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Seeungeheuer auf Seekarten: Riesenkraken, Sirenen, Haie

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Ich werde nun einige Beispiele für Seeungeheuer auf Seekarten näher beleuchten. Da diese Karten, zumindest ursprünglich, als Navigationsmittel angelegt wurden, ist ihre geographische Genauigkeit viel größer als die der mappae mundi.94 Die ältesten der noch vorhandenen Seekarten stammen aus dem späten dreizehnten Jahrhundert. In der Regel zeigen sie das Mittelmeer und die umliegenden Regionen von Irland im Westen bis ins Heilige Land im Osten sowie von Nordeuropa nach Nordafrika, obwohl einige Exemplare auch ganz Asien und Afrika enthalten. Dabei boten die Kartographen ihren Kunden verschiedenste Intensitäten der Ausschmückung an. Für die Navigation wurden die einfachsten, schmucklosen Karten verwendet, die gleichzeitig auch den Ursprung des Genres als Instrument für Seefahrer repräsentieren, indem sie nur die Küstenumrisse sowie die dicht eingetragenen Namen der Küstenorte und Häfen – die wichtigsten in Rot geschrieben – enthielten. Typischerweise waren diese sogenannten Portolankarten von einem Netz sich in Kompassrosen (Windrosen) kreuzenden Linien, auch Rumbenlinien genannt, überzogen, das offensichtlich zur Kursbestimmung mittels Kompass gedacht war.95

Den Käufern der Seekarten stand es frei, die Grundversion vom Kartographen oder Kartenmaler mit zusätzlichen Elementen ausschmücken zu lassen. Zu dieser optionalen Ausgestaltung zählten die aufgemalten Bilder von Städten, Fahnen oder Wappen als Symbole der politischen Herrschaft über die Städte, Windrosen, Abbildungen von Bergen, Flüssen, Bäumen, Fürsten, Tieren und Schiffen; und in einigen Fällen waren es auch Seeungeheuer. Diese aufwendiger gestalteten und somit teureren Karten – eine üppig verzierte Karte konnte zehnmal soviel wie eine schlichte Gebrauchskarte kosten96 – wurden nicht für die Navigation verwendet, sondern als beliebte Sammlerobjekte in Königsund Fürstenhäusern zu Schau gestellt (Abb. 23). Paradoxerweise waren ausgerechnet die Karten mit Seeungeheuern aller Wahrscheinlichkeit nach weder im Besitz der Kapitäne noch in Gebrauch an Bord der Schiffe.

Im Jahr 1367 erstellten die Brüder Francesco und Domenico Pizzigani in Venedig eine Seekarte, die heute mit ihren 87 × 128 cm die größte noch erhaltene aus dem vierzehnten Jahrhundert ist.97 Von den dekorativen Elementen stechen die vielen Stadtbilder sofort ins Auge, aber es sind auch gut ausgearbeitete Windrosen an den Rändern der Karte, einige von Schiffen im Indischen Ozean, im Atlantik und in der Ostsee vorhanden. Im Nordatlantik nahe am westlichen Kartenrand gibt es zwei Schiffe unter mallorquinischer Flagge (Abb. 24). Eines der Schiffe wird von einem riesigen Kraken angegriffen, der gerade einen Seemann von Bord zerrt, während ein fliegender Drache ein weiteres Mitglied der Schiffsbesatzung davonträgt. Ein Bildtext erklärt, dass Quae sunt naves quot fuerunt ad portom et veniunt dragones et falpos arripiunt homines de naves et portavit in mare et desertiavit naves, was bedeutet, dass »Während diese Schiffe Kurs auf den Hafen nahmen, kamen Drachen und Kraken und haben die Männer von den Schiffen weg ins Meer getragen und die Schiffe leer zurückgelassen«. Eine zweite Legende ergänzt:


Abb. 23 Die kunstvoll ausgeschmückte Seekarte von Mecia de Viladestes aus dem Jahr 1413 (Paris, Bibliothèque nationale de France, MS Rés. Ge AA 566).


