wochenenden. Manchmal begleitete ich ihn auf den Acker, schnell wurde mir bewusst dieser Mann musste übermenschliche Kräfte besitzen, ich sah nur Sand und diese Hügel, die aussahen wie die Speckrollen eines Riesen, auf dem wir herumtrampelten und mein Opa als Ritter versuchte ihn mit einem langen Messer zu erlegen. Bei jedem Stich stellte ich mir vor wie das Fett aus ihm herausspritzen würde. Die zaghaft hervorschauenden Spargelköpfchen mit ihren Helmchen aus Sand sahen kaum den ersten Sonnenstrahl, da breitete mein Opa seine Schwingen über sie aus. Mit flinken Fingern, dem Zeige und Mittelfinger enttarnte er ihre Scham, am Ende ihrer Frucht stach er unbarmherzig zu und verhalf so den Prinzessinnen zur Flucht vor dem bösen Riesen. In null Komma nix hatte er so eine Ganze Speckrolle bzw. den Balken leergeräumt. Ich kannte ihn eigentlich nur als den Mann mit dem Strohhut und dem Schwert der den Riesen erlegte. Meine Oma nahm dann die Schönheiten/Spargel aus dem Korb „da fiel auch schon mal der Satz, was hast du denn da wieder für welche mitgebracht“ Kurzerhand landeten sie im Wasserbad. Danach wurden sie in einem Holzkasten auf Größe geschnitten, nach ihrem Aussehen sortiert und abgewogen. Die schönsten gingen gegen gutes Geld an die Nachbarschaft oder wurden mit dem Händler vermählt „alles Steuerfrei“ Das Spargelgeld, war der Türöffner zu einem besseren Leben. Alle die keinen Riesen in der Nachbarschaft hatten mussten ordentlich mit den Hufen scharren um über die Runden zu kommen. Dieses kleine Zubrot der Großeltern, von dem wir natürlich profitierten, ermöglichte es uns und ganz besonders meine Mutter den Prinzen und Prinzessinnen zu folgen, die sie so bewunderte. Allen voran Grace Kelly, sie hatte sich irgendwie dieser Leichtigkeit des Seins verschrieben, wie es eigentlich nur Menschen haben können, die aus stinkreichen Häusern oder Hollywood kamen „sie dachte wirklich sie wäre eine von ihnen“ So war es nicht verwunderlich, dass ihr der schnöde Urlaub in Österreich auf einem Bauernhof, nicht mehr ausreichte. Sie wollte an die Grenzen Europas zu den Reichen und Schönen, Camping ja, aber dann in Style. Mit unserem neuen Auto

fuhren wir zuerst nach Venedig „hip“ Ja, aber nicht mondän genug. Jeder fuhr nach Venedig, doch nur wenige hatten die Idee auf einen Italienischen Campingplatz zu fahren um dann in Canne, St. Tropetz und Monaco so zu tun, als gehöre man dazu. Ich fühlte mich wie der Flyer am Gummiband eines Gepäckstückes, das gerade aufgegeben wurde. Es war ihr Urlaub, meine Mutter ging völlig darin auf Schuhe, Taschen, Badeanzug, Kleider, Kopftuch, ja das berühmte, bis auf ihre Haare, die waren brünett und burschikos geschnitten, war sie die Kelly vom Dorf. Mein Vater nicht existent, ich sah ihn nur beim Autofahren, wahrscheinlich schlief er auch darin.

So kam es wie es kommen musste, der Tag auf den sie sich so lange vorbereitet und gefreut hatte. Wir fuhren nach Monaco um den Fürsten und die Fürstin Leibhaftig Fähnchen schwingend zu bewundern. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass außer meiner Mutter noch jemand dieser ja Königlichen Zeremonie folgen würde, doch weit gefehlt, es waren tausende, die sich an der Absperrung wohl blaue Flecken holten (und die gingen bei ihr so schlecht weg) „Sie hatten mich vergessen“ irgendwann wurde es mir zu blöd durch die Hosenbeine und vorbei anwehenden Röcken einen Blick von ihrer Majestät zu erhaschen. Ich quetschte mich durch die Menschenmassen zurück auf eine Art Vorhof des Palastes, der mit Quadratischen Kalksteinplatten bis an die Klippe, bepflastert schien und plötzlich war ich wieder in dieser Welt, in der alles so Märchenhaft wie in meinen Büchern erschien. Bei uns Zuhause lag nur Sand im Hof und noch immer strömten Menschen aus allen Richtungen herbei, gelangweilt tat ich so als gehörte das zu meinem Tagesgeschäft, wie ein Schnösel des Hochadels. Das Verhalten meiner Mutter hatte wohl auch ein wenig auf mich abgefärbt nach dem ich mich schon auf dem Thron wähnte, wurde mir plötzlich klar, dass ich ohne Spargelgeld, Auto und Eltern war. Die Welle des Traumes hatte mich bis an den Rand des Abgrundes Gespült. Ich schaute mich um, doch da waren nur Beine, wo waren die zwei Idioten, sollten die nicht auf mich aufpassen. So langsam wurde mir mulmig, doch keiner sprach mich an, was mich verwunderte „sowie, hey Kleiner, was machst du, bist du ganz alleine“ Niemand wollte mich entführen „niemand“ nicht einmal das, anscheinend ging ich denen alle am Allerwertesten vorbei „ihr mich auch“ Der Menschenstrom kippte in meine Richtung. Keiner jubelte mir zu, mein Kopf ging nach unten und ich verkrümelte mich in mein inneres Schneckenhaus „man wo waren die“ wahrscheinlich trinken die mit Grace zusammen Kaffee, oder noch schlimmer, sind ohne mich gefahren. Doch wie von Zauberhand legte sich eine Hand von hinten auf meine Schulter „da bist du ja, sagte mein Vater, wo wart ihr denn so lange“ wollte ich wissen. Sein Blick ging zu seiner Linken, wo meine Mutter stand, die kein Wort sagte „was ist mit ihr Papa“ fragte ich vorsichtig, denn sie wirkte irgendwie Abwesend.

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