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»Hatte er Feinde?«, fragte Fred Roderich und sah die junge Frau über den Konferenztisch hinweg bedeutungsvoll an. Mit einem Ausdruck in den Augen, den er als vertrauenserweckend einstufte.

Patrizia Müller zuckte ein wenig zurück und schniefte. Sie war groß, stämmig und ihre braunen Haare hingen ihr glatt und strähnig bis auf die Schultern. Ihre Augen waren rot und dick verschwollen, und ihre Nase lief. Alles in allem kein schöner Anblick, doch Fred tat sein Bestes, Dickie Blumes verwitweter Freundin einen Hauch von Professionalität zu vermitteln. »Feinde? Nein, warum?«

»Nun ja, Ihr Freund ist ermordet worden, und da fragen wir uns natürlich aus welchem Grund. Und einer der Gründe, warum Leute ermordet werden, ist, dass sie sich durch Gott-weiß-was Feinde gemacht haben. Es gibt noch andere Gründe wie zum Beispiel Habsucht, eine Familien-Vendetta, Eifersucht und ... Was summen Sie da?«, unterbrach sich Fred irritiert.

»Ach Gott, verlass mich nicht.« Patrizia Müller unterbrach ihr Summen.

»Es hilft, in schweren Zeiten gläubig zu sein, nicht?«, meldete sich Melanie von Rhoden zu Wort und umklammerte durch den Flausch ihres Rollkragenpullovers das große Kreuz zwischen den Brüsten. »Es gibt einem Trost und ist eine mentale Stütze.«

Patrizia Müller starrte sie mit ihren whiskyfarbenen Augen emotionslos an. »Finden Sie? Also eigentlich bin ich überzeugte Agnostikerin.«

»Warum summen Sie dann ein Kirchenlied?« Mellie war die Empörung anzuhören. »Als Agnostikerin Kirchenlieder zu summen, ist in meinen Augen Blasphemie.«

»Melanie!« Fred warf ihr über seine rutschende Brille hinweg einen scharfen Blick zu.

»Nein, lassen Sie sie nur, sie hat ja vollkommen recht. Es ist im Grunde Blasphemie, wenn man es bewusst tut. Zumindest Gedankenlosigkeit. Bei mir allerdings ist es Erziehung, und so sehr ich mich auch bemühe, es hat sich dermaßen in mir festgesetzt, dass ich es einfach nicht ausrotten kann. Es reagiert, nicht ich, verstehen Sie?«

Beide starrten sie verständnislos an.

»Nein ich sehe schon, Sie verstehen nichts. Können Sie auch nicht. Okay, also ich komme vom Land. Aus dem Eichsfeld, genauer gesagt. Dem katholischen Eichsfeld oder noch präziser, aus dem erzkatholischen Eichsfeld. Mein Vater war Priester und meine Mutter dermaßen gläubig, dass sie die Hälfte ihres Lebens Verbände um die Knie trug. Einmal musste sie zum Arzt, weil sie ihre Finger nicht mehr auseinander bekam.« Patrizia lachte freudlos und strich sich die glatten braunen Haare hinter die Ohren. »Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie oft man Ach du lieber Gott oder Gott weiß warum oder Herr im Himmel sagt, einfach nur als Redewendung, ohne tieferen Sinn und Verstand? Wir waren acht Kinder, vier Mädchen und vier Jungs, und die erste Maßregel, die uns eingebläut wurde, hieß: Du sollst den Namen des Herrn nicht unnötig in den Mund nehmen. Sinngemäß jedenfalls. Tat das eins von uns Geschwistern, musste es sich mit dem Gesicht in die Ecke stellen und Ach Gott, verlass mich nicht singen. Alle neun Strophen. Und da bei acht Kindern eigentlich immer einer den Namen des Herrn missbrauchte, nach Meinung meiner Mutter jedenfalls, die bei der Auslegung äußerst enge Grenzen zog, stand ständig einer von uns in der Ecke und sang Ach Gott, verlass mich nicht. Für mich ist es ein Ding der Unmöglichkeit, die Melodie wieder aus dem Kopf zu kriegen. Es ist ein Reflex wie bei den Pawlov’schen Hunden: Jemand sagt Gott, aus welchem Grund auch immer, und ich fange an zu summen.«

