Читать книгу Falkenrache - Chris Svartbeck - Страница 4
Schlechte Nachrichten
Оглавление„Das ist nicht dein Ernst!“ Großmeister Ro starrte Ze Braunhand fassungslos an.
„Kein einziger?“
„Kein einziger!“, bekräftigte Ze.
Ro sank fassungslos auf den Schemel. Das fehlte gerade noch. Die Kristallkammer war seit dem Aufstand chronisch unterbesetzt. Es hatte ihn mehr als drei Menschengenerationen Zeit gekostet, sie auch nur einigermaßen wieder arbeitsfähig zu bekommen. Aber wenn jetzt auch noch der Rohstoff fehlte ...
„Hast du in den Eisbergen nachgesehen? In den östlichen Himmelsbergen? Und im Süden?“
„Vom Nordmeer bis in die letzte Spitze der Drachenschwanzberge. Nichts. Nirgends. Kein einziger Drache mehr.“
Der letzte Sucher hatte noch Drachen fliegen sehen. Zugegeben, nur zwei sehr müde, alte Drachen, aber trotzdem ...
Das war wie lange her? Ro rechnete nach. Achtzehn Regenzeiten. Das bedeutete, sie hatten keine Jungen mehr gezeugt.
Und ohne junge Drachen gab es auch keine jungen Zauberer.
Ro wurde heiß und kalt zugleich. Sie waren die letzten. Außerhalb dieser kristallinen Wände gab es keinen einzigen Zauberer der ersten Generation mehr. Keine Verstärkung. Keinen Nachwuchs. Sie hatten ihren Ursprung verloren.
Und damit die Quelle ihrer Kraft.
Ro spürte, wie sich eine eisige Faust um ihn schloss. Wie sollte er das den anderen erklären?
Mit einer schroffen Handbewegung entließ er Ze Braunhand. Dann trat er an die Wand, zog mit dem Zeigefinger eine kaum sichtbare Linie nach. Die Wand wurde wasserklar.
Tief unter ihm lag Sawateenatari, ausgebreitet und übersichtlich wie eine Landkarte. Weit genug weg, dass er weder von dem Dreck noch von dem Lärm belästigt wurde. Nah genug, um alles im Auge zu behalten. Auch ... Ros Blick wanderte zu dem höchsten Punkt der Anhöhe, auf der die Stadt gegründet worden war. Schlanke Türme, trutzige Mauern. Der Palast. Die einzige andere Quelle der Zauberei, die Karapak verblieben war.
Und tabu.
Dieser verdammte Pakt. Welcher Sandteufel hatte ihn damals bloß bewogen, so einem hirnverbrannten Blödsinn zuzustimmen? Gewaltentrennung. Pah! Wo doch sowieso ein Zauberer auf dem Thron saß. Aber die Kristallkammer hatte es geschrieben und geschworen. Keine Einmischung in die Politik oder in Belange des Königshauses. Also konnte er von dort keinen Nachschub bekommen. Keine Zauberer und erst recht keine neuen Spiegel. Von den sehr wenigen Mitgliedern abgesehen, die freiwillig kamen, war die Nahne-Sippe für ihn sakrosankt.
Allerdings nur so lange, wie sie das Königshaus stellten.
Das musste nicht für immer sein.
Vielleicht ergab sich ja eine Möglichkeit ...
Ro war bereit, geduldig darauf zu warten. Mit Warten kannte er sich aus. Das hatte er schon einmal über ein paar Jahrhunderte bewiesen. Und gegebenenfalls konnte er ja etwas nachhelfen, wenn es zu lange dauerte.