Abb. 24 Zwei Schiffe werden von einem riesigen Kraken und einem fliegenden Drachen in Nähe der »Isola de Bracil« im Nordatlantik angegriffen – auf der Seekarte der Brüder Pizzigani von 1367 (aus Jomards Faksimile von Parma, Biblioteca Palatina, Carta nautica no. 1612).

Hic naves multas intrant ad porto et dum vident modum comodo […] nave per pericolis dragonis et patise […] et vim, dragones per aërem elevavit homines duos de his navibus et portavit viam.

Hier fahren viele Schiffe in den Hafen, und während sie einen guten Weg sehen, das Schiff durch die Gefahren der Drachen [zu führen?] und [ihren Angriff?] und Gewalt zu ertragen, hoben die Drachen zwei Männer von diesen Schiffen in die Luft und trugen sie davon.98

Die Geschichte, auf die dieses Bild und beide Legenden hier anspielen, ist sehr merkwürdig, nicht zuletzt weil der erwähnte Hafen, den die Schiffe ansteuern, nur ein Hafen der nahen ysola dicta braçir gewesen sein kann, die somit eine der drei mythischen Brasilinseln auf der Karte verkörpert.99 Ebenso rätselhaft ist die Implikation, dass mallorquinische Schiffe eine mythische Insel im Atlantik frequentierten; erwähnenswert ist, dass dieses Material in den gängigen Diskussionen über die Mytheninsel Brasil noch nie angesprochen wurde. Ungeklärt bleibt auch, auf welche Vorlage die in beiden Legenden erwähnten fliegenden Drachen fußen könnten. Aber wir können die vermutliche Quelle für die das Schiff angreifenden Kraken benennen. In seinem Buch über die Natur der Dinge (Liber de naturam rerum) beschreibt Thomas von Cantimpré den Polypen (Kraken) mit so starken Armen, dass er einen Seemann vom Schiff ins Meer ziehen kann, um ihn zu fressen.100 Diese Passage könnte wiederum auf Homers Skylla in der Odyssee zurückgehen, dem sechsköpfigen Ungeheuer, das einige Männer aus dem Schiff des Odysseus zog.101 Jedenfalls gibt es illustrierte Handschriften von Cantimprés Werk, die zeigen, wie ein Polyp Seeleute vom Schiff zerrt, und genau das sehen wir auch auf der Pizzigani-Karte.102 Somit haben die Pizzigani-Brüder einige ihrer Informationen (direkt oder indirekt) aus einer wissenschaftlichen Quelle bezogen, denn die Enzyklopädie des Thomas von Cantimpré war bereits seit etwa einem Jahrhundert fertiggestellt, als die beiden mit ihrer Karte begannen.

Es ist kaum anzunehmen, dass die Brüder Pizzigani den riesigen Kraken und fliegenden Drachen als reine Dekoration auf ihre Karte gemalt haben. Vermutlich waren sie als Warnhinweise auf mögliche Gefahren für Seeleute gedacht, insbesondere angesichts der vielen anderen Schiffsdarstellungen auf der Karte (die entlang der Küste von Arabien und vom Mittelmeerraum in Richtung Flandern segeln). Somit konnte scheinbar dasselbe künstlerische Element – in diesem Fall Seeungeheuer –, das vom Käufer der Karte in Auftrag gegeben wurde, entweder als Schmuckelement oder als Warnhinweis auf mögliche Gefahren für die Schifffahrt dienen.