»Ach du lieber ... Entschuldigung.« Fred konnte sich gerade noch bremsen. Wortloses Gesumme war für ihn das, was für andere Popcornessen im Kino war. Nur schwer erträglich, er wusste selbst nicht warum, aber wenn er das Gesumme durch eine sorgfältigere Wortwahl unterbinden konnte, würde er dies ganz einfach tun. Es war sein Kopf, der die Sätze zusammenstellte, seine Stimmbänder, die sie in Ton setzten und seine Lippen, die sie aussprachen. Also alles unter Kontrolle.

»Okay«, sagte er forsch. Ihm gefiel Patrizias direkte Art, vor allem der offene Blick ihrer Augen. Ein wohltuender Gegensatz zu Mellie, die ihre Pupillen ständig in Bewegung hielt, um ja nicht einen von ihnen anblicken zu müssen. Duckmäuserart. Brüll sie an und sie brechen heulend auf deinen Füßen zusammen. Patrizia Müller würde zurückbrüllen, genauso wie Alice, und auch, wenn er seine Großcousine ansonsten nicht ausstehen konnte, dieser Charakterzug gefiel ihm an ihr.

»Also hatte er keine Feinde«, nahm er den Faden wieder auf.

»Er war der Rattenfänger«, konterte die Klientin.

»Er war nicht der Rattenfänger, sondern ein Rattenfänger. Einer von mehreren. Ich weiß nicht, wie sich die Rattenfänger-Kandidaten bei der Stadt beworben haben, aber wenn es eine Art Assessment-Center, also eine Auswahl aus, sagen wir mal, zwanzig Kandidaten gegeben hat, vielleicht sogar über zwei oder drei Tage mit Rollenspielen und so einem Quatsch, könnte er sich durchaus Feinde unter den anderen Aspiranten gemacht haben.« Mellies Stimme klang kühl, rein geschäftsmäßig. Einer Agnostikerin gegenüberzusitzen, gefiel ihr nicht besonders, zumal sie die abwertenden Blicke bemerkte, mit der diese Agnostikerin sie musterte. Nur nannte sie neben ihrem Glauben auch noch einen analytischen Verstand ihr eigen, und der sagte ihr klipp und klar: Keine Feinde zu haben, ist nicht das logische Resultat von der Rattenfänger zu sein. »Vielleicht«, fuhr sie fort, »hat er sich auch durch seine Art bei den etablierten Rattenfängern Feinde gemacht. Hatte er ein übersteigertes Ego, war er arrogant, schwärzte er seine Kollegen in der Chefetage an?«

»Also, das ist doch ...«, Patrizia Müller gingen die Worte aus.

»Melanie!«

»Entschuldige mal, Chef, aber diese Fragen müssen in jeder Morduntersuchung zwingend geklärt werden. Sie dürfen keinesfalls als Tabuthema gelten. Herr ... äh ... der Aushilfsrattenfänger ist nicht einfach so gestorben, er hatte ein Messer im Nacken und seine Unterarme waren ihm abgerissen, da darf ich doch wohl …«

Patrizia Müller brach in ein lautes Schluchzen aus.

»... wenigstens die grundlegenden Fragen stellen, was das Motiv für die Tat anbelangt.«

»Wie wäre es mit ein bisschen mehr Diplomatie«, brüllte Fred genervt, und Melanie brach nun ebenfalls in Tränen aus.

Als die Befragung weitergehen konnte, schniefte die Frau neben ihm im Gleichtakt mit der Frau ihm gegenüber, aber Fred schien, als hätte sein kurzes Gebrüll die Atmosphäre gereinigt.

