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3. DAS SCHWAZE LOCH

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Was mir noch in meinem Gedächtnis haften blieb, war der Besuch bei meiner Ur Oma Marie und dieser Hauseingang der wie ein schwarzes Loch auf mich wirkte, in das man hineinfiel und nicht wieder herauskommt, es brannte nie ein Licht, irgendetwas hatte dieser Ort, es war ein komisches Gefühl als ich zuerst eine Holztür öffnete, durch die man hindurch schauen konnte wäre ich nur etwas größer gewesen. An deren Innenseite hing ein Mückennetz artiger Fetzen Stoff, der durch ein weiß lackiertes Metallröhrchen, mit zwei kleinen Haken an beiden Seiten der Tür befestigt war. Rechts daneben das zum Innenhof angrenzende Seitenfenster, das ebenso hübsch dekoriert war. Durch einen Lichtdurchfluteten Vorraum etwa drei Tische groß, der sowohl als Trockenraum für die Wäsche als auch den Pflanzen im Winter half zu überleben, gelangte ich zu einer weiteren Halbglastür ohne Vorhang. An der rechten Seite der Tür, thronte auf einem Mauersockel der bis zur Hüfte eines Erwachsenen reichte, eine Glaswand die mit rechteckigen hellen, blauen, grünen und roten Glasscheiben verziert war. Diese reichte über die gesamte Länge des Vorraums, so dass sich bei Tageslicht im Inneren die Farben eigentlich hätten wiederspiegeln sollen. Auf einem Sideboard an der Mauer saßen Katzen, ich glaube es waren zwei. Ich ging durch die Tür, in der Mitte des Raumes stand der Tisch mit vier Stühlen, es war kein Runder. Auf der linken Seite stand der Küchenschrank, rechts eine Art Anrichte, im hinteren dunkleren Bereich stand der Schlafsessel. Meine Ur Oma Marie saß am Tisch und stellte mir einen Teller auf dem eine etwa Daumendicke Scheibe Zitronenkuchen lag und eine Tasse Tee vor die Nase. Sie war eine sehr schweigsame, ja wortkarge Frau, jedoch strahlte sie etwas Erhabenes aus, wie man es nur von den Indianern her kannte. Ihr langes graues Haar war zu einem Zopf gebunden, dass dem fein strukturiertem weichen Gesicht Anmut verlieh. Ihr schwarzes Trauer Kleid mit dunkler Schürze blieb in meiner Erinnerung „trug sie je etwas Anderes“ Ihr einziger Sohn fiel im zweiten Krieg, während einer Fahrt als Motorrad Kurier in der Normandie. Ihr Mann Gustaf, mein Urgroßvater, war bis zu seinem Tode „Lieber Gott sei ihrer Seelen gnädig“ da war ich gerade vier geworden, der Stadt Polizist. Noch an seinem Sterbebett wollte er mir etwas mitteilen. Er flüsterte in mein Ohr, es waren nur wenige Worte. Wenn ich nur hätte schreiben können…

Ich kannte damals den Begriff Hexenhaus und den Mythos drum herum noch nicht, aber was hätte meine Situation und meinen Gemütszustand besser beschreiben können. Ich nippte am Tee und biss nur zögerlich ein Stück vom Kuchen ab. Es lag ein leicht süß-säuerlicher, undefinierbarer ja fast modriger Geruch in dem Raum, es stank nicht so weit ich das beurteilen konnte, aber das leichte Unbehagen das ich spürte bevor ich ihr Zimmer betrat verstärkte sich dadurch noch mehr. Meine Mutter die mich bis zur Eingangstür begleitet hatte, stand immer noch davor, wie ich später herausfand reagierte sie hochgradig Allergisch auf Katzen! Nicht nur Katzen, sondern gegen alle Tiere die nicht in einem Aquarium lebten. Sie hatte keine Angst vor den Tieren an sich, jedoch reagierte sie fast Panisch auf das was sie hinterließen. Einmal beim Spazieren gehen nahm ich eine Katze auf den Arm die am Straßenrand saß, als ich ihr die Katze zeigte, rannte sie schreiend mit den Worten davon, wirf sie weg. Ich machte mir einen Spaß daraus, ihr mit der Katze im Arm hinterherzulaufen, wirf das Mist Vieh weg, schrie sie wiederholt, hau ab, ich konnte nicht mehr vor Lachen. Sie war danach sowas von sauer, noch dazu war sie mit Katzen groß geworden, ich verstand die Welt nicht mehr. Noch blieben die Zusammenhänge zwischen meiner Mutter, den Katzen, dem Dreck den sie angeblich hinterließen und meiner Urgroßmutter Marie im Verborgenen. Ich erinnere mich an kein Wort, dass dieses fast schon unheimliche Schweigen durchbrochen hätte, vielleicht wollte sie mich auch nur sehe. Sie wirkte aus heutiger Sicht wie ein Geist auf mich, ja fast Katzenhaft, jedoch in tiefer, tiefer Trauer. Ich geh jetzt sagte ich, zurück blieb eine halbvolle Tasse Pfefferminztee und ein paar Krümel auf dem Teller, die von dem Stück Zitronen Kuchen noch übrig waren. Meine Uroma lächelte und begleitete mich nach draußen wo meine Mutter gegen über der Eingangstür unter einer großen Schatten spendenden Linde direkt neben dem Schweinestall wartete. Wir verabschiedeten uns und gingen Nachhause, aber wir wohnten doch hier. Ich hatte keine Ahnung, immer war ich irgendwo anders, es fühlte sich an wie eine große Leere, in der einmal am Tag gekehrt wird…

Es erinnerte mich auch an das Lied das mein Onkel öfters in meiner Gegenwart sang „Kuckuck ruft es aus dem Wald“ Wenn meine Oma das hörte gab sie meinem Onkel den bösen Blick und das Reisverschluss Zeichen, dabei legte sie den Zeigefinger auf den Daumen der rechten Hand und führte diese vom linken zum rechten Mundwinkel…

Diebe

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