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Prolog

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10 . Juni 2025

Die Wolke hinter dem Fenster sah aus wie ein zerbrochenes Herz. In schweren Tropfen goss sie Regen über dem Schulgebäude aus. Damit der Anblick nicht zu viele miese Gefühle hochspülte, wandte sich das Mädchen mit dem braunen Zopf schnell wieder ihrem Buch zu.

Ich 2.0 stand in dicken goldenen Buchstaben auf dem Cover. Kein toller Titel, doch der Inhalt war wirklich spannend.

Mit negativen Gefühlen schadest du dir selbst und anderen. Dagegen macht dich das Glück schön und begehrenswert. Worauf wartest du also? Schmeiß die negativen Gefühle über Bord, mach Platz für dein Glück!

Es war nicht ihr erstes und bestimmt nicht ihr letztes Buch zu dem Thema. Die Bücher halfen, auch wenn sie das anfangs nicht geglaubt hatte. Man musste sich für das Glück entscheiden, das war das Geheimnis.

Es geht nicht darum, das Unglück zu begrenzen und auf einer Skala von − 8 auf − 2 zu kommen. Es geht darum, wie du dich von − 8 auf + 10 verbesserst.

Erneut schaute das Mädchen zum Fenster. Der Regen hatte aufgehört, das Dach der Sporthalle glänzte, der Wald zeichnete sich als bucklige Linie vor dem Horizont ab. Graue Wolken trieben vorüber, dazwischen leuchteten erste Flecken von Blau.

Sie wollte es endlich erleben. Sie wollte das Blau nicht mehr nur sehen, sondern es fühlen, wollte die Sonne spüren, überall in ihr. Nicht mehr traurig sein und nicht mehr allein. Diese elende Angst, dass die anderen in ihrer Klasse sie nicht mochten. Dass sie nicht genügte.

Sie wollte … sie wollte glücklich sein.

Unvermittelt wechselte das Licht am Himmel von blassem Blaugrau zu hellem Gold. Vom Mistwetter zu strahlendem Sonnenschein in einer Sekunde.

Das Mädchen zuckte erschrocken zurück, als eine gleißende Helle über den Himmel schoss. Etwas stürzte mit rasender Geschwindigkeit der Erde entgegen. Mit einem Mal war da kein Fenster mehr. Keine Wolken, kein Wald. Nur Licht. Als wäre sie blind geworden oder die Welt verschwunden. Was war das? War da etwas explodiert? Irgendetwas musste passiert sein, etwas Schlimmes, sie …

Sie war nicht allein. Etwas war … eingedrungen. War vom Himmel geradewegs in diesen Raum gefallen. Instinktiv setzte sie sich auf. Sie musste hier raus, weg von diesem … was auch immer. Doch sie konnte sich nicht rühren. Saß stocksteif da. In der Stille. Plötzlich durchzuckte ein Schmerz ihr Auge und fuhr von dort durch ihren ganzen Körper. Sie sah sich von außen, kerzengerade auf dem Sofa, das Buch neben sich, bewegungslos. Das Rauschen ihres Blutes in den Ohren.

Etwas flüsterte. In ihrem Kopf. Ohne Worte. O Gott. Was passierte mit ihr?

Wellen von regenbogenfarbenem Licht schossen aus ihr heraus und strömten in Richtung des Himmels davon.

Gemma. Sei glücklich oder stirb

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