»Was für ein Mensch war Dickie Blume? Erzählen Sie uns von ihm.«

»Er war ... ein liebenswerter Mensch. Nicht gerade ordentlich, aber auch nicht ausschließlich schlampig, wenn Sie verstehen, was ich meine. Er wollte Musiker werden, Klarinettist, auch wenn er ... na ja, wenn er für meinen Geschmack wenig geübt hat. Eigentlich fast nie. Er hatte Ziele: die Berliner Symphoniker oder andere weltberühmte Orchester.« Sie kratzte sich nachdenklich hinter dem Ohr. Ihr Gesicht war vom Weinen rotfleckig. Sie trug schwarz. Bluse, Rock, Spitzenstrumpfhosen. »Seine Eltern wanderten nach Australien aus, als er fünf war, und ließen ihn bei einer Tante zurück, aber das habe ich Ihnen ja schon erzählt. Soweit ich weiß, hatte er nie wieder Kontakt zu ihnen. Ich weiß nicht mal, ob sie zur Beerdigung kommen. Ich weiß nicht mal, wann die Beerdigung stattfindet.«

Ihre Augen flossen erneut über, und Fred schob ihr stumm die angebrochene Packung Kleenex über den Tisch.

»Danke.« Sie brauchte zwei Minuten, bevor sie weiterreden konnte. »Wir haben uns im letzten Herbst kennengelernt, als ich bei Pik-As meine erste eigene Gruppe übernahm.«

»Pik-As?«, fragte Mellie und warf einen raschen Blick zu Fred. Brüllte er gleich wieder, nur weil sie versuchte, hilfreich zu sein? »Ich nehme an, Sie sprechen von einer Selbsthilfegruppe für Spielsüchtige?«

»Ja, das stimmt«, Patrizia Müller starrte sie einen Moment lang verblüfft an. »Sollten wir uns kennen? Waren Sie in einer der Gruppen?«

»Eine reine Frage der Logik. Pik-As ist eine Spielkarte, eine Gruppe ist eine Gruppe, und wenn sie Poker oder andere Spiele spielen würde, hieße sie nicht Gruppe, sondern Pokerrunde oder Spielekreis. So ähnlich jedenfalls. Gruppe assoziiert Selbsthilfe, und Selbsthilfe benötigen Menschen, die etwas im Übermaß tun, was sich negativ auf ihre Psyche und ihren Geldbeutel auswirkt. Ergo ist Pik-As eine Institution, die Spielsüchtigen eine Anlaufstelle bietet und sie in etwas wie eine Therapiegruppe integriert.«

Über lange Sekunden blieb es totenstill am Tisch. Niemand redete, niemand schniefte, aber alle, außer Mellie selbst natürlich, staunten.

»Wow«, richtete Patrizia Müller nach einer Weile das Wort an Fred. »Sie ist echt gut. Wenn ich ehrlich bin, dachte ich in der letzten halben Stunde, ich bin ... na ja, wie soll ich es ausdrücken ... nicht eben an Profis geraten, wenn Sie verstehen, was ich meine. Denn sehen Sie, eigentlich habe ich mich hauptsächlich deshalb an Sie gewendet, weil eine Ihrer Mitarbeiterinnen meinen Dickie ...«, sie schluckte und griff nach einem Kleenex »... aus dem Wasser gezogen hat. Die Polizei hat mir die Visitenkarte gezeigt, die sie vor Ort verloren hat und da ... Das ist ein Wink des Schicksals, dachte ich, und eine Frau, die einen Toten ganz allein aus der Weser zieht, ist mutig. Ich meine, es erfordert doch jede Menge Zivilcourage, eine Leiche aus dem Wasser zu ziehen. Ich hörte auch, sie habe sich dabei verletzt, aber partout nicht ins Krankenhaus gewollt. Das ist die richtige Frau für den Job, dachte ich und rief bei Ihnen an. Unser Telefonat dann war ... na ja ... nicht gerade ermutigend, wenn Sie wissen, was ich meine. Ich wurde in meiner Überzeugung schwankend, tatsächlich an der richtigen Adresse zu sein. Aber diese Kette logischer Schlussfolgerungen eben, also die überzeugt mich restlos. Außerdem sind Sie billiger als Ihre Konkurrenten«, fügte sie mit dem Anflug eines Lächelns hinzu. »Ich meine, ich hab’ nicht so viel Erspartes, und Dickie ... na ja, Sie können sich sicher denken, was ein Spielsüchtiger auf der hohen Kante hat.«