Auf zwei späteren Seekarten finden sich Sirenen im Indischen Ozean: dem katalanischen Weltatlas103 von 1375 und der katalanischen Estense-Weltkarte104 von ca. 1460. Bei beiden handelt es ich um große und künstlerisch aufwendig gearbeitete Luxus-Produktionen. Der katalanische Atlas, der dann im Jahr 1381 als Geschenk an den französischen König Karl VI. ging, wurde vom Kartenmaler Abraham Cresques und seinem Sohn Jehuda auf sechs jeweils etwa 65 × 50 cm großen Pergamentblättern erstellt. Die ersten beiden Blätter enthalten einen Kalender und kurzen Abriss der Kosmographie, die anderen vier eine Karte von Europa, Nordafrika und Asien. Ein völlig anderes Format weist die nach ihrem Standort in der Biblioteca Estense in Modena benannte katalanische Estense-Weltkarte auf: Die Rundkarte auf Pergament hat eine Kreisform mit 113 cm Durchmesser, auf der die klassisch dreigeteilte Erde im Stil einer Portolankarte mit Rumbennetz wie auf einer runden mappa mundi dargestellt ist. Die Karte wurde Pere Rosell/Petrus Roselli zugeschrieben, einem katalanischen Seekartenmacher, der von 1449 bis 1489 auf Mallorca tätig war.105 Auf einem Bild im katalanischen Weltatlas gibt es eine schöne Sirene mit zwei Fischschwänzen im Indischen Ozean (Abb. 25) zusammen mit einer Legende, in der drei Arten von Sirenen benannt, aber nur zwei von diesen beschrieben werden. Eine ausführlichere Version derselben Legende findet sich auf der Estense-Karte (ebenso im Indischen Ozean), in deren Text eine Art von Sirene als halb Frau, halb Fisch, eine andere als halb Frau, halb Vogel und die dritte als halb Frau, halb Pferd beschrieben wird, und zudem sind alle drei auf der Karte dargestellt (Abb. 26).106 Die Sirene mit dem Fischleib hat als Zeichen ihrer Schönheit und zugleich auch ihrer Eitelkeit einen Spiegel in der Hand.107 Als Illustrationen sind die Sirenen auf der katalanischen Estense-Weltkarte besonders interessant, weil sie einen Einblick in die Verfahren geben, wie Seeungeheuer in der Werkstatt des Kartographen entstehen. In den Rechtecken rund um jede Sirene verlaufen die Wellenlinien, die für das Wasser des Ozeans stehen, völlig unterschiedlich, was darauf hindeutet, dass diese Felder auf der Karte zunächst freigelassen wurden, weil ein anderer Künstler, zweifellos ein Spezialist für die Ornamentik mit Seeungeheuern, die Figuren aufmalen sollte. Wie an der derselben Unterbrechung im Wellenverlauf erkennbar, wurden auch die beiden Schiffe ausgespart, und in Anbetracht dessen, wie ähnlich die Gesichter der Sirenen und die einiger der in Afrika dargestellten Herrscher gemalt wurden, liegt der Schluss nahe, dass alle künstlerisch anspruchsvollen Schmuckelemente – die Sirenen, die Schiffe, die Herrscher und so weiter – von einem fachkundigen Illuminator eingefügt wurden. Letztlich entstammen die Legenden über die Sirenen auf den beiden katalanischen Karten dem sogenannten toskanischen Bestiarium,108 möglicherweise auf dem Umweg über ein katalanisches Bestiarium.109 Somit liefern diese Seekarten ein weiteres Beispiel für kartographische Seeungeheuer, die sich aus wissenschaftlichen Texten ableiten; interessant ist, dass die Macher dieser Karten (oder die der Kartenvorlagen) sich für die Darstellung von diesen und nicht von anderen Seemonstern aus dem zu Rate gezogenen Bestiarium entschieden haben.


Abb. 25 Eine Sirene mit zwei Fischschwänzen umgeben von Inseln im Indischen Ozean auf einem Bild im katalanischen Weltatlas von 1375 (Paris, Bibliothèque nationale de France, MS Espagnol 30).

Der katalanische Atlas enthält noch weitere Seeungeheuer, jedoch aus einer anderen Quelle – es sind zwei ähnliche Gruppen, eine davon im Persischen Golf, die andere im Indischen Ozean. Im Persischen Golf schwimmen zwei nackte Männer, die etwas wie bunte Steine sammeln, und zwei gut bezahnte Seeungeheuer schwimmen weg von ihnen (Abb. 27). Eine Legende im nordwestlichen Quadranten, am nördlichen Ende des Persischen Golfs erklärt, dass die Männer nach Perlen tauchen und Zaubersprüche einsetzen, um die Seemonster fern zu halten, damit sie beim Perlentauchen nicht gefressen werden:110

Denant la bocha del flum de Baldach mar de les Índies e de Pèrssia. Ací són pescades les perles les quals són aportades en la ciutat de Baldach, e los pescados qui les pesquen abans que devaylen en lo fons de la mardien los seus encantaments per tal que los pexos fugen.


