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9.

Am nächsten Morgen saßen Ernest, Eric und Christopher im Speisesaal und frühstückten.

»Na, Ernest, wie war der Film, den du gestern Abend noch schauen wolltest?«, fragte Christopher interessiert.

»Bin dabei eingepennt«, antwortete dieser mürrisch.

»Ja, so was kann schon mal vorkommen«, witzelte Eric und grinste Ernest an. Dann wandte er sich an Christopher. »Du hast uns noch gar nichts von deiner Himalaja-Expedition erzählt.«

»Ach ja, stimmt.« Christophers Miene wurde ernst. »Da ist etwas Eigenartiges passiert.« Nach kurzem Zögern erzählte Christopher von der großen Höhle innerhalb des Gletschers und von den eigenartigen Objekten, die er und Dawa entdeckt hatten. Christopher war derart in seine Erzählung vertieft, dass er nicht bemerkte, wie sich Ernests Gesicht immer mehr verdüsterte. Als der seinen Bericht beendet hatte, senkte er seinen Kopf und starrte nachdenklich auf seine Hände, die in seinem Schoß lagen. »Ich weiß, ich habe mich wie ein Feigling verhalten.«

»Nein, ihr habt völlig richtig gehandelt«, sagte Ernest sofort. »Ihr wart tief im Innern eines Gletschers und befandet euch in einer gefährlichen Situation. Auch wenn der Boden hart und stabil war, die Decke der Höhle hätte einstürzen und euch begraben können Es war klug von euch, so schnell wieder zu verschwinden.«

Für eine Weile sagte niemand etwas.

»Erzähl uns doch, was du gestern Abend noch Interessantes erlebt hast«, unterbrach Eric die Stille.

»Gestern Abend? Ach so, da ist mir tatsächlich auch etwas Eigenartiges passiert«, begann er, worauf ihn Ernest und Eric erwartungsvoll ansahen.

Christopher erzählte von dem Zusammenstoß und dem anschließenden Gespräch mit Michelle Evans. Als er erwähnte, dass sie bei einem Pharmakonzern arbeitete, wurden Ernest und Eric sofort hellhörig.

»Du hast nicht gefragt, bei welchem?«, fragte Ernest ärgerlich.

»Sie wollte nicht darüber reden. Sie schien sehr verstimmt zu sein. Sie sagte, sie hätte gerade große Scherereien gehabt. Aber wie gesagt, sie wollte nicht darüber reden. Ich hab sie auch nicht mehr weiter gedrängt. Ich dachte, sie würde später noch mal darauf zurückkommen.«

»Du sagtest, sie sei plötzlich abgehauen, als du den Namen von Mark erwähntest?«

»Ja. Ich hatte nur unsere Vornamen genannt, aber bei Mark fragte sich noch nach dem Nachnamen. Als ich den nannte, hatte sie es plötzlich sehr eilig. Sie entschuldigte sich und meinte, es hätte nichts mit mir zu tun.«

»Das ist äußerst merkwürdig.«

»Scheint so, als hatte sie schon das Vergnügen mit ihm gehabt«, mutmaßte Eric. »Aber anscheinend nicht auf eine erfreuliche Art und Weise.«

»So was habe ich auch schon vermutet. Vielleicht sollten wir ihn fragen, ob er eine Michelle Evans kennt.«

»Ich werde es gleich versuchen«, versprach Ernest und kramte seinen Kommunikator hervor. »Bin mal gespannt, was er dazu sagt.«

»Vielleicht hat das gar nichts zu bedeuten«, meinte Eric. »Oder wenn Mark uns aus Geheimhaltungsgründen gewisse Dinge nicht verraten darf, wird er vielleicht Probleme kriegen, wenn die Konzernleitung erfährt, dass wir diese Michelle Evans kennen.«

Während Ernest die Verbindung zu Mark Henderson herzustellen versuchte, redeten Eric und Christopher weiter.

»Du sagtest doch, sie hätte sich in der Bar mit jemandem getroffen, bevor es zu eurem Zusammenstoß kam.«

»Ja, genau das sagte sie«, erinnerte sich Christopher wieder.

»Was wäre, wenn es Mark gewesen war, mit dem sie sich getroffen hatte?«

Christopher sah Eric eine Weile nachdenklich an.

»Mark ist gerade nicht erreichbar«, unterbrach Ernest die beiden. »Da kommt nur der Anrufbeantworter.«

»Eigenartig«, meinte Christopher. »Er ist doch sonst immer erreichbar.«

»Nehmen wir mal an«, fuhr Eric nach einem kurzen Moment fort, »Michelle Evans arbeitet tatsächlich bei Norris & Roach. Und nehmen wir an, sie kennt Mark und hat sich sogar unmittelbar vorher mit ihm in der Bar getroffen. Was könnte dann der Grund gewesen sein, dass sie bei der Erwähnung seines Namens derart verstört wirkte? Vor allem, nachdem sie sich bis zu diesem Zeitpunkt bestens mit dir unterhalten hatte.«

Es war die typische Art von Eric, Probleme und Rätsel zu analysieren und Zusammenhänge auf den Punkt zu bringen. Nach einer kurzen Pause fragte er weiter: »Falls sie sich tatsächlich mit Mark getroffen hatte, worüber könnten die beiden gesprochen haben?«

»Bestimmt über etwas Unangenehmes für sie«, folgerte Christopher. »Deshalb war sie so verärgert. Es machte ganz den Anschein, dass der Zeitpunkt dieses Ärgernisses noch nicht weit zurücklag.«

»Aber Mark ist doch kein Angestellter dieses Pharmakonzerns«, gab Ernest zu bedenken. »Was hat er dann mit ihr zu schaffen?«

»Das sollten wir ihn fragen.«

»Vielleicht sollten wir uns gar nicht so viele Gedanken darüber machen«, meinte Christopher besänftigend. »Es ist ja nicht gesagt, dass sie sich mit Mark getroffen hat. Vielleicht ist sie ihm tagsüber in der Firma begegnet, hatte sich dabei Ärger eingehandelt und sich abends mit einem Freund oder einer Freundin in der Bar getroffen.«

»Christopher hat teilweise recht. Solange wir nicht mit Mark gesprochen haben, bringt es uns nichts, uns die Köpfe zu zerbrechen.« Ernest schien erleichtert und nahm noch einen Schluck Kaffee. »Sobald ich Mark erreiche, werde ich ihn fragen, ob er sie kennt. Vielleicht weiß er, warum sie Ärger hatte.«

Nach dem Frühstück gingen sie getrennte Wege, denn jeder von ihnen musste noch ein paar wichtige Angelegenheiten erledigen und bestimmte Dinge besorgen.

Am Abend trafen sie sich wieder im Hotel, um gemeinsam zu essen und die letzten Details zu besprechen. Mark war jedoch während des ganzen Tages nicht erreichbar gewesen. Da sie am nächsten Morgen frühzeitig abreisen wollten, begaben sie sich nicht allzu spät in ihre Zimmer.

Die Kolonie Tongalen

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