Toll, dachte Fred Roderich deprimiert. Deine Mitarbeiterinnen werden in den grünen Klee gelobt und du als Chef gehst als nicht unbedingt profimäßig mit durch. Er vernahm mit einem Mal ein zweistimmiges Raunen tief in seinem Inneren, und als er genauer hinhorchte, hörte es sich an wie eine Unterhaltung zwischen Herrn Neid und Herrn Ehrgeiz. Bloß nicht, dachte er entsetzt. Du wolltest diesen Mord nicht, und wenn deine Mitarbeiterinnen so großartig sind, bitte schön, sollen sie ihn aufklären. Du bist der Chef, du delegierst die Arbeit, und Chefs dürfen den Ruhm genießen, ohne sich die Pfoten schmutzig zu machen.

Stimmt. Du bist der Chef, dein Kopf wird rollen, wenn Alice und Melanie versagen, raunte ein drittes Stimmchen in seinem Kopf, und höhnisches Gelächter erschütterte lautlos sein Zwerchfell.

Er seufzte. »Okay, fahren wir fort. Frau von Rhoden, haben Sie weitere Fragen oder Anmerkungen?« Hatte Frau Müller eben wirklich gesagt, Alice habe eine Visitenkarte der Detektei am Tatort verloren? Du meine Güte, was wiederum nichts anderes hieß, als dass die Detektei Roderich, Hupe und von Rhoden ihre momentane Patsche seiner Großcousine Alice zu verdanken hatte. Ob ihr die Visitenkarte versehentlich aus der Tasche gefallen war oder probierte sie einfach nur neue Methoden zur Kundenanwerbung aus?

Fragen oder Anmerkungen? Sie zuckte zusammen und starrte ihn ungläubig an. Was war denn in den Fred gefahren?

»Frau von Rhoden hat mir vorhin bereits eine Frage gestellt, die ich nicht beantwortet habe«, entgegnete Patrizia Müller an ihrer Stelle und zum ersten Mal seit Beginn der Befragung wandte sie sich direkt an Mellie. »Ja, mein Dickie war ein wenig überheblich im Umgang mit anderen. Ich meine, er konnte ungemein charmant sein und die Leute zum Lachen bringen, aber wenn ihn etwas ärgerte, besser gesagt, jemand ärgerte, dann gab er keine Ruhe, bis er eine Gelegenheit fand, denjenigen bloßzustellen. Auf eine – wie soll ich sagen – nicht gerade nette Art und Weise und vor Zeugen. Vor allem Frauen, die nicht ... auf seine Reize ansprangen. Ich meine, nein, um alles in der Welt, er hat mich nie betrogen oder so, aber er war ein Mann, er arbeitete als Schauspieler, denn was anderes war sein Auftritt als Rattenfänger ja nicht. Ja, er verausgabte sich, und wenn er der Meinung war, um Anerkennung betrogen zu werden, konnte er ... unnett sein.«

»Unnett«, echote Fred monoton. Ein unnetter Spielsüchtiger, und er, Fred, sorgte sich, kein Motiv für den Mord zu finden. »Was spielte er eigentlich? Ich meine, nach welcher Art von Spielen war er süchtig? Pokern oder Canasta? Rommé? Siebzehn und vier?«

Patrizias Blick wurde hart. »Einarmige Banditen. All das, wo man oben Geld reinsteckt, und es unten klimpert, wenn drei Kirschen gleichzeitig erscheinen. Spielhallen und Kneipen, egal wo. Bei Pik-As landete er durch Auflage des Gerichts. Er hatte keinen Job, war aus seiner Wohnung geflogen und hauste in einem besseren Kellerloch, als ich ihn kennenlernte. Tagsüber saß er in der Unterführung zur Rattenfängerhalle und spielte Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus auf einer Mundharmonika, abends verspielte er das eingenommene Geld am Automaten. Alles was er besessen hatte, war im Pfandhaus gelandet, sogar seine Klarinette.«

»Und dann kamen Sie und verliebten sich in ihn. Cool!« Melanie blickte mit sehnsüchtigen Augen über den Konferenztisch. »Das Märchen vom männlichen Aschenputtel.«

