Читать книгу Die Kolonie Tongalen - Chris Vandoni - Страница 23

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16.

Nachdem die Triebwerke verstummt waren, öffneten sie ihre Sicherheitsgurte, blieben jedoch noch eine Weile sitzen.

»Was nun?«, fragte Christopher ratlos.

»Wir sitzen ganz schön in der Tinte«, knurrte Ernest.

»Ganz schön dreist, wie sich dieser Pirat vor der Haustür von Tongalen verhalten hat«, meinte Eric. »Mark wird staunen, wenn wir ihm das erzählen.«

»Er wird es bestimmt wieder herunterspielen«, winkte Christopher lakonisch ab. »Aber so, wie es aussah, wollten die uns entführen.«

»Wir müssen unbedingt mit den Leuten Kontakt aufnehmen, denen wir die Substanzen abliefern und von denen wir die Mineralien bekommen sollen«, schlug Eric vor.

»Die in unseren Auftragsdaten enthaltenen Kommunikationsfrequenzen sollten uns automatisch mit den richtigen Leuten in Verbindung setzen«, erklärte Christopher. »Aber anscheinend ist das nicht geschehen, sonst hätte sich nicht plötzlich ein Fremder gemeldet.«

»Das waren definitiv nicht die Leute, denen wir etwas abliefern oder etwas überbringen sollten.«

»Dann schick mal auf der Kommunikationsfrequenz eine manuelle Nachricht. Sag den Leuten doch einfach, wir wären eingetroffen und mit einer Panne im Dschungel gestrandet.« Ernest wirkte gereizt.

Christopher verfasste zwei Nachrichten, eine für die Lieferanten der Mineralien und die andere für die Niederlassung von Norris & Roach, las aus dem Bordsystem die Frequenzen aus und fügte sie den Nachrichten hinzu. Danach verschlüsselte er sie und schickte beide ab.

»Wir werden eine Bestätigung bekommen, in der wir sehen, wann und von wem die Nachrichten abgerufen wurden«, erklärte er.

»Sehr gut«, lobte Ernest.

»Dann werden wir sofort sehen, ob sie jemand abfängt.«

Keine Viertelstunde später traf die erste Antwort ein. Ein Mann namens Daniel Beckman teilte ihnen mit, man könne ihnen keine technische Unterstützung bieten, man solle sich doch an die Wartungsgesellschaft im Raumhafen wenden. Diese würde das Schiff bestimmt wieder flottkriegen. Er schrieb außerdem, wo man die Ladung mit den Mineralien abholen könne und dass man auf sie warten würde.

Michelle nahm daraufhin Kontakt mit der Wartungsgesellschaft auf, gab die Position der Space Hopper an und nannte als Grund der Panne einen Triebwerksschaden. Eine weibliche Stimme antwortete ihr, man werde sich am nächsten Tag darum kümmern, und sie sollten an der gegenwärtigen Position verbleiben.

Kurz darauf traf die zweite Antwort ein. Eine Sachbearbeiterin von Norris & Roach namens Afra Melinn bedauerte ihr Missgeschick und bot ihnen an, die chemischen Substanzen abholen zu lassen. Man werde ein paar Leute mit einem Fluggleiter schicken, denen sie die Fracht übergeben könnten.

»Na toll!« Ernest verdrehte verärgert die Augen. »Dann sitzen wir hier erst einmal fest. Wenn wir starten, werden wir von den Piraten sofort wieder geortet.«

Christopher hatte während der Wartezeit verschiedene Analysen durchgeführt. Die Luft in dieser Gegend war mit hoher Feuchtigkeit gesättigt, die Temperaturen bewegten sich etwas über dreißig Grad, die des Sees um sechsundzwanzig Grad. Die Sonne hatte Mühe, mit ihren Strahlen die feuchte Atmosphäre zu durchdringen, aber vereinzelte Schatten zeugten davon, dass es ihr an einigen Stellen trotzdem gelang.

»Betrachten wir es doch als Urlaub.« Christopher zeigte mit dem Finger durch das Panoramafenster nach draußen. »Das ist das reinste Paradies.«

»Ich würde sehr gerne schwimmen gehen«, schwärmte Michelle. »Scheint ja angenehm warm zu sein.«

»Na ja, wenn ihr wollt«, brummte Ernest. »Für mich ist das zu anstrengend. Bei dieser Luftfeuchtigkeit halte ich es sowieso nicht lange aus.«

»Aber du könntest trotzdem kurz nach draußen kommen«, meinte Eric. »Ein bisschen frische Luft schadet auch dir nichts.«

»Ja, das schaff ich bestimmt noch. Aber wenn es ungemütlich wird, verziehe ich mich wieder ins Schiff.«

»Ich werde die Mobilkonsole unseres Bordsystems mitnehmen«, sagte Christopher. »Am besten schalten wir auch noch den Spiegelschirm ein.« Er tippte den entsprechenden Befehl ins System ein. Dann verließ er das Terminal, verschwand kurz in seiner Kabine und zog sich leichtere Kleider an.

Als er zurück in den Aufenthaltsraum kam, waren alle außer Michelle bereit, das Schiff zu verlassen.

»Frauen brauchen immer etwas länger, um sich umzuziehen«, spöttelte Ernest.

Kaum hatte er den Satz beendet, kam Michelle den Gang entlang und betrat, nur mit einem weißen, bauchfreien Top mit dünnen Spaghettiträgern und dunkelblauen Shorts bekleidet, den Aufenthaltsraum.

»Da bin ich schon.« Sie sah die anderen der Reihe nach an.

Ernest und Eric starrten sie mit offenem Mund an, während Christopher ein Grinsen nicht verkneifen konnte.