Abb. 26 Drei verschiedene Arten von Sirenen im Indischen Ozean auf der katalanischen Estense-Weltkarte von 1460 (Modena, Biblioteca Estense Universitaria, C.G.A. 1).

Vor der Mündung des Flusses Baldach [der Fluss von Bagdad, d.h. der Tigris] ist das Meer von Indien und von Persien. Hier fischen sie nach Perlen, die sie in die Stadt Bagdad bringen. Bevor die Fischer auf den Grund des Meeres tauchen, sprechen sie ihre Zauberworte, damit die Fische flüchten.

Eine zweite Legende direkt über den Männern erklärt noch genauer:111

En la mar índich en la qual són pescados e ay illes molt riques, mas los pescados abans que devallen a la mar dien ses encantacions per les quals los pexos molt fugen, e si per aventura los pescadós develaven pescar [a] que no aguessen dites les lurs encantacions, los pexos los menjarien, e aço és molt provada cosa.


Abb. 27 Perlentaucher, durch deren Zauberspruch die Fische flüchten, im Persischen Golf auf einem Bild im katalanischen Atlas von 1375 (Paris, Bibliothèque nationale de France, MS Espagnol 30).

Im Indischen Ozean gibt es Fischer und sehr reiche Inseln. Die Fischer, die im Meer tauchen, sprechen bevor sie nach unten gehen eine Zauberformel, um die Fische in die Flucht zu schlagen. Sollten die Fischer versehentlich tauchen, ohne die Zauberworte gesprochen zu haben, werden sie von den Fischen gefressen. Und dies hat sich gut bewährt.

Platziert ist dieser Bildtext zwar im Persischen Golf, dennoch ist darin die Rede vom Indischen Ozean. Und genau in diesem Ozean gibt es noch eine andere ähnliche Abbildung mit Perlentauchern und Seeungeheuern: Zwei nackte Männer, von denen einer nach etwas in der Tiefe greift, während der andere einen Fisch hält, und zwei jeweils zu einer Seite hin flüchtende Seeungeheuer.

Die Quelle dieser bemerkenswerten Legende über Zaubersprüche, die Seeungeheuer vertreiben, damit sie den Perlentauchern nicht schaden, ist Le devisament du monde (Die Wunder der Welt) von Marco Polo (ca. 1254–1324), der in seinem Kapitel über die Provinz »Maabar« (Malabar) oder Coromandel an der Ostküste von Indien eine Methode des Perlentauchens und dem Schutz vor Seemonstern durch Magie beschreibt. Marco Polo berichtet, dass die Taucher112

… auch jene Männer bezahlen müssen, die die großen Fische bezaubern, um sie von den Perlentauchern abzuhalten, damit sie diese nicht verletzen; ihnen steht ein Zwanzigstel vom Gewinn zu. Diese Fisch-Magier gehören zur Kaste der Brahmanen und ihr Zauber wirkt nur bei Tag, denn sie lösen ihn am Abend, damit etwaige Perlendiebe durch die Furcht vor raubgierigen Fischen nachts vom Tauchen abgehalten werden. Diese Brahmanen verstehen sich auf das Verzaubern von Raubtieren, Vögeln und allen Lebewesen.

Obwohl Marco Polo die Seeungeheuer nicht genau beschreibt und diese im katalanischen Atlas eher unspezifisch dargestellt sind, handelt es sich wahrscheinlich um Haie.113 Die in dieser Legende114 beschriebene Situation ist einer der seltenen Fälle, in denen von Menschen berichtet wird, die Seeungeheuer lieber beherrschen, als auf deren Gnade angewiesen zu sein.115 Es liegt nahe, Marco Polos Bericht über die Abwehr von Seeungeheuern mit Zauberformeln als eine Umkehrung der traditionellen Geschichte über Sirenen zu sehen, die mit ihren Liedern die Männer in ihren tödlichen Bann ziehen. Sie geht auf Homers Odyssee zurück und erscheint auch in mittelalterlichen Bestiarien.

