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33. DER HANDSCHLAG

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Mein Vater sah ich Wochentags nur beim Abendessen, da ging es meist hoch her, von wegen beim Essen spricht man nicht und Essen hält Leib und Seele zusammen, oder zusammen als Familie sind wir stark, nicht bei uns. Genau da fing es an zu bröckeln. Ich war dreizehn oder vierzehn Jahre jung doch in Wirklichkeit begann es schon viel früher, immer beim Abendbrot, wenn die Familie zusammen saß fragte mich mein Vater was ich so den lieben langen Tag getrieben hätte. Wenn ihm die Antwort nicht gefiel, oder ich etwas schnippisch wurde setzte es eine mit dem Handrücken. Er saß rechts von mir, meine Mutter links und mein Bruder mir direkt gegenüber. Nie ging es um meinen Bruder, nun gut er war acht Jahre jünger als ich, das verstand ich ja noch, aber jeden Abend mich für sein scheiß Leben verantwortlich zu machen schien mir doch etwas zu heftig. Wenn nichts von meinem Vater kam, was selten genug war, aber auch wirklich nichts, so er keinen Frust schob, begann meine Mutter „wenn sonst keiner redet“ irgendetwas zu labern wovon ich nur die Hälfte verstand, wenn überhaupt. Doch wie es der Zufall wollte kam am Ende der Geschichte, immer ich darin vor. Jedenfalls kann ich mich nur an wenige Abende erinnern, an denen ich mein Brot ungestört aufessen konnte, es herrschte eine permanent angespannte Stimmung am Tisch. Meistens sah ich sie gar nicht kommen, den schon fast legendären ansatzlosen Rückhandschlag, der mich vom Stuhl holte. Doch mit der Zeit stellte ich mich darauf ein und hielt zu meinem Schutz die Limo Flasche vor mein Gesicht, das müssen Schmerzen gewesen sein, jedoch einen kleinen Nachteil hatte das Ganze, ich fing an bei jeder seiner Handbewegungen an zu Zucken und mich weg zu ducken, scheiß Nazi. Es kam noch schlimmer meistens fielen Stühle und ich sprang auf und rannte weg, sehr oft endete das in einer wilden Verfolgungsjagt durch die ganze Wohnung, manchmal fand ich mich auf der Straße wieder. Was sollte ich machen, ich war ihm körperlich unterlegen, irgendwie musste ich mich doch zur Wehr setzen und das ging bei ihm nur Verbal. Wenn meine Mutter ihn nicht bremsen konnte, versteckte ich mich im Zwinger hinter dem Hühnerstall, oder im Schrank auf dem Boden, über dem Schweinestall, alternativ los aber war meine Oma, die sich schützend vor mich stellte wenn mein Vater wie eine Furie hinter mir her war und sich gar nicht mehr beruhigen konnte. Es waren manchmal lange Fernsehe freie Abende die ich irgendwo in der Nachbarschaft verbrachte. Mehrere Male hörte ich sie von meinem neuen Versteck im Zwinger durch das gekippte Badfenster streiten. Ich weiß nicht wann ich auf die Idee kam bei meiner Oma das Abendbrot zu mir zu nehmen, irgendwann ging es halt nicht mehr. Ich und mein Vater an einem Tisch, mein Bruder das Lieblingskind (so meine Empfindung damals) Das Gemetzel zog sich so über Jahre hin, mal weniger Mal mehr, was sollte ich machen, wo sollte ich hin. Ich war auf den Mopp angewiesen. Als ich in die Lehre kam wurden die Attacken weniger, mit achtzehn Jahren kam es zum großen Show down, unten im Hof standen wir uns Kopf an Kopf, wie zwei wild gewordene Stiere gegenüber „wenn Blicke hätten töten können“ dabei signalisierte ich ihm eindeutig das ich mit seiner Art und Weise Probleme zu lösen nicht einverstanden war, danach war erst einmal Ruhe „ jedoch wirkte dieser Friede Trügerisch “ Eine ganz andere Seite lernte ich von ihm kennen nach einem Anschubser von meiner Mutter, als es darum ging eine Fahrgemeinschaft unter den Eltern ins Leben zu rufen, die uns jedes zweite Wochenende zu den Auswärtsspielen fahren sollten. Nach anfänglichem „nennen wir es Zögern“ konnte er es kaum erwarten aus dem Haus zu kommen. Es musste wie eine Erlösung für ihn gewesen sein, Leidensgenossen gefunden zu haben, mit deren Hilfe er sich für ein paar Stunden der Beobachtung seiner Frau entziehen konnte. Darüber hinaus verliefen die Spiele auch meist sehr erfolgreich…

Diebe

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