»Na ja, ganz so war’s nicht«, entgegnete die Verlobte des Rattenfängers trocken. »Als er am Tiefpunkt seiner Verzweiflung angekommen war, zog er vor einem Zeitungskiosk einem Mann die Brieftasche aus der Hosentasche. Dummerweise oder, im Nachhinein gesehen, glücklicherweise, stand hinter ihm ein Polizist. Ein Kontaktbereichsbeamter, der sich Zigaretten kaufen wollte. Er kassierte Dickie und die Brieftasche ein, und die ganze Sache kam vor Gericht. Zu der Zeit war Dickie schon halb verhungert, und so sah er auch aus. Der Richter hatte Mitleid und mein Dickie kam mit einer Belehrung und der Auflage davon, ein Jahr lang bei Pik-As einen mentalen Entzug zu machen. Er bekam nicht einmal einen Eintrag im Führungszeugnis.« Sie seufzte und fischte ein weiteres Kleenex aus der Packung. »So lernten wir uns kennen. Und ...« Schluchz. »... lieben. Der Dickie und ich.«

Ach du Schande, dachte Melanie. Ein unnetter spielsüchtiger Dieb, und der soll keine Feinde haben? Wenn wir weiter nachhaken, wird sich herausstellen, dass seine Ex-Frau unerklärlicherweise im Pool ertrunken ist, und er die Frau seines Bankers geschwängert hat. Schließlich war er auf einem Schiff voller Banker ermordet worden.

»Haben diese Banker ihn denn namentlich angefordert oder hat die Tourist-Information entschieden, welchen der Rattenfänger sie schicken würden?«, fragte sie.

»Natürlich haben sie ihn namentlich angefordert«, entgegnete Patrizia Müller verschnupft. Der magische Augenblick von vor wenigen Minuten war vorbei.

»Woher wissen Sie das?«

»Melanie!«

»Na woher wohl?«

»Dickie hat es Ihnen erzählt+«, mutmaßte Mellie mit gesenktem Kopf.

»Ein Ausbund an Scharfsinnigkeit. Wie ich schon sagte.« Patrizia Müller runzelte die Stirn und schien einen spontanen Entschluss zu fassen. Abrupt erhob sie sich. »Ich bin müde und werde gehen. Aber ich werde mich zu Hause hinzusetzen und noch einmal über all diese Fragen nachzudenken. Ich melde mich. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, was Sie wissen möchten, rufen Sie an, ich verlass mich auf Sie. Mein Dickie war ein guter Kerl, er hat niemandem etwas zuleide getan. Wenn Sie den Mörder finden, den Menschen, der ihm das angetan hat, dann werde ich dafür sorgen, dass meinem Dickie Gerechtigkeit widerfährt. Finden Sie ihn für mich. Bitte!« Sie wandte sich schluchzend zur Tür.

»Eine letzte Frage, ja?« Mellie stand auf und ging um den Tisch herum. »Sie sagten, Dickie sei hoch verschuldet gewesen. Bei wem? Bei Privatpersonen oder einer Bank?«

Patrizia blickte über die Schulter zurück. Tränen liefen ihr über das Gesicht. »Sowohl als auch«, schluchzte sie, »aber wir von Pik-As haben dafür gesorgt, dass er private Insolvenz anmeldete und seine Gläubiger Ruhe gaben. Einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche greifen. In ein paar Jahren wäre er alle Schulden los gewesen.«

»Wie hoch beliefen sich die Schulden?«

»Einhundertdreiundzwanzig Tausend, alles in allem. Finden Sie den Scheißkerl! Auf Wiedersehen.«

Ein leises Knarren in seinem Rücken ließ Fred Roderich herumfahren. Axel stand auf der Schwelle der Zwischentür zum Wohnbereich. Er hielt ein regloses Fellbündel mit verkrustetem Fell in den Armen, und der Blick, den er Fred zuwarf, konnte nicht anders als hasserfüllt interpretiert werden.

»O mein Gott«, entfuhr es Fred erschrocken.

Patrizia Müller, auf halbem Weg zur Tür, fing an zu summen.


Mörderische Schifffahrt

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