Eine sehr ähnliche Legende mit Männern, die im Indischen Ozean nach Perlen und Edelsteinen tauchen und dazu Seeungeheuer mit Zaubersprüchen fernhalten, befand sich auf einer nun verlorenen Karte aus der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts. Die Legenden dieser Karte sind aber noch in einer Handschrift aus demselben Jahrhundert in Genua erhalten.116 Nach diesen zu urteilen, hatte die Seekarte ein recht umfangreiches Programm an abgebildeten Ungeheuern, denn es gibt sogar Bildtexte über die verschiedenen Arten von Sirenen im Indischen Ozean, über Jona, der vom Wal verschluckt wird, und über Wale, die mit Inseln verwechselt werden.117 Die Formulierung der Legende über Jona lässt deutlich erkennen, dass es hierzu eine Illustration gab; Jona-Darstellungen auf mittelalterlichen Karten sind extrem selten und tatsächlich fällt mir als einziges Beispiel nur die bereits erwähnte Beatuskarte von Gerona (Abb. 5) ein. Insofern ist der Verlust dieser Karte besonders tragisch.

Die Legende über Wale, die fälschlicherweise für Inseln gehalten wurden, erzählt einen der eindrucksvollsten Mythen über die Gefahren des Meeres und seiner Monster:

In isto mari Indiarum inueniuntur ballene sic magne quamuis videntur insulas fore. Et aliquando propter terram quam tenet super ipsas nascitur herba super eorum sehenas. Homines vero transeuntes innemde [oder innenide], aliquando super ipsas ballenas ascendunt; que posteaque senserunt motus hominum super ipsas, in fondo vadant. Et sic homines dimerguntur.

Im Indischen Ozean gibt es Wale, die so groß sind, dass sie wie Inseln erscheinen. Und oft sind sie so mit Erde bedeckt, dass sogar Pflanzen auf ihrem Rücken wachsen. Manchmal landen Männer, die zur See fahren, auf diesen Walen, die dann, sobald sie die Bewegung der Menschen auf ihrem Rücken verspüren, eilig in die Tiefe abtauchen. So sind die Männer ertrunken.

Der Mythos von mit Inseln verwechselten Walen geht auf den Physiologus zurück, einem anonym verfassten Werk über Tiere, Pflanzen und magische Steine, das zwischen dem zweiten und vierten Jahrhundert erstellt wurde, und erscheint in mittelalterlichen Bestiarien.118 Es ist durchaus anzunehmen, dass die Illustrationen zu diesem Mythos auf der verlorenen Karte denen ähnelten, die wir in Bestiarien sehen (Abb. 28), mit dem Unterschied, dass nach den Schilderungen in Bestiarien die Seemänner auf dem Rücken des Wals ein Feuer angezündet haben, was den Wal zum Untertauchen veranlasste, während die Legende auf der Karte kein Feuer erwähnt.Drei von vier der Seeungeheuer-Legenden auf der verlorenen Karte beschreiben diese Monster im Indischen Ozean, und wie wir oben (S. 43–45) gesehen haben, sind die meisten Ungeheuer auf den katalanischen Karten ebenfalls dort verortet. Somit reihen sich diese Karten in die lange mittelalterliche Tradition ein, das weit von Europa entfernte Meer als Ort des Wunderlichen und Monströsen zu typisieren.119

Ein Großteil der Legenden dieser verlorenen Karte gleicht denen auf der Karte des Bartolomeo Pareto von 1455 so sehr, dass es scheint, die Karten entstammen derselben Werkstatt. Dennoch gibt es einen signifikanten Unterschied, denn Erstere war mit Seeungeheuern ausgestattet, die Pareto-Karte dagegen nicht – weder in Legenden erwähnt, noch auf Abbildungen gezeigt. Somit hatte in einem Fall der Kunde für Seeungeheuer bezahlt, im anderen Fall eben nicht – ein Thema, das wir im Folgenden näher betrachten.

Seeungeheuer und Monsterfische

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