»Gehen wir?«, fragte sie, worauf Ernest und Eric sich wieder auf ihr Vorhaben besannen und verlegen zum Ausstiegsschott trotteten.

Die beiden hatten sich eine leichte Tasche umgeschnallt, in der sie ihre Raucherutensilien mitführten, und waren mit Shorts und Poloshirts bekleidet, während Christopher bereits nur noch eine Badehose und ein T-Shirt trug.

»Was ist ein Spiegelschirm?«, fragte Michelle, nachdem sie ins Freie getreten war und neben Christopher herging.

»Ein ganz spezieller Energieschirm, der von außen wie Tausende winziger Spiegel wirkt. Dadurch wird der Raumgleiter aus der Höhe praktisch unsichtbar, weil sich die Umgebung in allen möglichen Winkeln nach oben und zur Seite spiegelt.«

»Genial.«

»Innerhalb dieses Spiegelschirms befindet sich der eigentliche Energieschirm, der jegliche Energiestrahlung, die das Schiff abgibt, ebenfalls abschirmt.«

»Dann kann der Gleiter gar nicht entdeckt werden.« Michelle zeigte sich beeindruckt.

»So soll es auch sein.«

»Was lässt sich mit der Mobilkonsole alles anstellen?«

»Damit kann ich den Gleiter praktisch fernsteuern, mich in die Ortung und in das Kommunikationssystem einschalten. Umgekehrt meldet mir die Konsole alles, was im Gleiter vor sich geht. Jede Ortung, jeder Funkspruch wird auf die Konsole übertragen.«

Hintereinander wanderten alle vier das leicht abschüssige Gelände in Richtung Seeufer, das sich etwa hundert Meter von der Landefläche entfernt vor ihnen ausbreitete. Eric ging voran und inspizierte zwischendurch einige Pflanzen, während Ernest, an zweiter Stelle gehend, sich mehr für den Himmel interessierte. Es folgte Michelle. Christopher schließlich bildete das Ende der Kolonne und hielt auf dem Display der Mobilkonsole Ausschau nach Ortungssignalen.

»Bis jetzt ist der Himmel sauber«, bemerkte er, als sie das Seeufer erreicht hatten.

»Ich habe auch nichts herumfliegen sehen«, bestätigte Ernest.

»Dann können wir ja beruhigt schwimmen gehen«, freute sich Michelle.

»Wir sollten uns noch vergewissern, dass im Wasser keine Gefahren lauern«, warnte Eric. Er öffnete seine Tasche, entnahm ihr ein paar kleine tellerförmige Gegenstände und warf einen nach dem anderen in weitem Bogen ins Wasser, jeden in eine andere Richtung.

»Was sind das für Dinger?« Michelle sah den Scheibchen hinterher, bis sie im Wasser versanken.

»Sensoren«, antwortete Christopher. »Sie messen Bewegungen, Energie- und Wärmestrahlungen und Nerven- und Hirnströme. Wenn sich ein Wesen auf etwa hundert Meter einem Sensor nähert, meldet er es der Mobilkonsole. Somit werden wir rechtzeitig vor eventuellen Gefahren gewarnt.«

»Wir sollten noch eine Weile warten, bevor wir ins Wasser gehen«, schlug Eric vor. »Wenn die Sensoren in dieser Zeit nichts melden, sollte keine Gefahr bestehen.«

»Eric hat recht«, bestätigte Ernest. »Lieber etwas zu vorsichtig als umgekehrt.« Er ließ sich langsam auf einen großen Stein nieder, griff in die Tasche und holte seine Tabakpfeife hervor. Eric setzte sich neben ihn auf den von Moos und Pflanzen bedeckten Boden und tat es ihm gleich.

»Oh je, jetzt werden wir eingenebelt«, beklagte sich Christopher.

»Ihr könnt euch etwas abseits von uns hinsetzen«, schlug Ernest vor, was Christopher und Michelle sofort taten.

Als sie sich in einiger Entfernung auf den Boden gesetzt hatten, sah Christopher Michelle von der Seite an und sagte: »Du hast nie viel aus deiner Vergangenheit erzählt.«

»Du hattest nie danach gefragt.«

»Ich wollte dich nicht bedrängen. Ich dachte, wenn dir danach ist, wirst du es von selbst tun.«

»Na ja, vielleicht hat sich nie die passende Gelegenheit ergeben.«

»Über unser Team wolltest du aber eine Menge wissen.«

Michelle lächelte. »Es hat mich interessiert.«

»Kann es sein, dass du damit von dir ablenken wolltest? Wolltest du vielleicht, dass ich keine Gelegenheit bekomme, dir Fragen über dich zu stellen?«

»Eigentlich nicht, aber mir war nie danach, über mich zu reden. Es hat wirklich nichts zu bedeuten. Es ist meine Art, mich nicht so sehr in den Vordergrund zu stellen.«

»Das ist auch eher meine Art.«

An ihrer rechten Schläfe bahnte sich langsam ein Schweißtropfen den Weg nach unten, am Auge vorbei zur Wange. Er beobachtete dieses dünne Rinnsal eine Weile, bevor er mit seinem Zeigefinger sanft den Weg des Tropfens auf ihrem Gesicht nachzeichnete.

Für einen kurzen Moment schloss sie ihre Augen, atmete tief ein und wieder aus. Dann wandte sie ihm das Gesicht zu und lächelte verlegen.

»Es ist sehr schwül«, sagte sie, um dem Moment etwas die Spannung zu nehmen. »Am liebsten würde ich mich jetzt ins Wasser stürzen.«

»Na, dann lass uns eintauchen.« Christopher stand auf und streckte ihr die Hand entgegen. Sie griff danach und zog sich hoch.

Die Kolonie Tongalen

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